Gespenster-Krimi Nr. 64: Vögel des Todes

Gespenster-Krimi Nr. 64: Vögel des Todes


"Ich hatte heute nacht eine grauenvolle Vision!", erzählte Julian Liagostera seinen Freunden. Während er diese Worte sprach, gruben Furcht und Entsetzen tiefe dunkelgraue Falten in das ausgetrocknete Gesicht des Hellsehers. Er hatte nicht zum erstenmal eine Mitteilung "von drüben" - wie er zu sagen pflegte - erhalten, doch keiner der in der kleinen, finsteren Hütte Anwesenden konnte sich erinnern, daß den Alten eine Nachricht jemals so tief getroffen hatte. "Was war das für eine Vision, Julian?" fragte Luis Peralta, der Metzger, ein kerniger Mann mit roten Hängebacken und riesigen Händen. Liagostera richtete seine dunkelbraunen Augen ängstlich auf ihn. Sein Gesicht zuckte. Seine schmale Brust hob und senkte sich rasch. Die Aufregung machte ihm zu schaffen. "Böse Dinge werden geschehen, sage ich euch. Das Grauen wird in unser Dorf kommen. Es wird sich hier niederlassen, wird sich ausbreiten und wird von hier aus ganz Spanien überfluten!"


von A.F.Mortimer, erschienen am 03.12.1974

Rezension von Ulrich Surendorf/Chapman:


Kurzbeschreibung:
Tony Ballard wird von seinem Bekannten, dem Großindustriellen Tucker Peckinpah gebeten, nach Spanien zu reisen, da dort dessen Frau Rosalind während eines Urlaubs spurlos verschwunden ist. Tony macht sich in Begleitung seiner Freundin Vicky Bonney - die gegen seinen Willen mitfliegt - auf den Weg und stößt auf die Spur eines Dämons namens Paco Benitez, der sich in einen Geier verwandeln kann. Er wird in den Legenden des Dorfes Torroella ‚Der Blutgeier' genannt. Benitez haust auf einer Burg in den Bergen und sammelt dort in einem gläsernen Totem Menschenblut, um sich der Gunst des Teufels zu vergewissern. Auch Rosalind Peckinpah wurde sein Opfer und lebt nicht mehr. Ein erster Versuch, den Blutgeier zu stellen schlägt fehl. Als schließlich fast alle Männer des Dorfes zum Castell Montgri aufsteigen, um Benitez zu vernichten, richtet der Blutgeier mit seinen sechs Vasallen, die er inzwischen geschaffen hat, ein schreckliches Gemetzel unter ihnen an. Im Besitz des verstorbenen Hellsehers Julian Llagostera findet sich ein Pergament, in dem Tony den Weg zur Vernichtung des Blutgeiers sieht: er muss das gläserne Totem zerstören. Der Blutgeier entführt Vicky Bonney, während Tony noch einmal zum Castell hinaufsteigt, um den Dämonenjäger von seinem Vorhaben abzubringen. Doch es gelingt ihm, Benitez abzulenken und das Totem zu zerstören. Benitez wird von der riesigen Hand des Asmodi in die Hölle geholt.


Meinung:
Auch in diesem dritten Tony-Ballard-Abenteuer geht es ganz schön rund. Dabei handelt es sich um einen reinen Actionplot, in dem wild gemetzelt wird, damit der Blutgeier sein Totem mit Menschenblut füllen kann. Als fast die gesamte männliche Einwohnerschaft des Dorfes vor dem Castell getötet wird, konnte ich mir vorstellen, warum in den siebziger Jahren schnell der Jugendschutz vor der Tür stand… :o) Dass der Blutgeier unerkannt in Menschengestalt im Dorf Torroella gelebt hat, sollte vielleicht ein rätselhaftes Element in die Geschichte bringen. Allerdings war für meine Begriffe der "Aha-Effekt" nicht gegeben, als Benitez sich als Dr. Rivera entpuppte, weil der bis dahin so gut wie gar keine Rolle spielte. Alles in allem ein typischer Grusel-Roman "von früher"… :-)


Besonderheit:
Erster Auftritt von Paco Benitez.
Erster Roman in der Ich-Form.
Tony Ballard beschließt, den Polizeidienst zu quittieren und wird von Tucker Peckinpah finanziell unterstützt.
Ein Nachdruck dieses Romans erschien am 07.12.1999 als GRUSEL-SCHOCKER Band 08.
Ein weiterer Nachdruck dieses Romans erschien am 04.05.2004 in JOHN SINCLAIR Special Band 16.


2 von 5 möglichen Kreuzen:
2 Kreuze


Kommentare zum Cover:

Soll ich dazu noch was sagen…???


Coverbewertung:
0 Kreuze
Rezension von Stefan (Lobo) Albertsen:


Kurzbeschreibung:
Der Hellseher Julian Llagostera warnt die Bewohner und Freunde aus dem kleinen spanischen Ort Torroella de Montgri vor der Rückkehr des Teufelsdiener Paco Benitez. Dieser wurde einige hundert Jahre zuvor von einem furchtlosen Priester - der selber dabei ums Leben kam - vertrieben. Tatsächlich hat Llagostera recht, denn besagter Benitez dringt in derselben Nacht noch bei dem verarmten Hellseher ein, tötet ihn und verbrennt dann sein Haus. Tony Ballard ist zwischenzeitlich bei dem reichen Großindustriellen Tucker Peckinpah zu Gast. Peckinpah berichtet, das seine junge Frau Rosalind zur Zeit Urlaub in --- tada --- Torroella de Montgri macht, aber leider halten ihn selber wichtige Geschäfte, die er nicht aufschieben kann, in England fest. Rosalind Peckinpah geht in Spanien ihrer Abenteuerlust nach und besucht das Castell Montgri, in welchem vormals Paco Benitez gehaust haben soll und es kommt, wie es kommen muß. Benitez schnappt sich die junge Frau, quält sie grausam und tötet sie, in der Gestalt eines gewaltigen, pechschwarzen Blutgeiers. Ihr Blut läßt er in ein gewaltiges Glastotem fließen, welches er vollständig füllen muß, wenn er tatsächlich Satans vollkommene Anerkennung gewinnen will. Tucker Peckinpah informiert Tony Ballard einige Zeit später vom Verschwinden seiner Frau und der Inspektor beschließt der Bitte des Industriellen - sich dieser Sache anzunehmen - sofort nachzukommen. Gemeinsam mit Vicky Bonney (grmpf!!) fliegt er nach Spanien und beginnt Informationen zu sammeln. Währenddessen geschehen weitere Morde! Unter anderem sterben die Tochter des Bürgermeisters von Torroella de Montgri - Carmen Fuente - und dessen Freund, den Stierkämpfer Fernando Cordobes, den Benitez vorher noch in den Wahnsinn treibt. Auch ihr Blut füllt das Totem mehr und mehr. Tony startet einen Versuch das Castell gewissermaßen zu erstürmen, doch Benitez magische Kräfte trocknen ihn beinahe vollkommen aus und zerschunden stürzt er den Berghang hinab. Er überlebt zwar, kann aber nicht verhindern, daß fast alle Männer des Ortes sich zusammenfinden und das Castell abbrennen wollen. Dieser Plan schlägt fehl. Sieben Geier - Benitez hat sich mittlerweile Verstärkung beschafft - stürzen sich auf die Männer und töten viele von ihnen. Tony Ballard ist niedergeschlagen und läßt sich in der Bar des Hotels vollaufen, wo er auf Manuel Alvarez, einen Freund des toten Hellsehers trifft. Dieser zeigt ihm eine Metallkassette, in der Llagostera die letzten Aufzeichnungen des mutigen Priesters aufbewahrte. Diese offenbaren - in lateinischer Schrift - wie Benitez zu vernichten ist. Tatsächlich muß man das Totem vernichten, um dieses zu erreichen. Mit neuem Mut gewappnet, begibt sich Tony Ballard abermals ins Castell, nachdem die Geier davongeflogen sind, um sich neue Opfer auf einem Volksfest in einem Nachbarort zu suchen. Benitez, der sich einen jungen Arzt im Ort, als Wirtskörper ausgesucht hat, entführt Vicky (grmpf!!) und im Gewölbe unterhalb des Castells kommt es zum Endscheidungskampf mit Tony Ballard. Ballard kann das Totem natürlich zerklopfen und Benitez, sowie seine sechs Gefolgsleute, die sich gerade auf einen Menschenmenge stürzen wollen, werden vernichtet. Eine gigantische Teufelsklaue aus Rauch und Dampf durchbricht den Boden und reißt den toten Benitez mit sich in die Tiefe. Zurück in London bietet der erschütterte Tucker Peckinpah Tony seine Partnerschaft an. Er soll seinen Dienst bei der Polizei quittieren und - unterstützt vom Vermögen und den Beziehungen des Industriellen - den Kampf gegen das Böse weiterhin aufnehmen und noch ausdehnen. Tony Ballard willigt ein!


Meinung:
Beginnen wir mal mit dem Positiven! Die Rahmenhandlung wird vorangetrieben. Endlich erreichen wir den Punkt, in dem Tony Ballard und Tucker Peckinpah ihre erfolgreiche Partnerschaft begründen. So, das war es dann auch schon, denn was uns A. F. Morland (upps, damals ja noch Mortimer!) hier unterbreitet ist ehrlich gestanden, harter Tobak. Zwar schreibt er hier zum ersten Mal in der Ich-Form, was sehr zu begrüßen ist, aber die mangelnde Qualität des Romans nicht wettmachen kann. Zugegeben der Anfang, in dem Llagostera seine Warnung verkündet und der Teil in dem Rosalind Peckinpah gefangengenommen und getötet wird und auch die Idee Benitez' den armen Fernando Cordobes in den Wahnsinn zu treiben, ehe er ihm das Lebenslicht ausbläst, sind gelungen, aber dafür sind die Teile, in denen es um Tony und Vicky (die wieder einmal nichts besseres vor hat, als als Geisel herhalten zu müssen, deswegen: grmpf!) echte Rohrkrepierer. Die Sache, wo Benitez den wackeren Tony mit einer Art magischer Sonnenhitze zu rösten versucht ist zwar mal was anderes, aber irgendwie will es mir einfach nicht gefallen. Außerdem empfand ich die Szene, in der Tony sich mit Tequila vollaufen läßt, sternhagelvoll den armen Manuel Alvarez beschimpft und später sogar verbal gegen Vicky vorgegangen sein soll, verstörend und trug nicht gerade dazu bei das Sympathiebild dieses - noch jungen - Romanhelden zu untermauern. In Ordnung, auch ein Dämonenjäger hat seine Schwächen, aber irgendwie fehlte dem Autor damals noch der entscheidende Griff, um die Charakterisierung Ballards voranzutreiben, weshalb er wahrscheinlich etwas experimentierte, was aber schiefging. Tony Ballard als volltrunkenen Prollmotzer, ne Danke, darauf kann man echt verzichten. Überhaupt wurde in diesem Roman von Seiten Mr. Ballards dem Alkohol ziemlich häufig zugesprochen. So berichtet Tony auf Seite 16: "Ich rauche zwar nicht (wissen wir, Tony, wissen wir!), aber das Trinken finde ich lebenswichtig, ohne deshalb gleich Anspruch auf den Titel Säufer erheben zu wollen." Na ja, vielleicht willst du nicht gerne diesen Titel erheben, aber andere könnten schon auf die Idee kommen.
- Seite 19: Nach der Ankunft im Hotel "...die Hotelbar aufzusuchen, um in aller Ruhe einen Drink zu nehmen...." --- es stellt sich heraus, daß es sich dabei um Sangria handelt (Seite 21).
- Seite 22: Tony bestellt nach dem ersten Angriff Bentiez zwei Barcadi...ohne Eis!
- Seite 23: Tony und Vicky kippen zwei Drinks bei Dr. Jess Rivera.
- Dieselbe Seite: Tony und Vicky trinken mit Fernando Cordobes Tequila.
- Seite 24: nach einem Essen mit Manuel Alvarez gibt es leichten Rotwein für alle.
- Seite 48: Nach dem Tod der mutigen Männer, die das Castell stürmten, läßt Tony sich mit Tequila richtig vollaufen.
- Seite 52: Tony ißt ein Sandwich, um bei Kräften zu bleiben und trinkt hinterher....Wein aus der Flasche.
Dabei belasse ich es mal! Ich selber bin zwar auch kein Kostverächter in Bezug auf alkoholische Genüsse, aber wenn ich wüßte, daß ich eventuell einem Dämon im Kampf begegnen werde, würde ich mich mit diesem Teufelszeug, egal ob es sich um Tequila, Sangria oder einfachen Wein handelt, schwer zurückhalten. Allein das, was Tony von Seite 19 bis 24 verkonsumiert (wir reden hier von nicht mal einem Tag) würde ausreichen, um mich, zumindest bei der Witterung, in Tiefschlaf zu versetzen oder wie einen Idioten lallend und wankend herumtaumeln zu lassen. Ich denke, Mortimer hätte gut daran getan, seinen (noch so unerfahrenen) Helden etwas abstinenter auftreten zu lassen. Aber mal im Ernst, der Roman verliert nicht nur wegen dieser vielen Drinks an Qualität, sondern er ist einfach zu unausgegoren und streckenweise zu vorausberechenbar. Hier ist lediglich eine durchschnittliche Bewertung fällig.


