John Sinclair und Jason Dark in der Presse
Artikel ab dem 1.1.2003


Badisches Tagblatt vom 01.02.2003 (Geschrieben  von Antje Schipporeit)
Drei Tage für einen Sinclair-Roman
Helmut Rellergerd schickt seit 25 Jahren den Geisterjäger auf Abenteuer aus.

Auf dem Schreibtisch liegen Zeitschriften - P.M. History, GEO und Der Spiegel, daneben die FAZ. Helmut Rellergerd hackt auf die Tasten seiner mechanischen Schreibmaschine ein - mit Zeige- und Mittelfingern. Auf dem Papier wachsen Sätze wie diese: "Ich hatte die bewusstlose Frau angehoben, um sie nicht mitten in der Garage liegen zu lassen. Sie öffnete die Augen. Ihr Blick war verhangen, als hätte jemand kleine Gardinen über ihre Pupillen gehängt."

Der Ich-Erzähler ist John Sinclair, englischer Geisterjäger von Scotland Yard - eine Romanfigur, die sich Rellergerd in den 70er Jahren für den Verlag Bastei Lübbe ausdachte. Vor 25 Jahren schrieb er den ersten Band dieser Gruselserie, die wöchentlich erscheint - Auflage 60 000 Stück. Autor aller Hefte ist Jason Dark - ein Pseudonym, hinter dem sich Rellergerd lange versteckte.

Ich wollte nicht, dass meine Kinder in der Schule gehänselt werden", erklärt der Autor, der eine Gesamtauflage von 270 Millionen vorweisen kann. Inzwischen sind Sohn und Tochter 28 und 27 Jahre alt, und der Horrorautor aus Bergisch-Gladbach lässt sich unter seinem richtigen Namen ins Fernsehen einladen. Kürzlich saß er in der NDR-Talkshow zwischen Sabine Christiansen und Anastasia. Die staunten, als er zugab, ohne Computer, Internetanschluss, Handy und Führerschein zu leben. Pro Monat schreibt er vier Romane und ein Taschenbuch mit jeweils 60 Seiten. Um 6.30 Uhr klingelt der Wecker, von 7.45 bis 13 Uhr setzt er sich im Dachgeschoss seines Hauses an die Schreibmaschine. Zwischen 25 und 30 Seiten schafft er, nach der Mittagspause geht es weiter rund drei Tage für einen Roman. Außerdem wählt er eine Grafik für das Cover aus, betreut die Leserseite, auf der er Fans mit Fotos und Informationen füttert, und beantwortet Fanpost. "Rund 160 000 Briefe habe ich bis jetzt bekommen", berichtet er.

Helmut RellergerdGeboren in Dahle im Sauerland, in Dortmund aufgewachsen und zur Schule gegangen, lernte der junge Rellergerd seinen Eltern zuliebe "etwas Anständiges" - Chemielaborant bei Hoesch. 1966 verkaufte der 21-Jährige nebenbei seinen ersten Krimi an Bastei-Lübbe. Sieben Jahre später kündigte er bei Hoesch und begann als Redakteur und Autor bei dem Verlag. Seit Mitte der 90er schreibt er nur noch Stories über den englischen Geisterjäger.


Abends liest Helmut Rellergerd - vor allem wissenschaftliche Zeitschriften und Zeitungen. Darin findet er oft Ideen für den nächsten Vormittag: "Zurzeit habe ich eine Geschichte beendet, die sich über vier Hefte hinzieht und von einem Maria-Magdalena-Kult handelt." John Sinclair jagt nicht nur Vampire, Hexen und Zombies sondern war schon in Atlantis, hat Templer getroffen und ist in der Zeit herumgereist - zurück zu den Kreuzrittern oder in biblische Zeiten.

