John Sinclair Nr. 1479: Die Totenfrau vom Deichhotel

John Sinclair Nr. 1479: Die Totenfrau vom Deichhotel


Die Beerdigung der alten Erna Jeppsen war vorbei. Allmählich senkte sich die Dämmerung über den Keitumer Friedhof. Claas Claasen, der Hotelier vom Deichhotel, war der letzte Besucher, der das Grab verließ. Er war allein gekommen. Seine Frau und die drei Kinder hatte er im Haus gelassen, zudem war er derjenige, der die alte Jeppsen am besten gekannt hatte. Er warf noch einen Blick auf den Blumenstrauß, den er zu den anderen gelegt hatte, und musste trotz des traurigen Anlasses schmunzeln, wenn er daran dachte, wie viele Auseinandersetzungen er mit der eigensinnigen Frau schon erlebt hatte. Dabei war Claas besser weggekommen als sein Vater, der hatte sich über Jahre hinweg mit Erna gestritten. Dreiundneunzig war der alte Drachen alt geworden, und jetzt würden sich die Kinder um das Erbe streiten, denn Grund und Boden waren auf der Insel Sylt verdammt viel wert ...


von Jason Dark, erschienen am 14.11.2006, Titelbild: Natale

Rezension von Dämonengeist:


Kurzbeschreibung:
Nach der Beerdigung einer Bekannten in Keitum trifft der Hotelier Claas Claasen auf dem Friedhof eine geheimnisvolle Totenfrau, die einem seiner Gäste, Sigrid Böhme, zum Verwechseln ähnlich sieht. Zurück im Hotel ruft er sofort bei Scotland Yard an, und Suko verspricht seinen Kollegen John zu alarmieren (s. JS 1478). In der folgenden Nacht taucht die Totenfrau nicht nur bei Claasen, sondern auch bei anderen Hotelgästen auf, wie bei Sigrid Böhme, die ihren Astralkörper dahinter vermutet. Sie ist eine Künstlerin und hat bemalte Totenbretter mit ins Hotel genommen, aus denen Claas Claasen seltsame Hilferufe hört. Am folgenden Tag trifft auch John Sinclair im Deichhotel ein. Dabei gibt es nicht nur ein Wiedersehen mit Claasen, sondern auch mit Andreas Brass (s. JS 1241 + 1322). Als er mit seinem Kreuz die Totenbretter testet, hört er ebenfalls die Hilfeschreie. Außerdem fahren kurze Zeit später fünf Geister aus den Brettern, die einmal zu Hexen gehört haben. Von Axel Böhme erfährt er auf dessen Zimmer, als die Totenfrau wieder auftaucht, dass es sich bei ihr um Sonja Böhme, Sigrids totgeglaubte Schwester, handelt. Gemeinsam mit den fünf Hexengeistern will sie nun die Körper von Claasen, Brass und drei weiteren Personen übernehmen. Doch der Geisterjäger taucht wieder im rechten Moment auf und vernichtet die Dämonenbrut mit seinem Silberkreuz.


Meinung:
Das ist wieder mal ein Roman, bei dem ich mir mit der Bewertung richtig schwer tue. Sylt-Romane lese ich immer wieder gerne, und die Geschichte hat schon einige unheimliche Stellen, aber viele Ungereimtheiten stören den Lesefluss doch enorm. Warum zum Beispiel taucht die Totenfrau bei fast allen Hotelgästen im Zimmer auf? Doch nicht, um ihren blanken Busen mal jedem präsentiert zu haben. Noch wirrer wird es allerdings auf S. 54: Dort erkennt Axel Böhme plötzlich in der Totenfrau die Schwester seiner Gattin, die vor Jahren Selbstmord begangen hat. Ah ja! Nicht, dass es jedem gestandenen Leser auffallen würde, dass Sigrid zuvor noch gesagt hatte, sie hätte keine Schwester, mal ganz davon abgesehen, dass Axel Böhme bereits eine Begegnung mit der Totenfrau hinter sich hatte und sie dabei auch nicht erkannt hat. Und schließlich wären da noch die abgelegten Rosen, die Claasen nach der Begegnung mit dem Geist auf dem Friedhof bei der Statue des Mörder-Mönches findet. Was die für eine Bedeutung haben, das war wohl nicht einmal dem werten Autor klar. Trotzdem hat es mich gefreut, mal wieder etwas von Claas Claasen, Andreas Brass und dem Mörder-Mönch gelesen, der fast schon inflationär oft erwähnt wird. Insgesamt gesehen ist dieser Roman zwar schwächer als der letzte und hat auch weitaus mehr Logikfehler, aber mit einigen recht gruseligen Stellen sowie einem kräftigen Sympathiebonus reicht es gerade noch für zwei Kreuze.


2 von 5 möglichen Kreuzen:
2 Kreuze


Kommentare zum Cover:
Ein unheimliches und düsteres Cover von Natale, bei dem mich nur die halbnackte Frau etwas stört - hört sich zwar komisch an, aber meiner Meinung nach passt es einfach nicht zum Gesamteindruck. Außerdem bin ich nicht so ein Rezi-Autor, der für jeden blanken Busen ein Bonuskreuz verteilt...


Coverbewertung:
3 Kreuze