Gespenster-Krimi Nr. 5: Bei Vollmond holt dich der Vampir
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In dem großen Zimmer herrschte eine unheimliche Stille. Zwei Kerzen,
in schwarzen Holzständern, warfen ihr flackerndes Licht über die
sechs Menschen. Wie helle Flecke leuchteten die Gesichter in der Dunkelheit.
Die Menschen wagten kaum zu atmen. Die Stille lastete wie ein schwerer Druck
auf ihnen. Samtvorhänge bedeckten die hohen Fenster. Die Luft war verbraucht
und stickig. Die Menschen saßen um einen runden Tisch. Ihre Hände
lagen auf der blanken Holzplatte. Ein Stuhl war frei. Dort würde der
Meister sitzen. Der Meister und gleichzeitig das Oberhaupt der Familie.
Draußen tobte der Sturm. Er heulte um das große Haus, verfing
sich in Winkeln und Ecken und neigte die Trauerweiden im Garten fast bis
auf den Boden. Schwere Wolken trieben über den Himmel. Mond und Sterne
waren nicht zu sehen. Regenschleier legten sich über das Land. Dann
durchdrang ein Blitz die Dunkelheit. Tosender Donner hallte Sekunden
später. Danach wechselten Blitz und Donner schlagartig ab. Die Blitze
erhellten die Nacht. Für Sekundenbruchteile waren das Haus und der daneben
liegende Friedhof deutlich zu sehen, bis die Dunkelheit alles wieder
verschluckte. Doch von dem Unwetter merkten die Menschen im Haus fast nichts.
Sie waren zu sehr mit ihren Konzentrationsübungen beschäftigt.
Sie zuckten nicht einmal zusammen, wenn ein Donnerschlag die Luft erzittern
ließ. Knarrend öffnete sich die große Zimmertür.
von Jason Dark (Helmut Rellergerd), erschienen am 07.09.1973
Rezension von
Ulrich
Surendorf/Chapman:
Kurzbeschreibung:
Der Vampir Linus Mortimer hat mit seiner Frau Martha vier Kinder adoptiert,
um ein nach außen hin normales Leben zu führen. Das geht viele
Jahre gut, bis eines Tages der Vertreter Jeff Spencer an der Tür der
Mortimers klingelt, weil ihm das Bezin ausgegangen ist. Nun überschlagen
sich die Ereignisse. Jeff Spencer kommt den Vampiren auf die Spur und kann
die Blutsauger mit der Hilfe des Dorfsheriffs töten. Das Oberhaupt der
Sippe, Linus Mortimer, wird von der aufgehenden Sonne vernichtet.
Meinung:
Das gruseligste an diesem Roman ist für mich, dass der Verlag es
überhaupt gewagt hat, ihn zu veröffentlichen...
Ich weiß gar nicht, wo ich anfangen soll mit meiner Kritik. Linus Mortimer
braucht das Blut junger Frauen (!), um Geister aus dem Jenseits zu
beschwören. Warum er das macht, ist leider nicht verständlich.
Auch nicht, warum der Vertreter Jeff Spencer erst ins Haus gelassen wird,
wo er doch die Kreise der Vampire stört. Erst wird er betäubt,
dann soll er umgebracht werden, dann wieder doch nicht, dann wird er ein
zweites Mal betäubt und vor dem Büro des Sheriffs ausgesetzt, dann
kehrt er ins Haus der Vampire zurück, dann soll er doch wieder umgebracht
werden. In der Zwischenzeit trinkt Linus Mortimer das Blut seiner eingenen
Adoptivtöchter, während die Söhne normal bleiben und dem Vampir
helfen. Die ganze Geschichte ist so konfus, dass ich mich durch jede Seite
gequält habe. (Das merkt man wahrscheinlich an der kurzen Inhaltsangabe...
;-D )
Besonderheiten:
Dieser Roman wurde in der zweiten Auflage in kleinen Fortsetzungen wieder
veröffentlicht, und zwar in der Heftmitte, bevor (nach einem zweiten
Fortsetzungsroman von Graham Masterton) die "Horror-Story der Woche"
eingeführt wurde.