Das ein Mensch allein für eine wöchentliche Romanreihe schreibt, ist eine Ausnahme. Für die Krimi-Serie ,Jerry Cotton' haben wir beispielsweise acht feste Autoren, die auch noch für andere Teams schreiben", erklärt Peter Thannisch. Der Redakteur beim Bastei-Lübbe-Verlag weiß auch, warum Rellergerd keinen Computer benutzt: "Wenn der das Wort Ende' schreibt, zieht er das Blatt aus der Maschine und legt sofort ein neues ein. Der hat gar keine Zeit, sich auf einem PC einzuarbeiten." Der Autor selbst behauptet , er wolle seine Finger gesund halten und liebe das Geräusch der mechanischen Olympia. Auch im Ausland wird John Sinclair gelesen. Die Hefte werden ins Tschechische, Finnische und Holländische übersetzt. "Für das Publikum in Frankreich, Spanien und Italien haben meine Geschichten zu wenig Sex und Gewalt", sagt Helmut Rellergerd. Und berichtet ein bißchen stolz, dass jeder Roman in Deutschland vom Beirat für Jugendmedienschutz geprüft werde: Sein Geisterjäger sei halt Single und habe mal hier, mal da ein Verhältnis - es müsse sich so ergeben, aufgesetzte Sexszenen mag Rellergerd nicht. Eine Heirat kann er sich für Sinclair nicht vorstellen. "Lieber nicht ich will die Leser nicht verärgern!", wehrt er ab und lacht. 60 Prozent der Fans seien Frauen, die Sinclair schätzen, weil er kein Superman sei und auch mal verlieren könne. "Außerdem sind die weiblichen Figuren in meinen Romanen ziemlich stark: Anders als bei Jerry Cotton muss das Mädchen nicht auf den Helden warten, der sie rettet." Sinclairs Bekannte Jane Collins kann als Detektivin durchaus mit ihrer Pistole umgehen!

BNN vom 18.03.2003 (Geschrieben  von Wolfgang Voigt)
Stadt des Grusels

Wenn irgendwo auf der Welt der Name Baden-Baden fällt, pflegt sich Marketingchefin Brigitte Goertz-Meissner zu freuen. Eigentlich müsste sie es denn auch in diesem Fall. Eigentlich. Denn ausgerechnet der Autor einer Zombie-Grusel-Geister-Romanserie hat sich von der Bäderstadt inspirieren lassen. "Die Blutbrücke" nennt Jason Dark, der eigentlich ungleich harmloser Helmut Rellergerd heißt, seine neueste Hervorbringung. Ein wackerer Geisterbekämpfer, in der Fachsprache "Ghostbuster", verabredet sich auf der vorgeblich geheimnisvollen Brücke mit einem Freund, um von hier aus anämischen Untoten auf die Pelle zu rücken. Potzblitz! Wenn da nicht der Groschenheftchen-Fangemeinde das Blut in den Adern stockt!

Dabei hat die wirkliche Blutbrücke nun wahrhaftig nicht viel Beängstigendes sieht man mal von den Lastautos ab, die sie Tag für Tag zum Erzittern bringen. Was der unerschrockene Geisterjäger schließlich an der Oos erlebt, wird noch nicht verraten. Fest steht allein, dass er alle Abenteuer mit Bravour meistert, damit sein Schöpfer Helmut Rellergerd weiterschreiben kann. Wenn es nicht schon zu spät wäre, könnte man dem findigen Autoren eine wirkliche Gruseltour ans Herz legen. Die müsste zu allererst ins Rathaus führen - ins Büro des Stadtkämmerers. Der würde dem Geisterjäger einen Blick in die kommunalen Finanzen gewähren, woraufhin dem stets siegreichen Ghostbuster das Blut gefröre. Okay, so weit will der Romanautor verständlicherweise nicht gehen. Weshalb er es bei Zombies, Geistern und widerwärtigen Fratzen beläßt.

BNN vom 07.04.2003 (Geschrieben  von "kai", Foto: "Schultes")
Nach der "Blutbrücke" kommt die Teufelszunge

Baden-Baden - Bestellerautor Helmut Rellergerd wird auf seine Suche nach spannenden Storys immer wieder in der Kurstadt fündig. Der geistige Vater des Romanhelden John Sinclair war am Wochenende Gast in Frank Elstners Sendung "Menschen der Woche" und war vom Alten E-Werk so fasziniert, dass es die Kulisse in einem seiner nächsten Krimis abgeben wird. Nach der Baden-Badener "Blutbrücke", die als Titel den nächsten Rellergerd-Reißer schmücken wird, ist das der zweite Zugriff auf kurstädtisches Inventar. Damit nicht genug. Startrompeter Walter Scholz wird zumindest als Ideengeber für einen der nächsten Romanhelden von Rellergerd sein. Der Arbeitstitel steht natürlich fest: "Teufelszunge".

