Gespenster-Krimi Nr. 27: Das Geheimnis der Totenmaske
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Es waren dreizehn Stufen bis zum Galgen. Burt Silva ging diesen Weg mit
schlotternden Knien. Man schrieb das Jahr 1773. Es sollte eine öffentliche
Hinrichtung stattfinden. Die Hinrichtung eines Massenmörders. Eines
Mannes, der dreiundzwanzig Frauen auf grausame, bestialische Art ermordet
hatte. Ganz London war zu diesem Schreckensschauspiel gekommen. Ganz London
wollte den Mann, der in der Stadt unter den Frauen Angst und Schrecken verbreitet
hatte, hängen sehen. "Weiter!" brüllte ein fettes Weib, das sich
einen Platz in der vordersten Reihe erkämpft hatte. "Geh doch weiter.
Warum bist du auf einmal so feige? Warst es doch nicht, als du die Frauen
umgebracht hast..." "Ja", schrie ihre Nachbarin. "Steck endlich deinen Kopf
in die Schlinge, du verdammtes Schwein." Silva blieb stehen. Er ließ
seinen Blick kurz über den weiten Platz schweifen. Er war von Menschen
übersät. Sie schwangen ihre Fäuste. Sie brüllten wüste
Schimpfworte. Die Menge brodelte. Silvas Blick wanderte zum Galgen. Der Henker
war ein kräftiger Mann. Er hatte die muskulösen Arme vor der Brust
verschränkt und wartete gelassen auf den Delinquenten.
von A.F.Mortimer, erschienen am 19.03.1974
Rezension von
Benfi:
Kurzbeschreibung:
Burt Silva war ein mehrfacher Frauenmörder in London/England. Im Jahre
1773 wurde er gefasst und gehenkt. Seine Totenmaske liegt nun im London History
Museum. Und als Jack Hayes diese bei einem Besuch entdeckt, ist er direkt
von ihr gefesselt! Schon in der folgenden Nacht stiehlt er die Maske und
von diesem Zeitpunkt an gibt es wieder einen Frauenmörder in London,
denn immer, wenn Jack die Maske aufsetzt, verwandelt er sich zu Burt Silva.
Superintendent Cooper bereitet dieser Fall Kopfschmerzen, da er so unglaublich
klingt; doch durch den Fotografen Eddie Douglas kommt er der Familie Hayes
auf die Spur, da diese in dem ehemaligen Haus des Frauenmörders wohnt.
Und als die Freundin von Jack Hayes - die Schauspielerin Cilla Glass - ermordet
aufgefunden wird, scheint der Fall klar. Aber auch Alexandra - Jacks Schwester
ist noch in Gefahr!
Meinung:
Der Roman von A.F. ist ganz gut, seine flüssige Schreibe gut zu lesen,
aber er ist bestimmt kein herausragender Roman! Vieles ist irgendwie zu
vorausschaubar und dadurch relativ unspektakulär! Ich denke, A.F. war
zu diesem Zeitpunkt langsam reif für eine eigene Serie mit immer
wiederkehrenden Figuren, die sich entwickeln konnten. Dies ist in einem
Einzelroman wie diesem hier nicht so einfach! Doch bist zum ersten Tony
Ballard-Roman sind es noch einige Monate hin!
Besonderheiten:
Erscheinungsdatum: 19.03.1974
2 von 5 möglichen Kreuzen:
Kommentare zum Cover:
Das Vampirgesicht, die ängstliche Frau auf dem Friedhof und eine Burg
im Hintergrund. Ein ganz gut gezeichnetes Cover, allerdings nur mit dem
Standardprogramm. Und es passt auch nicht so recht zum Roman.
