John Sinclair Nr. 1280: Der Engel und sein Henker

John Sinclair Nr. 1280: Der Engel und sein Henker


"Wenn Sie jetzt gehen, werden Sie sterben!", warnte ich. Lavinia Kent drehte den Kopf zu mir und schaute mich an. Dabei lächelte sie, und ich sah den Glanz ihrer Augen. "Nein, Mr. Sinclair, ich werde nicht sterben. Ich werde in die Wohnung gehen und alles richten." Beinahe hätte ich gelacht, aber eine derartige Reaktion wäre unangemessen gewesen. Stattdessen beeindruckte mich die Selbstsicherheit der Frau, die so normal wirkte und für mich trotzdem nicht normal war. Sie war ein Mensch und trotzdem anders. Das spürte ich, und das hatte mir auch Purdy Prentiss, die Staatsanwältin, verraten, die mich in das Haus geschickt hatte, in dem ein Irrer seine Frau und seine zwei Kinder als Geiseln genommen hatte.


von Jason Dark, erschienen am 22.01.2003, Titelbild: Mónica Pasamón

Rezension von Florian Hilleberg:


Kurzbeschreibung:
John wird von Purdy Prentiss zu einer Geiselnahme bestellt, wo er Zeuge wird, wie die Polizeipsychologin Lavinia Kent von dem Geiselnehmer Eddy Logan niedergeschossen. Der Oberinspektor kann den Irren mit einem Schuss schwer verletzen. Lavinia ist völlig unverletzt, obwohl sie zwei Kugeln in die Brust bekommen hat. Das erklärt sie mit ihrem Schutzengel, der ihren Körper in lebensbedrohenden Situationen übernimmt. Doch nun fürchtet sie sich vor einer unheimlichen Gestalt, die sie in ihrer Wohnung in Wänden und Spiegeln und auch in ihren Träumen gesehen hat: Einen Henker. John vermutet, dass Lavinia wiedergeboren wurde und der Henker aus ihrem vorherigen Leben stammt. Doch zunächst wird Lavinia von dem Bruder des Irren, Craig Logan bedroht, der ihr die Schuld gibt, dass sein Bruder in Lebensgefahr schwebt. Mit zwei Kumpanen kann er John und Lavinia überwältigen. Bevor er John foltern und töten kann erscheint plötzlich der Henker und tötet einen der Kumpane mit seinem Doppelbeil. Daraufhin fliehen die anderen zwei Gangster aus der Wohnung der Psychologin. John will sich kurz draußen umsehen, da er befürchtet, dass die beiden Flüchtigen ebenfalls Opfer des Henkers werden. Lavinia lässt er allein zurück, die auch sofort Besuch des Henkers erhält, der Johns Vermutung in Hinsicht auf die Wiedergeburt bestätigt. In ihrem ersten Leben war sie die Frau des Henkers, der sie eigentlich töten sollte, da ihre Eltern den Statthalter des Königs ermordeten. Doch die Schönheit der jungen Frau blendete den Henker. Als sie herausfand, dass er aber der Henker ihrer Eltern war, wandte sie sich ab und betete zu den Engeln. Dafür wollte der Henker, der eher dem Teufel zugetan war, sie köpfen, was ihr Schutzengel verhinderte. Der Satan nahm den Henker in die Hölle auf, um ihm jetzt die Gelegenheit zu geben es noch einmal zu versuchen. Bevor der Henker zuschlagen kann, erscheint John, der draußen die Leichen der letzten beiden Rächer gefunden hat, und vernichtet den Henker mit dem Kreuz. Lavinia überlebt, hat aber von ihrem Schutzengel erfahren, dass sie ab heute allein klarkommen muss.


Meinung:
Der Roman fängt sehr gut an und man ist wirklich gespannt, wie sich alles entwickelt. Auch die Action kommt nicht zu kurz und taucht den ganzen Roman über immer mal auf, bevor es zu langweilig wird. Aber trotzdem bleibt die Geschichte hinter meinen Erwartungen zurück. Zunächst hätten wir da zwei Fehler der inneren Logik, die sich vermutlich durch das fehlende Lektorat erklären lassen. Auf Seite 15 erklärt John Lavinia, dass sie vermutlich wiedergeboren wurde, und ihm das auch schon wiederfahren ist. An dieser Stelle geht sie noch recht gelassen über diese Tatsache hinweg. Auf Seite 48 kommt er wieder auf das Thema zu sprechen und die Frau tut so als wüsste sie von nichts und ist total erstaunt, als ihr John sagt, dass er ebenfalls wiedergeboren wurde. Als Psychologin sollte sie besser zuhören können. Nach der Telefondrohung Logans antwortet sie dann auf Johns Frage ob es der Henker war, dass er sich so nie gemeldet habe. Eine Spalte weiter sagt sie der Anrufer hätte seinen Namen genannt: Craig Logan. Dass hätte sie ihm auch gleich zu Beginn sagen können.
Zum Schluss, wo wieder das Kreuz herhalten muss, erklärt John dem Henker, dass die vier Erzengel ihre Zeichen auf dem Kreuz hinterlassen haben und sagt auch ihre Namen auf. Wenig später kommt es zum Kampf in dessen Verlauf, er die Namen der Engel rufen will, um den Henker zu töten, was sich allerdings als unnötig erweist. Aber eigentlich hätte das Kreuz schon beim ersten Nennen der Namen reagieren müssen. Weiterhin sind mir die Beweggründe des Engels total schleierhaft. Warum hat er sie beim letzten Mordversuch des Henkers im Stich gelassen? Weil er da noch keine Kreatur des Teufels war? Niemand weiß es. Und der Abschied des Engels ist mir dann auch etwas arg kitschig geraten, obwohl sie ihn ja nur erzählt und das Erlebnis nicht beschrieben wird. Dennoch schafft es dieser Roman nicht das derzeitige Tief der Serie zu verlassen. Vielleicht hat Jason zu dieser Zeit an dem Hardcover gearbeitet.


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