Penthouse 9/2003 (Geschrieben  von Stefanie Müller)
"Ich bin ein Dr. Jekyll!"
Wenn sich Helmut Rellergerd morgens um halb acht an seine Schreibmaschine setzt, schlüpft er in die Rolle von Jason Dark - dem meistgelesenen Autor Deutschlands. Und in die von John Sinclair, dem Geisterjäger.

PENTHOUSE: Herr Rellergerd, wie wurde John Sinclair geboren?

HELMUT RELLERGERD: Ich wäre gerne Journalist geworden, aber ich sollte etwas Anständiges lernen - so wurde ich Chemotechniker. Trotzdem habe ich nebenbei immer geschrieben, und 1973 gab es dann bei Bastei die Serie "Gespensterkrimis". Dafür brauchte ich einen Helden. Es lief damals die Serie "Die Zwei" mit Roger Moore und Tony Curtis, wird ja auch heute noch laufend wiederholt. Moores Serienname war Brad Sinclair, der Name gefiel mir und klang schottisch und gruselig genug. Dann tauschte ich nur noch den Vornamen in John. So einfach war das.

PENTHOUSE: Und wie kamen Sie auf die ersten Geschichten?

HELMUT RELLERGERD: Ach, ich bin ohne Fernsehen aufgewachsen und habe immer viel und gern gelesen. Als Kind Abenteuerromane von Karl May und später auch "harte" Krimis von Mickey Spillane. Die waren in der Stadtbücherei gar nicht zu bekommen, nur so unterm Ladentisch. Dabei waren die überhaupt nicht blutrünstig. Die Adenauer-Ära war einfach schrecklich (lacht). Jedenfalls musste es immer ein wenig gruselig oder spannend sein.

PENTHOUSE: Wann begann sich der Erfolg einzustellen?

HELMUT RELLERGERD: Der Verlag bot mir eine Stelle als Redakteur. Ich nahm an, unter der Bedingung, weiter schreiben zu dürfen. Also arbeitete ich als Redakteur und schrieb abends meine JS-Storys. So alle vier Wochen erschien dann ein Roman. Und es stellte sich sehr schnell heraus, dass sich meine Geschichten innerhalb der Gespensterkrimis am besten verkauften. Da wurde die Serie ausgekoppelt, und seitdem schreibe ich im Auftrag des Verlages jeden Tag John Sinclair.

PENTHOUSE: Das machen Sie jetzt seit 30 Jahren. Hatten Sie nie den Wunsch, etwas anderes zu schreiben?

HELMUT RELLERGERD: Nein. Und zwar deshalb, weil ich mir im Laufe der Jahre um John Sinclair herum eine riesige Welt aufgebaut habe. Ich kann einen Gruselroman schreiben, einen Thriller, Krimi oder eine Fantasy-Geschichte. Im Grunde decke ich mit meinem surrealen Universum alle Themen ab, die ein Autor beschreiben kann. Es gibt Romane, da spielen gar keine Geister mit. Da hatte ich dann einfach Lust, mal wieder einen Krimi zu schreiben.

PENTHOUSE: Das gibt Ihnen ja eine enorme schriftstellerische Freiheit. War das Taktik?

HELMUT RELLERGERD: Nun, man muss sich schon was einfallen lassen. Wenn Sie zehn oder 20 Gruselromane geschrieben haben, ist die ganze Chose vorbei. Zombies, Hexen, Vampire, Werwölfe, dann ist alles durch, und man fragt sich, was es noch geben kann. Und das ist der Moment, wo Sie einen ganzen Kosmos entwickeln. Da spielt dann das Mittelalter rein und die Templer und so weiter. Sinclair ist mehrmals wiedergeboren worden. Und manchmal erinnert er sich dann halt an alte Zeiten.

PENTHOUSE: Stimmt es, dass Sie in jeder Woche einen ganzen Roman schreiben?

