Damona King Nr. 106: Satans fünfte Kolonne

Damona King Nr. 106: Satans fünfte Kolonne


Der Buick bog mit abgeblendeten Scheinwerfern in die Seitenstraße ein. Die nackten, feuchtglänzenden Ziegelsteinwände schienen das sanfte Brummen des Motors zu verschlucken, und der mattschwarze Lack verschmolz schon nach wenigen Metern mit den Schatten, so daß das Fahrzeug von der Straße aus praktisch unsichtbar war. Unrat und Glassplitter knirschten unter den breiten Reifen, als der Wagen vor einer Barriere aus überquellenden Mülleimern und aufeinandergestapelten Kisten zum Stehen kam. Das Grollen des Motors erstarb. Sekundenlang rührte sich nichts. Dann wurde die Beifahrertür vorsichtig geöffnet, und ein hochgewachsener, in einen maßgeschneiderten Anzug gekleideter Mann stieg aus. Seine rechte Hand ruhte in einer nicht ganz zufällig wirkenden Haltung auf der Jackentasche; der Hut war weit ins Gesicht gezogen, weit genug, daß man von seinen Zügen wenig mehr als ein Muster aus Licht und Schatten erkennen konnte, aber nicht so weit, daß er ihn beim Sehen behinderte. Er blieb einen Moment reglos neben dem Wagen stehen, warf einen sichernden Blick zur Hauptstraße hinunter und näherte sich dann der Barriere aus Abfallbehältern und Kisten. Rasch, aber gründlich und nahezu lautlos durchsuchte er den Abfallhaufen, quetschte sich schließlich, ohne die mindeste Rücksicht auf seinen Anzug zu nehmen, durch eine Lücke in der Barriere und ging ein paar Schritte die Straße hinunter. Sie endete nach wenigen Metern vor einer glatten, fugenlosen Betonmauer, deren Oberseite von einem Geflecht aus Stacheldraht und Glasscherben gekrönt war.


von Henry Wolf, erschienen am 07.03.1983, Titelbild: Ugurcan Yüce