0 von 5 möglichen Kreuzen:

Kommentare zum Cover:
Tja, schon auf den ersten Blick wirkt dieses Bild äußerst unruhig
und bei näherem Betrachten einfach nur schlecht. Mit etwas gutem Willen
könnte man sagen, dass der alte Typ in der Mitte Linus Mortimer im Kreise
seiner Sippe ist. Allerdings ist die restliche Zusammenstellung mit den
Bäumen und dem Kreis wenig ansprechend. Und warum die Kante des Hausdaches
durch den Vollmond scheint und ihn nicht verdeckt, kann ich nicht nachvollziehen.
Das Gesicht des Mannes wurde übrigens in der zweiten Auflage als Logo
für die "Horror-Story der Woche" verwendet, dort dann allerdings mit
eingezeichneten Vampirzähnen.
Coverbewertung:
Rezension von
Benfi:
Kurzbeschreibung:
Der Vertreter Jeff Spencer bleibt in der Nähe von Garfield/Alabama mit
seinem Wagen liegen, doch glücklicherweise in Reichweite des Hauses
der Familie Mortimer. Was er nicht weiß ist, dass Vater Linus, wie
auch Mutter Martha Vampire sind und sie ihre Kinder als Diener und Blutgeber
halten. Von Tochter Ellen ist Jeff allerdings so angetan, dass er sie aus
dem Haus entreißen möchte. Doch ihr Vater ist dagegen! So hat
Jeff plötzlich die komplette Sippe gegen sich, die ihn möglichst
unauffällig beseitigen will, da sie nach außen hin eine angesehene
Familie darstellt. Als allerdings in Garfield eine von Linus´ Opfern
wieder aufersteht und der Sheriff Slim Hopkins dieses zufälligerweise
endgültig erlösen kann, wird er - durch Jeff´s unglaublicher
Geschichte bestätigt - misstrauisch und Jeff Spencer bekommt
Unterstützung im Kampf gegen die Vampir- Familie...
Meinung:
Jason Dark beweist hier, dass er es auch ohne John Sinclair kann! Eine dunkle
Umgebung das Haus neben einem Friedhof und hinterrücks Sumpfgebiet und
eine gute Vampir-Geschichte, gespickt mit Überraschungen machen das
Gruseln zum Vergnügen! Es gibt einige Dinge, die die Frage warum erlauben,
aber den Lesespaß stört es nicht. Recht gelungen!
3 von 5 möglichen Kreuzen:

Kommentare zum Cover:
Viele Bilder in einem! Das ist hier mein erster Gedanke. Und so kann man
sich mit dem in grünen Grundton gehaltenen Cover etwas beschäftigen.
Einen Bezug zum Roman gibt es allerdings nicht wirklich. Ganz
interessant...
Coverbewertung:

Rezension von
Florian
Hilleberg:
Kurzbeschreibung:
Der Vietnamveteran und Vertreter für Damenunterwäsche, Jeff Spencer,
bleibt des nachts in strömenden Regen mit dem Auto liegen. Sein Weg
führt den verzweifelten Mann zu der Villa von Linus Mortimer, der mit
seiner Familie abseits des verschlafenen Ortes Garfield lebt. Während
sich sein Sohn Paul abweisend und fast feindselig dem Reisenden gegenüber
verhält, nimmt der alte Mortimer Spencer mit offenen Armen auf und besteht
darauf, dass er die Nacht im Haus verbringt. Doch bereits nach kurzer Zeit
ahnt Jeff Spencer, dass es in der alten Villa nicht mit rechten Dingen zugeht.
Ellen, die Tochter Mortimers, ist völlig verängstigt und berichtet
dem verblüfften Jeff, dass ihre Eltern Vampire seien und im Keller in
Särgen schlafen würden. Spencer, der sich von einem Augenblick
zum anderen, unsterblich in Ellen verliebt hat, beschließt, das Geheimnis
zu lüften. Für Jeff Spencer beginnt ein wahrer Alptraum
Meinung:
Jason Darks zweiter Gruselroman erschien bereits als Band 5 in der, damals
noch jungen, Reihe GESPENSTER-KRIMI. Entgegen seinen aktuellen Aussagen in
diversen Interviews, denen zufolge er zu faul war sich immer wieder einen
neuen Helden ausdenken zu müssen, spielt in diesem Roman nicht John
Sinclair die Hauptrolle, sondern Mann, den man damals gewiss nicht für
den Helden eines Heftromans gehalten hätte. Jeff Spencer ist weder Polizist,
noch Privatdetektiv, geschweige denn ein Spezialagent. Er ist auch kein Reporter,
sondern schlicht und ergreifend Vertreter für Damenunterwäsche.