HELMUT RELLERGERD: Ja, na ja, nicht jede Woche, sondern eigentlich alle vier Tage. Ich schreibe 30 Seiten am Tag. Ich setze mich morgens um halb acht an meine Schreibmaschine und schreibe dann bis nachmittags.

PENTHOUSE: Das klingt aber sehr nach Fließbandarbeit …

HELMUT RELLERGERD: Ja, sicher! Ich sage auch immer: Ich bin wie ein Beamter. Muss ich sein, obwohl ich Beamte auf den Tod nicht mag. Aber es erfordert einfach Disziplin. Aber die Fans sind mein Motor, es macht Spaß. Wenn man pro Ausgabe 70.000 Leser erreicht und die immer mehr wollen, macht man einfach weiter. Ich bekomme so an die 30 Leserbriefe pro Woche. Sowohl von eingesessenen Fans als auch von Neueinsteigern. Aber 60 Prozent der Leser sind Frauen! Sinclair ist die Serie für Frauen. Viele lesen gerne Gruselgeschichten, und JS ist nicht so brutal. Darf er auch nicht sein, denn jeder Roman wird dem Jugendschutz vorgelegt. Auf den Titelbildern sieht man zwar einiges, aber das ist "Viel Lärm um nichts", wie Shakespeare sagen würde.

PENTHOUSE: Grusel- und Fantasy-Filme haben bei fanatischen Fans heftige psychische Störungen ausgelöst. Gibt es unter Ihren Lesern auch solche Negativbeispiele?

HELMUT RELLERGERD: Nein, meine Fans sind anders. Natürlich gibt es auch solche, ich nenn's mal Hardcore-Fans, die schwarze Messen halten und dann vielleicht durchdrehen. So wie der Schüler in Erfurt vielleicht oder Satanisten. Aber die lesen Sinclair nicht. Der ist ihnen zu harmlos. Sinclair lesen ist, wie in einen dunklen Keller gehen und ein bisschen Angst haben, aber doch insgeheim immer wissen, wo der Lichtschalter sitzt. Deshalb wird JS ja auch nicht nach Spanien und Frankreich übersetzt. Denn je katholischer das Land, desto bigotter ist es auch. Sinclair hat zu wenig Sex und zu wenig Gewalt.

PENTHOUSE: Gibt es Parallelen zwischen Ihrem Protagonisten und Ihnen selbst?

HELMUT RELLERGERD: Sinclair, ja, dem habe ich schon viel von mir mitgegeben. Er isst zum Beispiel gern Currywurst. Sobald er nach Deutschland kommt, sucht er eine Imbissbude. Er geht aber auch schon mal in ein Drei-Sterne-Restaurant, wenn er eingeladen wird. Er ärgert sich über zu warmes Wetter - wie ich. Aber davon abgesehen ist er natürlich Geisterjäger und hat auch Vampire, Dämonen und Hexen auf dem Kieker. Er kann auch Zeitreisen unternehmen.

PENTHOUSE: Glaubt denn Helmut Rellergerd an Geister?

HELMUT RELLERGERD: Ich? Nein, hab ich auch nie. Diese Welt schaffe ich mir in meinem Kopf. Ich kann mich wirklich zweiteilen. Bis zum Nachmittag bin ich John Sinclair. Und ab dann privat. Aber solange ich schreibe, bin ich die Person mit Leib und Seele. Dann komme ich mir vor wie ein Regisseur, der eine Leinwand sieht und seine Protagonisten darauf herumlaufen lässt. Im Grunde bin ich ein Dr. Jekyll. Ein sehr harmloser Dr. Jekyll (lacht).

PENTHOUSE: Was wird mit John Sinclair passieren, wenn Sie eines Tages keine Lust mehr haben?

HELMUT RELLERGERD: Solange man mich lesen will, wird es John Sinclair wohl geben. Und wenn ich mich doch mal zurückziehen werde, hmm, was dann? Vielleicht lasse ich ihn sterben. Dann kommt er besoffen aus der Kneipe und sieht nicht, dass vor ihm ein Gullydeckel fehlt. Und dann fällt er runter in den Schacht (lacht). Das wäre doch ein schöner Tod. John muss nicht in einer Schlacht sterben. Er ist ein Held, der auch verlieren kann. Das unterscheidet ihn von anderen Helden. So ein Terminator zum Beispiel siegt immer. Aber JS ist halt keine Maschine.

