Falkengrund Nr. 31: Engel, Gift und finstre Diebe
Falkengrund Nr. 31: Engel, Gift und finstre Diebe


Als sie sich dem Ort näherte, glaubte sie, der andere sei noch nicht gekommen. Doch an einer bestimmten Stelle merkte sie, dass sie sich irrte. Er war längst da und wartete auf sie. Nur stand er nicht auf dem Erdboden, wo seine dunkle Gestalt das Gras verdeckt hätte und ihr dadurch schon von weitem ins Auge gefallen wäre, sondern er schwebte in einer Höhe von vier oder fünf Schritt über dem Boden, so dass er nur die Sterne verbarg, und den Mond, wenn man ihn aus dem richtigen Winkel betrachtete. Er war größer als ein Hirsch, und die knorrigen Flügel, die bewegungslos aus seinem Rücken ragten, hatten tatsächlich eine gewisse Ähnlichkeit mit einem Geweih. Er brauchte nicht mit den Flügeln zu schlagen, um in der Luft zu schweben - die Fähigkeit des Fliegens war ein so tiefer Bestandteil seiner Existenz, dass keine physikalischen Spielchen mehr nötig waren. Er brauchte auch nicht zu atmen, um zu leben, den Mund nicht zu bewegen, um zu sprechen. Kein körperliches Herz schlug in seiner Brust, und doch pochte die Luft in seiner Umgebung, angestoßen von einer Energie, die in kleinen Schüben aus ihm herausstrahlte, wie ein Puls.