Seine kämpferischen Qualitäten hat er im Vietnamkrieg erlernt,
was unverkennbar Zeugnis vom Alter des Romans ablegt. Jeff Spencer ist zwar
eine durchaus männliche, attraktive und durchtrainierte Erscheinung,
was aber nicht exzessiv betont wird, wie in so vielen anderen Romanen dieser
Gattung. Ort der Handlung ist eine typisch amerikanische Kleinstadt, ebenfalls
ein Novum, wo doch in erster Linie Großbritannien Schauplatz gruseliger
Geschichten war. Alles in allem also ganz gute Vorrausetzungen für einen
spannenden Gruselroman, wenn Jason Dark sich doch wenigstens ein Konzept
für seinen Roman ausgedacht hätte. Was die Spielchen mit den Seancen
letztendlich in der Story verloren hatten, weiß Jason Dark vermutlich
heute noch nicht, und erweist sich im weiteren Verlauf der Geschichte als
unnötig und störend. Dass Linus Mortimer und seine Frau Martha
Vampire sind, wird schnell klar, ebenso, dass Mortimer das Blut junger Frauen
benötigt. Warum er aber nun ausgerechnet dann dazu übergeht das
Blut seiner Töchter zu verköstigen, als Jeff Spencer aufschlägt
ist wieder eine jener typischen Heftromanzufälle, über die man
keine Sekunde länger als nötig nachdenken sollte. Ein wenig verwirrend
ist Jason Darks damals noch unausgereifte und inkonsequente Logik in Hinsicht
auf seine Vampire. So wird Gloria recht schnell zum Vampir, kann aber
vergleichsweise problemlos abgeschüttelt werden und stellenweise bekommt
man eher den Eindruck, dass sie von ihrem Vater lediglich hypnotisiert wurde.
Dann ist sie doch ein echter Blutsauger, der mit Hilfe eines Messers
gepfählt wird. Man beachte, dass man damals Vampire noch mit einem einfachen
Stahlmesser vernichten konnte. Übermenschliche Kräfte besaßen
die Untoten auch nicht und im Kampf haben sie sehr wohl Schmerzen verspürt.
Ein gutes Händchen hat der Autor bereits bei der Beschreibung unheimlicher
Szenarien bewiesen. Jason Dark war seit jeher ein Autor, der gerne visuell
gearbeitet hat. So kann dem Leser schon ein kleiner Schauer über den
Rücken laufen, als Spencer in der Gruft mit dem Sarg eingesperrt wird,
in dem Ellen beerdigt wurde. Als plötzlich Kratzgeräusche aus der
Totenkiste aufklingen und eine blutige Hand sich aus dem Spalt zwischen Deckel
und Unterteil schiebt ist die Gruselatmosphäre perfekt. Stilistisch
bewegt sich der Autor auf einem sehr einfachen Niveau. Einfach Sätze,
mit wenigen Worten, sowie häufige Wortwiederholungen, gerade in Bezug
zu den Namen machen das Lesen häufig anstrengender, als die sogenannte
"hohe Literatur". Im Vorliegenden Roman verwendet Dark fast nur das Wort
"Vampir", während er später gerne Synonyme wie "Blutsauger", "Untoter"
oder "Wiedergänger" verwendet. Im Gegensatz zu seinen heutigen Romanen
sind allerdings die Dialoge um einiges realistischer und
wirklichkeitsnäher. Leider liest sich das Finale nicht sonderlich spannend
und wirkt schluderig heruntergetippt.
Fazit: Unterhaltsamer Gruselroman der alten Schule, vom Fließbandautor
Jason Dark, der zeigt, dass es auch ohne Sinclair geht. Ein etwas
größerer Wortschatz und ein durchdachtes Exposee hätten
allerdings auch diesem Roman gut getan.
2 von 5 möglichen Kreuzen:

Kommentare zum Cover:
Trotz seiner monotonen Farbgebung, besitzt das Titelbild eine faszinierende
Ausstrahlung. Beileibe kein Meisterwerk, aber im Gegensatz zu anderen Covern
dieser Reihe, durchaus gelungen.
Coverbewertung:
Ein Zusatzhinweis zu dem Cover kommt von Michael Schick:
Das Titelbild des Gespenster-Krimi Romans Nr. 5 wurde auch schon auf dem
Cover des von Warner und Crozetti geschriebenen englischsprachigen Romans
"THE WIDDERBURN HORROR" verwendet: