Die Tote hieß Manuela Schober, eine Studentin aus Wörth
am Rhein. Lebte in einer WG hier in der Stadt. Sie wurde mal verhaftet
eine Drogengeschichte. Ansonsten unauffällig. Paul Paulsen, der
Hauptkommissar der Mordkommission in Frankfurt, faltete seinen Ausdruck zusammen,
ehe er nach einer Tasse mit frisch aufgebrühtem Cappuccino griff. Etwas
mehr als zwei Stunden war es her, dass eine junge Frau in das Büro von
Linda und Easy gekommen war. Mit letzter Kraft hatte sie sich hineingeschleppt,
etwas von einem Hexensabbat gestammelt um schließlich vor Linda
und Easy zu sterben. Die oberste Frage lautete für die Sonderermittlerin
und ihren Praktikanten nun, ob dies ein Fall für sie war oder auch nicht.
Auf den ersten Blick sah es so aus. Hexensabbat, eine Leiche
Das alles
wirkte, als würde sich hier eine große Sache ankündigen,
ein Fall für die Sonderermittler. Besah man es sich jedoch genauer,
konnten schon Zweifel entstehen. Nicht jeder Satanist und nicht jeder Hexenzirkel
waren ein Fall für Linda und ihr Team. Normale Kriminalfälle fielen
nicht mehr in das Ressort der ehemaligen Polizeibeamtin. Erst wenn paranormale
Phänomene hinzukamen, echte Hexen, Geister oder Dämonen auftraten,
musste sie aktiv werden. So wie im Fall des Bermuda-Dreiecks, der sich doch
so ganz anders entwickelt hatte, als sie zu Beginn dachte. Allein schon,
mit J.B. zu arbeiten, ihrer Freundin und treulosen Tomate, wie sie sie in
Gedanken nannte, hatte ihr gut getan. Dass am Ende Jaqueline die Fäden
gezogen hatte, sie einmal mehr aus der Scheiße holen musste, spielte
da keine Rolle. Sie waren stets ein Team gewesen und jeder gab sein Bestes.
Sie hätte nicht gehen sollen, dachte Linda bitter, als ihr bewusst wurde,
dass sie nun die Chefin im Ring war. Auch wenn die Blonde das Büro
übernommen hatte, würde doch sie vor Ort ermitteln. Nicht ihre
Vorgesetzte, die Assistentin vom Boss. Für einen Moment spürte
sie Angst. Bisher hatte sie jederzeit nach ihrem Handy greifen und J.B. anrufen
können. Hier war es anders. Vielleicht der erste Fall ohne Jaqueline.
Ein Tanz auf dem Seil ohne Netz und doppelten Boden. Bewährte sie sich,
war es okay. Ging es schief, konnte es wirklich ganz dumm enden.
Schön. Oder nein nicht schön. Die Ermittlungen sind
vermutlich noch nicht sehr weit gediehen? Nein, wahrlich nicht.
Mehr noch es ist eine Frage der Zuständigkeit. Es muss
schließlich was zu bedeuten haben, dass sie hierher kam und nicht zur
Polizei ging. Vermutlich traute sie den Bullen nicht über
den Weg. Würde ich auch nicht, wenn Sie mich fragen. Sie
fragt aber keiner, schnarrte Paulsen, dem Easys lockerer Spruch
gehörig auf den Nerv ging. Er mochte es nicht, wenn jemand so mit ihm
sprach. Wäre Easy nicht der Praktikant von Linda gewesen, hätte
er ihm eine kräftige Standpauke gehalten. So blieb es bei dem kurzen
Satz. Also was meinen Sie, Frau Zimmermann? Auch Linda
nahm einen Schluck Cappuccino. Keine Ahnung. Wenn es sich als heiße
Luft entpuppt, haben wir einen regulären Mordfall an der Backe. Wenn
es in unsere Sparte fällt und die Polizei ermittelt
Für
einen Moment schwiegen alle. Gut wir übernehmen vorerst.
Wenn sich herausstellt, dass wir es hier mit einem normalen Mord zu tun haben,
übergeben wir die Sache an die Kripo also an Sie. Paul
Paulsen verzog den Mund. Auf seinem Schreibtisch stapelte sich ohnehin die
Arbeit, so dass er froh um jeden Fall war, den er abgeben konnte. Die
Vorstellung, in ein paar Tagen vielleicht erneut mit der toten Studentin
konfrontiert zu werden, gefiel ihm gar nicht. Gut. Wie geht es nun
weiter? Schaffen Sie die Leiche zu Doktor Rosenbaum. Er soll
die Untersuchung vornehmen ist mir lieber. Er findet auch Dinge, die
andere Pathologen nicht finden. Sagen Sie ihm, wir kommen morgen gegen zehn
zu ihm. Bis dahin soll er die Obduktion abgeschlossen haben. Lassen Sie uns
außerdem die Adresse der Toten da. Wir schauen uns da mal um.
Paulsen leerte seine Tasse, ehe er sich erhob. Sollten Sie was brauchen,
Frau Zimmermann, rufen Sie einfach an. J.B. ist ja nun weg, wie mir zu Ohren
kam. Ja, leider. Linda schaffte es nicht, einen
säuerlichen Tonfall aus ihrer Stimme zu vertreiben. Sie liegt
jetzt vermutlich am Strand ihrer Insel und genießt das Leben. Eine
Scheiße ist das. Ach, nehmen Sie es nicht zu tragisch.
Ist Ihre Chance, den Laden hier aufzumischen. Denken Sie dran J.B.
kochte auch nur mit Wasser.