Gespenster-Krimi Nr. 423: Die Nacht der Giganten

Gespenster-Krimi Nr. 423: Die Nacht der Giganten


Es war ein herrliches Gefühl, lautlos über den Himmel zu gleiten und die Landschaft wie einen stummen, dreidimensionalen Film unter sich vorbeiziehen zu sehen. Die Sicht war von hier oben aus phantastisch, und der Mond, der wie ein großes, gutmütiges Auge vor dem Diadem der Milchstraße blinzelte, spendete genug Licht, um jede Einzelheit erkennen zu können. Der Mann lehnte sich zurück. Seine Hände ruhten entspannt auf dem U-förmigen Steuerknüppel, und für einen Moment genoß er das Gefühl der Freiheit, das ihn immer überkam, wenn er hier oben war, lautlos, schwerelos und elegant wie ein großer Vogel über die erstarrten Sandwellen der Wüste glitt. Bis auf das leise Rauschen des Windes, der an der Plexiglaskanzel der Maschine vorbeifuhr, war es vollkommen still. Am Horizont war die Lichtglocke von Las Vegas zu erkennen, eine schimmernde, flirrende Halbkugel gelb-bunter Helligkeit, die mit dem Flimmern des Sternenhimmels zu konkurrieren schien.


von Henry Wolf, erschienen am 20.10.1981

Rezension von Florian Hilleberg:


Kurzbeschreibung:
In der Wüste von Nevada, nahe Las Vegas, errichtet der Paläontologe Sondstrup einen Vergnügungspark mit lebensecht nachgebildeten Dinosaurier-Skulpturen. Der Fotoreporter Craigh Sanders und seine Kollegin Betty sollen eine Reportage über das ungewöhnliche Projekt machen. Doch schon bald beschleicht die beiden ein seltsames Gefühl. Haben die grausigen Morde der letzten Nächte etwas mit dem Park zu tun? Es scheint als ob die Opfer riesigen Bestien in die Klauen geraten seien. Sind die Saurier-Modell aus dem Park zu unheiligem Leben erwacht?


Meinung:
Ganz im Stil der alten Monsterfilme aus den 50er Jahren hat Wolfgang Hohlbein unter dem Pseudonym Henry Wolf seinen Roman aufgezogen und damit die Thematik der Miniserie "Dino-Land" vorweg genommen. Spannend, actionbetont und dennoch atmosphärisch schildert Hohlbein hier den prähistorischen Terror. Leider nicht immer wissenschaftlich korrekt. Seit Arthur Conan Doyle seinen Roman "Die vergessene Welt" veröffentlichte kursiert unter Autoren und Filmemachern das hartnäckige Gerücht der Pterodaktylus sei eine grauenhafte fliegende Bestie mit der Flügelspannweite eines kleinen Segelflugzeuges. Tatsächlich wird in den meisten Fällen, wie auch in dem vorliegenden Roman, ein Pteranodon beschrieben. Der Pterodaktylus ist ein kleiner Flattermann, der es gerade mal auf 60 Zentimeter Flügelspannweite brachte und damit nicht größer war als unser heutiger Kolkrabe. Leider ist der Autor aber in diesem Roman eher auf simple Effekthascherei aus, denn auf korrekte Angaben. Die Saurier sind allesamt mordlustige Bestien, egal welcher Art sie angehören. Die Handlung erscheint für einen kleinen Heftroman sehr ausladend. Zu Beginn lässt sich der Autor mit den Beschreibungen mehr Zeit und erschafft fesselnde Szenarien und glaubhafte Charaktere. Je mehr sich das Heft allerdings der letzten Seite nähert desto gehetzter wirkt die Handlung. Vor allem das Ende kommt sehr abrupt, allerdings auch mit einer gelungenen Überraschung, die man so aus den Heftromanen der Siebziger und Achtziger nicht gewohnt ist.


Besonderheiten:
Einer der ersten Heftromane von Wolfgang Hohlbein. Die Handlung wurde später in den Roman "Giganten" integriert, den Hohlbein gemeinsam mit Rehfeld schrieb.


2 von 5 möglichen Kreuzen:
2 Kreuze


Kommentare zum Cover:
Ein typisches Gespenster-Krimi-Cover, welches weder zeichnerisch noch vom Motiv her überzeugen kann.


Coverbewertung:
0 Kreuze