New York City - 17.12.2003 / 23:00 Uhr
Es war dunkel, es schneite und es war lausig kalt. Diese drei Dinge standen
fest. Nahezu unerschütterlich, wenn man so wollte. Der große Rest
aber blieb offen. Wie würde diese Nacht werden? Gab es noch heiße
Maronen, bis wir unsere Runde gedreht hatten? An welchen Pilzen hatte der
vollkommen durchgeknallte Radiomoderator genascht, um so viel Mist auf einmal
zu verzapfen? Was in drei Teufels Namen tat ich hier eigentlich? Okay, zumindest
auf die letzte Frage gab es eine ganz einfache Antwort - ich kam der Bitte
von Harvey nach und kümmerte mich um eine Sache in New York. Meiner
neuen Heimat, wenn man so wollte, der ich mich zunehmend verbunden fühlte.
So sehr, dass ich beschlossen hatte, meinen endgültigen Umzug auf meine
Insel zu verschieben. Zwar sollte es nach den Feiertagen eine große
Party auf Sarah's Rest geben, die Einladungen für meine Freunde waren
mitsamt den Tickets verschickt und die Zusagen bereits eingetroffen. Doch
mein Appartement im Big Apple würde ich behalten und auch im neuen Jahr
hierher zurückkehren. Obgleich sich Suzanne ins Zeug gelegt hatte, war
mir noch nicht danach, Sex and the City endgültig aufzugeben. Hier pulsierte
das Leben, hier war ich ein völlig neuer Mensch, mir meines Wesens auf
eine besondere Art bewusst geworden. Das, was man als Selbstfindung bezeichnen
kann, hatte ich hier vollzogen. Suzanne, das wusste ich, würde auf Sarah's
Rest bleiben. Sie war in die Insel vernarrt und auch in das Leben dort. Sollte
sie - es gab immer noch viel zu tun. Schließlich sollte dort nicht
nur ein Wohnkomplex für eine verrückte Abenteurerin entstehen,
sondern bedeutend mehr. Doch dies war noch nicht spruchreif, bedurfte weiterer
Vorbereitungen. Mein Blick fiel aus dem Fenster des blauen Lincoln. Wir befanden
uns in der Bronx, jenseits der 163. Straße. Die Gegend bestand aus
hohen grauen Häusern, bei denen nur vereinzelt Lichter hinter den Fenstern
brannten. Die Mauern, die einen Hof umgaben, waren mit Graffiti besprüht.
ein hoher Maschendrahtzaun ließ die Welt dahinter erscheinen, als
befände man sich in einem Gefängnis. Ein paar Läden hatten
noch offen, aber die meisten waren inzwischen geschlossen. Schwere Rollgitter
und kaum zu übersehende Alarmanlagen sollten sichern, was den Inhabern
wichtig war. Manchmal gelang es, manchmal auch nicht, wie mir meine Partnerin,
Detektive Bancroft, versicherte. Temporär, nur für diese Nacht
hatte uns das Schicksal zusammengeschweißt. Angeblich, so hieß
es, würde ein Monster die Nachbarschaft hier in Harlem in Angst und
Schrecken versetzen. Mehrere Überfälle, Körperverletzungen,
Vergewaltigungen und Morde wurden ihm zugeschrieben, die Presse nannte es
bereits "Die Bestie vom Crotona Park", weil das Wesen dort von verschiedenen
Leuten gesehen worden war und auch seine ersten Opfer gefunden hatte.
Normalerweise wäre all das dennoch kein Fall für mich gewesen.
Dies hier war New York City und Monster gab es an jeder Ecke. Mit den meisten
Biestern wurde die Polizei fertig. Mit diesem hier nicht. Drei Mal hatten
sich die Cops auf der Siegerstraße gewähnt, drei Mal auf das Monster
geschossen und drei Mal getroffen. In Brust, Kopf und Beine, wie man mir
versicherte. Jedes Mal war das Vieh, das als Mischung zwischen Mensch, Hund
und sonst was beschrieben wurde, entwischt. Anscheinend nahezu unverletzt,
denn jedes Mal war nur wenig Blut gefunden worden. Das war es letztlich gewesen,
was einen in New York arbeitenden CIA-Agenten, der von dem Fall gehört
hatte, dazu veranlasste, bei seinem CIA-Kollegen Harvey aus der
Stargate-Abteilung für außergewöhnliche Fälle anzurufen.
Und Harvey wiederum fiel nichts Besseres ein, als sich bei mir zu melden.
Jaqueline - schau dir die Sache mal an. Schick deine Rechnung an mich, aber
sorg dafür, dass die Bestie von Crotona Park keine unschuldigen Menschen
mehr anfällt.