Besonderheiten:

Tony Ballard und Tucker Peckinpah werden Partner.
Erster Tony Ballard-Roman in Ich-Form.


2 von 5 möglichen Kreuzen:
2 Kreuze


Kommentare zum Cover:

Sonst nicht meine Art, aber ich möchte mich einfach nur dem Kommentar von Chapman anschließen.
Jedes ausführliche Beschreibung wäre Zeitverschwendung.


Coverbewertung:
0 Kreuze
Rezension von Benfi:


Kurzbeschreibung:
Der Großindustrielle Tucker Peckinpah vermisst seine im Urlaub verschollene Frau Rosalind und bittet Inspektor Tony Ballard um Hilfe. Der macht sich mit seiner Freundin Vicky Bonney sofort auf die Reise nach Torroella de Montgri/Spanien. Dort ist der einst verfluchte Teufelsdiener Paco Benitez in seinem Castell Montgri erwacht und schafft sich anhand des Blutes menschlicher Opfer eine Armee von 'Blutgeiern', um zum großen Schlag gegen die Menscheit auszuholen. Während Tony sich zu dem magisch gesicherten Castell abkämpft, fasst Benitez schon ein neues Opfer ins Auge: Vicky Bonney!


Meinung:
Ich finde es immer wieder ungewohnt, wenn in einem südlichen Land ein Gruselroman spielt. Irgendwie passt das nicht! Doch vielleicht ist gerade das der Reiz an diesem Roman, der sehr flüssig zu Lesen ist und mit dem Gegner Paco Benitez doch eine Figur mit Ausstrahlung aufweisen kann. Was ich allerdings nicht verstehe ist, warum Vicky Bonney eigentlich mitgereist ist, da sie in bisher jedem TONY-BALLARD-Roman in Gefahr geriet und doch spätestens nach dem letzten Abenteuer (GK053) bedient sein dürfte. Ist das die berühmte Liebe, die Vicky immer mit Tony ziehen lässt?


Besonderheiten:
Erscheinungsdatum: 03.12.1974
Subserie: Tony Ballard 03
- erster Auftritt von Tucker Peckinpah, einem Großindustriellen
- Rosalind Penkinpah, Tuckers Frau, wird vom Blutgeier Paco Benitez getötet
- Tony und Tucker gehen einen Pakt ein, um gegen alles dämonische anzukämpfen


4 von 5 möglichen Kreuzen:
4 Kreuze


Kommentare zum Cover:

Der Vampir mit den mächtigen, roten Flügeln und die ängstliche kauernde Frau haben nun wenig mit der Handlung des Romans zu tun und sind trotz ganz gelungenem Bild irgendwie fehl am Platze. Ein Bezug sollte schon da sein, oder?


Coverbewertung:
1 Kreuz

Zusatzhinweise zu dem Cover kommt von Michael Schick:
Das Titelbild des Gespenster-Krimi Romans wurde auch schon auf dem Cover des Romans "Luther's Grusel-Magazin Nr. 12" verwendet.

Luther's Grusel-Magazin Nr. 12


Das gleiche Titelbild wurde dann spiegelverkehrt auch noch auf dem Comic-Magazin "L'INSOLITE" Nr. 10 aus Frankreich verwendet:

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