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Mrs. Amanda Willock hatte Angst. Angst vor dem Sterben. Sie schlief unruhig,
denn wieder, wie in den zurückliegenden Nächten, träumte sie
diesen ekelhaften Traum... Jemand rief ihren Namen, wispernd und doch
eindringlich, und dann spürte sie, wie ihr Herzschlag sich verlangsamte
und schließlich ganz aussetzte. Sie merkte, daß sie starb...
Verzweifelt verkrampfte sie ihre Hände über der Brust, doch es
war sinnlos. Die unsichtbare Kraft war stärker, viel starker. Stöhnend
wälzte sich Amanda Willock auf die andere Seite. Ihr hageres Gesicht
war verzerrt vor innerer Anspannung und unterschwelliger Furcht. Drückende
Stille lastete in dem großen Schlafzimmer der alten Frau. Fahles Mondlicht
drang durch die Fenster, weil sie vergessen hatte, die schweren Vorhänge
zuzuziehen. Die massiven, altmodischen Möbel des Schlafzimmers warfen
bizarre Schatten. Draußen schrie klagend ein Käuzchen. Und
plötzlich erwachte Amanda Willock. Impulsiv aufstöhnend fuhr sie
hoch und starrte mit angstgeweiteten Augen in das Dunkel, auf die Umrisse
der Möbel, auf die Schatten... Ihr Blick fiel auf die Leuchtziffern
des Weckers, dessen lautes Ticken das einzige Geräusch war, das in diesem
Augenblick zu hören war. Mitternacht. Amanda Willocks schmale Lippen
zitterten. Wieder war sie genau um Mitternacht erwacht, wie in den Nächten
zuvor. Warum? - Sie wußte es nicht. Sie wußte nur, daß
sie jetzt nicht mehr einschlafen konnte. Sie würde wach bleiben, und
sie würde viel zuviel Zeit haben, um nachzudenken. Mit einer müden
Geste schlug Amanda Willock die Bettdecke beiseite und setzte sich auf den
Rand des Bettes. Sollte sie Barringer rufen? überlegte sie sich. Sie
war unschlüssig, und schließlich schob sie den Gedanken beiseite.
Nein, sie würde Barringer nicht benachrichtigen. Er würde nur
unangenehme Fragen stellen. Amanda Willock versuchte, nicht an ihren Traum
zu denken. Es gelang ihr mühsam. Die Furcht verschwand und mit ihr auch
dieser unheimliche Druck, der bis jetzt auf ihrer Brust gelastet hatte.