PENTHOUSE: Dafür mögen ihn die Fans seit 30 Jahren. Wie viele Bücher haben Sie insgesamt verkauft?

HELMUT RELLERGERD: Das müssten alles in allem rund 270 Millionen Sinclairs gewesen sein. Laut "Spiegel" bin ich der meistgelesene Autor Deutschlands (lacht). In den 80ern flauten die anderen Gruselserien ab und sind zum großen Teil untergegangen, aber Sinclair gibt es immer noch. Ich bin da ein schlichtes Gemüt. Ich sage einfach: Was mir selbst gefällt, könnte auch anderen gefallen. Als ich anfing, habe ich mal eine Wette gemacht: John Sinclair überholt eines Tages Jerry Cotton. Ich wurde ausgelacht. Aber gewonnen habe ich trotzdem.

PENTHOUSE: Sind Sie stolz auf das, was Sie geschaffen haben?

HELMUT RELLERGERD: Nee. Wenn ich schon mal etwas über mich in den Medien sehe oder lese, dann wird mir erst klar, dass ich das bin. Stellen Sie sich vor, ich wäre wie dieser Vollidiot Küblböck, der nirgendwo mehr hingehen kann, ohne erkannt und belagert zu werden. Nur weil er da mal in so 'ner Sendung mitgemacht hat. Deutschland sucht den Super-Deppen oder Superstar, wie auch immer.

PENTHOUSE: Also ist Helmut Rellergerd kein Superstar?

HELMUT RELLERGERD: Auf keinen Fall. Jason Dark ist es vielleicht auf einer gewissen Schiene. Aber ich hatte nie das Bedürfnis danach. Man kennt mich ja nicht, das ist das Gute. Verwandte und Freunde, die wissen es natürlich. Vor Jahren wurde ich von denen gefragt, ob man von Sinclair schreiben überhaupt leben kann. Und ich habe gesagt "gerade noch" (lacht). Letzten Endes bin ich es, der dem Verlag Geld bringt. So ein eingekaufter Ken Follet muss sich dagegen erst mal rentieren.

PENTHOUSE: Sie sind verheiratet und haben zwei Kinder. Liest Ihre Familie auch John Sinclair?

HELMUT RELLERGERD: Ich weiß gar nicht, ob meine Kinder lesen können (lacht). Meine Tochter hat früher mal gelesen, aber heute nicht mehr. Meine Frau liest manchmal. Ich habe mal über den Melaten-Friedhof in Köln geschrieben, da haben wir zusammen eine Führung mitgemacht. Und dann liest sie natürlich auch. Aber sie begleitet mich auch auf Lesereisen und so. Ich habe ja keinen Führerschein. Nie gemacht, weil ich immer zu abgelenkt bin und mich nicht auf den Verkehr konzentrieren kann. Sie fährt mich dann.

PENTHOUSE: Wie haben Ihre Kinder denn darauf reagiert, einen Erfolgsautor in der Familie zu haben?

HELMUT RELLERGERD: Ach, die wussten das lange nicht. Ich wollte, dass sie in Ruhe aufwachsen, und habe auch lange keine Journalisten ins Haus gelassen. Papa ging halt morgens als Redakteur in den Verlag, und darunter konnten sie sich nichts vorstellen. Das war auch gut so. Als sie es dann erfuhren, war es keine große Sache. Das war halt so. Aber was sie genau darüber dachten und denken, weiß ich nicht.

PENTHOUSE: Können Sie eigentlich überhaupt abschalten? Mal Urlaub machen?

HELMUT RELLERGERD: Ja, sicher kann ich Urlaub machen. Viel sogar! Ich war dieses Jahr zwei Mal weg, zwei Mal eine Woche. Die reicht mir dann auch. Aber dazu kommen ja noch Autogrammtourneen. Oder der Kegelausflug, drei Tage Göttingen - ist auch Urlaub. Am Montag habe ich mir mal selbst freigegeben. Da hab ich zu meiner Frau gesagt: Komm, wir fahren nach Düsseldorf, ich hab am Wochenende genug geschrieben. So was ist drin, dafür habe ich genügend Vorsprung. Ich vermisse JS auch während meiner arbeitsfreien Zeit nicht, aber ich freue mich jeden Morgen auf ihn.

