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Der grelle Blitz zerriss die Nacht. Gleich darauf wurde die Atmosphäre
von einem ohrenbetäubenden Donner wie mit einer Riesenfaust
geschüttelt. Dicke, schwere Tropfen fielen vom schwarzen Himmel. Dann
Wassermassen wie bei einer Sintflut. Noch ungefähr hundert Kilometer
bis Wien, dachte der Verleger Werner Hahn. Er war mit seinem schiefergrauen
Mercedes unterwegs. In rasanter Fahrt jagte der Wagen die Serpentinen des
Semmering hinauf. Die grellen Scheinwerferfinger tasteten sich über
die düstere Landschaft. Hahn hatte die Scheibenwischer auf Schnellgang
geschaltet, damit sie mit den niederprasselnden Wassermassen fertig wurden.
Doch sie schafften es nicht. Wieder zuckte ein Blitz vom Himmel. Hahn fuhr
unwillkürlich zusammen. Nach der nächsten Kurve erfassten Hahns
Scheinwerfer eine reglos am Straßenrand stehende Gestalt.
von A.F. Morland, erschienen am 15.02.2000, Titelbild: Nikolai
Lutohin
Dieser Roman erschien erstmals am 29.01.1974 als GK
Band
20
Rezension von
Florian
Hilleberg:
Kurzbeschreibung:
In Wien und Umgebung werden mehrere Menschen von einem Monster regelrecht
dahingeschlachtet. Alle diese Menschen hatte Streit mit dem Schriftsteller
Helmut Schramm, der von seltsamen Träumen geplagt wird: Er sieht seine
Mutter in jungen Jahren, wie sie es mit einem hässlichen unansehnlichen
Mann treibt. Der gibt sich in den Träumen als Teufel zu erkennen und
erklärt Schramm, dass dieser durch das nächtliche Schreiben ein
Monster namens Gorra entfessle, welches alle Menschen umbringt, mit denen
Helmut Schramm nicht zurechtkommt. Irgendwann bekommt Schramm einen anonymen
Brief mit einem Foto, auf dem ersieht, wie ihn seine Freundin betrügt.
Vor lauter Wut will er wieder Gorra entfesseln, doch in einem klaren Moment
erkennt er sein schreckliches Tun und stürzt sich vom Wiener Dom.
Meinung:
Dieser Roman besteht eigentlich nur aus einer Aneinanderreihung von Mordtaten,
die sich in ihrer Grausamkeit zu übertreffen versuchen. Komischerweise
bekommt der Hauptakteur auch prompt Probleme mit sämtlichen Mitmenschen,
was durch den Umstand zu erklären versucht wird, dass Schramms Vater
ja der Teufel ist. Der Schriftsteller an sich bleibt eigentlich den gesamten
Roman über blass und oberflächlich, ja geradezu cholerisch, wenn
er sich angesichts des Fotos seiner Freundin, sich nicht mal die Zeit nimmt
in Ruhe mit ihr zu reden. Die Mordszenen an sich haben einen ziemlich starken
Splattereinschlag, insbesondere die, in der das Opfer in einer Höhle
aufwacht und sieht, wie seine eigenen Beine in einem Feuer braten und von
der Bestie verzehrt werden stößt schon an Grenzen. Der Roman selber
ist ziemlich flott geschrieben worden, ohne dass große Längen
vorkommen. Doch leider kommen die Szenenwechsel zu schnell. Die Charaktere
sind schon tot, ehe sie überhaupt richtig an Tiefe gewinnen könne.
Die Idee des Monsters, das durch die Fantasie des Autors lebendig wird, ist
durchaus reizvoll, so dass zwei Kreuze unterm Strich gerechtfertigt sind.
2 von 5 möglichen Kreuzen:
Kommentare zum Cover:
Sehr farbenfroh und detailliert gezeichnet. Mit dem Inhalt hat es nur bedingt
zu tun, gefällt mir aber dennoch etwas besser als das Original-Cover
des GK Nr.
20.
Coverbewertung: