Geisterfänger Nr. 10: Die Mordgeister greifen an

Geisterfänger Nr. 10: Die Mordgeister greifen an


Mary Podgrim hatte Mühe, ihre plötzlich aufsteigenden Tränen zu unterdrücken. Depressionen quälten sie. Und sie fühlte sich auch bedroht. Ein unheimliches Gefühl beschlich sie. Unsichtbare Augen schienen auf sie gerichtet zu sein, schienen jede ihrer Bewegungen lauernd zu verfolgen. Larry, wenn du jetzt doch nur bei mir sein könntest, dachte sie traurig. Nach dem Tode ihres Mannes hatte sie es sich angewöhnt, auf diese Art und Weise Zwiesprache mit ihm zu halten. Irgendwie half ihr das. Sie fühlte sich ihm nahe, obwohl er doch so unerreichbar fern war von ihr. Sie waren erst seit vier Monaten verheiratet gewesen, als der Unfall passierte. In einer regnerischen Nacht war Larrys Wagen von der Straße abgekommen, hatte sich mehrmals überschlagen. Larry war sofort tot gewesen. Und mit ihm war auch ein Teil von ihr gestorben. Sie hatte sich in ihr großes Haus zurückgezogen, niemand ließ sie zu sich. Aus der lebenslustigen 26jährigen Millionenerbin, war eine einsame, trauernde Frau geworden, die mit dem Schicksal haderte. Drei Wochen waren seit Larrys Beerdigung vergangen. Drei Wochen quälender Einsamkeit und Trauer. Mary biß sich auf die Lippen, bis sie den salzigen Blutgeschmack wahrnahm. Schließlich erhob sie sich mit einer müden Bewegung. Es war schon spät. Sie wollte zu Bett gehen. Schlafen... Vergessen... In Gedanken versunken öffnete sie die Schlafzimmertür... Und erstarrte! In der Dunkelheit vor ihr stand - Larry, ihr toter Mann! Feines silbriges Nebelgespinst umgab ihn. Geisterhaft bleich war sein markantes Gesicht... Er lächelte und breitete seine Arme aus, wie er es immer getan hatte, als er noch lebte. "Hallo, mein Kleines!" flüsterte er liebevoll. Wie betäubt wich sie zurück.


von Mike Burger, erschienen am 11.07.2006

Rezension von Florian Hilleberg:


Kurzbeschreibung:
In London (wo auch sonst?) geschehen merkwürdige Morde. Urplötzlich sterben kurz nach Mitternacht scheinbar kerngesunde Bürger an einem Herzschlag. Ben Murray, Inspektor bei Scotland Yard vermutet eine unnatürliche Ursache hinter den Todesfällen. Er weiht seinen Freund Mike Logan ein, der sich als Privatdetektiv selbständig gemacht hat. Dieser will sich um den Fall kümmern, zumal seine telepathisch begabte Freundin ebenfalls der Meinung ist, dass da etwas nicht stimmen könnte. Kurz darauf kommt es erneut zu einem Todesfall kurz nach Mitternacht. Der Arzt bestätigt eindeutig, dass keine Disposition für einen Herzschlag vorlag. Mike und Ben finden heraus, dass der Ehemann der Toten noch am Vorabend von ihr vor die Tür gesetzt wurde. Seltsamerweise sieht der Gatte der Verstorbenen aus, als sei er um Jahre gealtert. Tatsächlich hat er einen Pakt mit einem Fremden gemacht, der ihm die Prinzessin der bösen Geister; Parashthaar, zur Verfügung gestellt hat. Doch die böse Geisterhexe mordet nicht umsonst, sie verlangt von ihren Kunden zehn Jahre ihres Lebens. Als Mike hinter das Geheimnis der unheimlichen Dämonin kommt steht er selbst auf der Abschussliste der Mordgeister. Nach einer erfolglosen Attacke, die Mike mit Hilfe eines Kruzifixes zurückschlagen konnte, ändert Parashthaar ihre Taktik und entführt Mikes Freundin ...


Meinung:
Mit diesem Roman von Mike Burger alias Martin Eisele gibt der Privatdetektiv Mike Logan seinen Einstand. Dieses Mal scheint es sogar tatsächlich der erste Roman mit ihm zu sein. Ich schreibe bewusst scheint, denn von dem Autor erschienen bereits vor diesem Band zwei Romane im "Geister-Krimi". Allerdings ist mir nicht bekannt, ob diese Hefte ebenfalls mit Mike Logan waren, vermutlich nicht, denn im vorliegenden Band glaubt er zunächst nicht an Geister, bis er eines Besseren belehrt wird. Die Story ist geradlinig aufgebaut, wenn auch nicht unoriginell, auch wenn die hübsche Freundin des smarten Privatdetektivs natürlich ganz heftromantypisch als hilflose Geisel herhalten muss. Ansonsten strotzen die Charaktere vor Klischees und Stereotypen, sind dabei aber nicht unbedingt unsympathisch, wenn man sich auf die Art solcher Geschichten einlassen kann. Mit dem Auftritt des kauzigen Geistes Schwarzschwert kommt auch eine ordentliche Portion Humor mit in das Geschehen. Der Roman lässt sich flüssig lesen, hat realistische Dialoge zu bieten und wirkt auch nicht so antiquiert wie so viele andere Romane der Serie. Bleibt abzuwarten, ob Mike Logan eine Eintagsfliege war oder er bald wieder auf Geisterfang gehen darf.


Besonderheiten:
Dieser Roman erschien erstmals 1980 als Geister-Krimi Nr. 310.
Hinter Mike Burger verbirgt sich Martin Eisele, der außer diesem Heft auch die Bände 227, 269, 323 und 370 zum Geister-Krimi beisteuerte.
Zudem zeichnete sich Eisele als Co-Autor für John Sinclair aus und verfasste den zweiten Band der Serie "Larry Brent - Die geheimen X-Akten der PSA".


3 von 5 möglichen Kreuzen:
3 Kreuze


Kommentare zum Cover:

Wem die Szene bekannt vorkommt hat vermutlich den Film "Die Vögel" vor Kurzem gesehen, denn die Frau stellt eindeutig Tipi Hedren dar. Zeichnerisch ist das Cover ganz okay und gehört zu den besseren Titelbildern der neuen Serie. Es wird sogar ein echtes Grusel-Feeling vermittelt.


Coverbewertung:
3 Kreuze

Zusatzhinweise zu dem Cover kommen von Michael Schick:
Das Titelbild des Geisterfänger Romans Nr. 10 wurde spiegelverkehrt auch schon auf dem Professor Zamorra Roman Nr. 173 verwendet:

Professor Zamorra Sektion Nr. 173: Zombie-Fieber


Die Frau vom Titelbild stammt aber eigentlich aus Alfred Hitchcocks "The birds". Sie war unter anderem auch schon auf diesem italienischen Filmposter abgebildet:

"Die Vögel" (italienisches Filmplakat)