PENTHOUSE: Und was machen Sie sonst in Ihrer Freizeit?

HELMUT RELLERGERD: Nun, ich lese noch immer viel. Im Augenblick gerade das Buch eines Freundes, Oliver Buslau. "Schängels Schatten" heißt es, und ich kann es weiterempfehlen. Gut geschrieben. Ansonsten schaue ich Fernsehen, zum Beispiel sehe ich regelmäßig "Leute heute" oder "Exclusiv". Das ist wie die Bunte, viel Klatsch, und ich weiß immer, was gerade angesagt ist. Das brauche ich rein beruflich, ich muss doch wissen, was im Umfeld meines Protagonisten so passiert. Musik ist auch so ein Thema. Klar ist es wichtig, was Madonna und Robbie Williams gerade für einen Song singen. Denn John sitzt schließlich auch mal irgendwo und hört ein Lied. Ich lese auch viele Zeitschriften, interessiere mich sehr für Mode. Mein Lieblingsdesigner ist Kiton. Auch Jil Sander mag ich, jetzt wo sie wieder ins Unternehmen mit eingestiegen ist.

PENTHOUSE: Sehen Sie sich eigentlich auch Mystery-Serien wie Buffy, Angel oder Charmed an?

HELMUT RELLERGERD: Hab ich noch nie gesehen, nein. Ich mag Talkshows, die N3-Talkshow zum Beispiel. Da war ich selber schon eingeladen, schon deshalb muss ich die gucken (lacht). Dann Riverboat, viel 3Sat und Fußball. Filme gucke ich nicht, die sind mir alle zu blöd. Die guten, die hab ich schon im Kino gesehen, und die anderen, nee …

PENTHOUSE: Lesen Sie eigentlich Harry Potter?

HELMUT RELLERGERD: Bisher hab ich noch keinen gelesen. Es interessiert mich nicht so, ich hab einfach zu viel am Hals. Aber das ist keine Beschwerde, ist ja alles selbst ausgesucht. Und wenn ich im klimatisierten Auto über die Autobahn fahre, wo dann so arme Leute in Affenhitze Teer ausrollen müssen, oder wenn ich morgens in meinem Arbeitszimmer an meiner Schreibmaschine sitze und im Radio die ersten Staus höre, dann reibe ich mir immer die Hände und freue mich, dass ich das tun kann, was mir Spaß macht.

PENTHOUSE: Noch eine Frage zum Schluss: Sie arbeiten seit 30 Jahren an einer mechanischen Schreibmaschine. Wird es im Hause Rellergerd nie einen Computer geben?

Doch, es wird bald einen Laptop geben. Allerdings nur fürs Internet. Meine Geschichten liefere ich noch immer als Manuskript ab. Das wird dann gescannt oder so. Sinclair per ISDN oder E-Mail? Das wird wohl nicht passieren, nein.

Der Autor:

Helmut Rellergerd wurde am 25. Januar 1945 in Dahle im Sauerland geboren. Er wuchs in Dortmund auf, und noch heute hält er seinem Lieblingsfußballverein Borussia Dortmund die Treue. Rellergerd alias Jason Dark ist verheiratet und lebt mit seiner Ehefrau in einem Haus in Bergisch Gladbach, das bezeichnenderweise die Hausnummer 13 trägt. Seine beiden Kinder sind erwachsen. Privat geht er gerne ins Kino, liest viel und geht Star-Rummel möglichst aus dem Wege. Auf Partys ist er selten zu sehen.

Zitate:

"Ich bin wie ein Beamter, obwohl ich Beamte auf den Tod nicht mag."

"Sinclair lesen ist wie in einen dunklen Keller gehen und ein bisschen Angst haben, aber doch insgeheim immer wissen, wo der Lichtschalter sitzt."

"Ich habe keinen Führerschein, weil ich immer zu abgelenkt bin."