Coverbewertung:
Rezension von
Florian
Hilleberg:
Kurzbeschreibung:
Von einer unheimlichen Macht beseelt wird Jack Hayes dazu getrieben die
Totenmaske des Massenmörders Burt Silva aus dem Museum zu stehlen. Des
Nachts befällt den jungen Mann ein unerklärlicher Zwang sich diese
Maske aufzusetzen, die scheinbar magische Kräfte birgt. Kurze Zeit
später geschieht der erste Mord. Jack Hayes ist ahnungslos. Doch dann
erwischt es seine Schwester und ein erster Verdacht regt sich in dem jungen
Mann. Ergreift der Geist des wahnsinnigen Serienmörders von ihm Besitz,
wenn er die Totenmaske trägt? Woher sonst stammen die Blackouts, die
ihn befallen, nachdem er die Maske aufsetzte. Doch für eine Rückkehr
ist es längst zu spät. Die Maske hält ihren neuen Besitzer
fest im Griff. London erzittert unter einer neuen Mordserie ...
Meinung:
Einer der ersten Romane von Fritz Tenkrat alias A.F. Morland, der hier noch
unter dem Pseudonym A.F. Mortimer schrieb. Im Gegensatz zu seinen Romanen
"Die Blutbestie", "Blutgericht der Insekten" oder auch "Gorra, das Geschöpf
des Teufels" geht es in diesem Heft eher gediegener zu, werden die Bluttaten
mehr angedeutet, denn bis ins Detail ausgeschmückt, was der Atmosphäre
des Romans zugute kommt. Die Handlung ist geradlinig, schnörkellos und
teilweise auch vorhersehbar. So wie man es von Tenkrat gewohnt ist. Dafür
hält sich der Roman nicht mit ellenlangen Beschreibungen und Dialogen
auf, sondern bietet temporeiche und spannende Unterhaltung. Tenkrat bedient
sich hierbei eines alten Topos des Horrors: Eine einsame Frau wird des
nächtens von einem zunächst unsichtbaren Mörder verfolgt,
von dem sie erst die Schritte wahrnimmt, bevor sie seinen Schatten sieht.
Diese Szenarien schafft es der Autor fesselnd und dramatisch zu schildern.
Ansonsten hastet der Roman oftmals von einer Szene zur Nächsten was
häufig auf Kosten der Atmosphäre geht. Insbesondere das Ende entbehrt
jeglicher Innovation und fast schon im Vorbeigehen werden auf den letzten
zwei Seiten die unangenehmsten Charaktere ins Jenseits befördert. Diesem
Roman merkt man wieder deutlich Tenkrats Vorliebe für
Schwarz-Weiß-Malerei an. Es gibt nur gute und böse Menschen, wen
der Leser zu mögen hat oder nicht entscheidet einzig und allein der
Autor. Der Held der Geschichte ist ein sportlicher, braungebrannter Sonnyboy,
der mit zwielichtigen Motiven Halbwahrheiten verbreiten möchte. Aber
Tenkrat stellt den Reporter im besten Licht da, der am Ende dann auch in
einem dramatischen Kampf den Killer stellen darf. Leider geht der Autor nicht
auf die Entstehungsgeschichte der Maske ein. Die Frage wie Burt Silva mit
übernatürlichen Mächten in Verbindung treten konnte bleibt
ungeklärt. Weshalb sich WortArt ausgerechnet diesen Roman als Vorlage
für das neueste
Gespenster-Krimi-Hörspiel
auswählte bleibt zunächst ein Geheimnis. Es gibt zwar auch
weitaus schlechtere Romane von Tenkrat, aber auch bessere.
Fazit: Durchschnittsgruseler von Tony-Ballard-Autor Fritz Tenkrat. In schön
regelmäßigen Abständen schlägt der Mörder zu, bis
es in typischer Heftromanmanier zu einem Finale kommt, welches die Story
geradezu abwürgt.
Besonderheiten:
Dieser Roman wurde als Gespenster-Krimi-Hörspiel
Nr. 06 vertont.
2 von 5 möglichen Kreuzen:
Kommentare zum Cover:
Für ein Gespenster-Krimi-Titelbild wirklich sehr schön gezeichnet.
Leider hat es mit dem Inhalt so gar nichts zu tun und die Vampirfratze sieht
auch ein wenig lächerlich aus.
Coverbewertung:
Ein Zusatzhinweis zu dem Cover kommt von Michael Schick:
Das Titelbild des Romans fand auch schon auf dem Cover des spanischen Magazins
RUFUS Nr. 10 Verwendung.