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Nebelschleier wogten am Ufer des Vänersees, ließen die Konturen
der Bäume und Büsche unwirklich schemenhaft erscheinen. Christine
Bengtsson stand im hohen, taufeuchten Gras und sah hinaus auf das schwarze
Wasser. Ein Käuzchen schrie, und der Nebel verschluckte seinen Schrei.
Christines Herz hämmerte. Sie war ganz allein und hatte die schwerste
und endgültigste Entscheidung ihres jungen Lebens zu treffen. Des Lebens,
das sie sich in dieser Nacht nehmen wollte. Langsam ging Christine zum See.
Sie faltete die Hände über ihrem hohen, gewölbten Leib. Ihr
ungeborenes Kind regte sich, sie spürte seine Bewegungen, und Tränen
sickerten aus ihren' Augen über die blassen Wangen. Bleich und geisterhaft
hingen die Nebelschleier über dem schwarzen Wasser, vor dem Christine
sich so sehr fürchtete. Aber sie wollte nicht mehr weiterleben, und
von alters her hatten sich Selbstmörder und Selbstmörderinnen im
Vänersee ertränkt. Christine Bengtsson ging durch das Schilf. Ihre
Füße traten ins eiskalte Wasser. Sie zögerte noch einmal,
ein letztes Mal. Das blutjunge, rothaarige Mädchen mit dem einfachen,
dunklen Kleid und dem schwarzen Umhängetuch fröstelte, schauderte
zusammen. Wieder schrie das Käuzchen im Nebel, dumpf und unheimlich.
Christine schluchzte auf.