John Sinclair Nr. 1486: Im Tempel der Furcht
Es roch nach Feuchtigkeit, nach altem Laub nach fernem Schnee, eben nach
Herbst. Nur Konstabler Nichols glaubte, dass die Nacht nach etwas anderem
roch - nach Tod. Er war jemand, der schon lange Jahre Dienst tat und die
Mitte seines Lebens erreicht hatte. Man hätte ihn längst
befördert und in einen höheren Dienstgestellt, doch darauf hatte
Nichols verzichtet. Er wollte ein Mann der Straße sein, um näher
an den Menschen zu bleiben, denn hier passierte das Leben und nicht in
irgendwelchen weltfremden Büros. Außerdem verdiente seine Frau
als selbstständige Versicherungsagentin genügend Geld, sodass die
beiden sich ein gutes Leben erlauben konnten. Den Dienst aufzugeben, daran
dachte Nichols nicht, obwohl er bereits von einigen Security-Firmen darauf
angesprochen worden war. Man hätte ihn sogar hoch bezahlt, doch das
war für ihn, wie erwähnt, nicht wichtig...
von Jason Dark, erschienen am 01.01.2007, Titelbild: E.J. Spoerr
Rezension
von Dämonengeist:
Kurzbeschreibung:
Als der Polizist Mike Nichols in seiner Gegend eine Runde spazieren geht,
entdeckt er im Haus der verschwundenen Archäologin Rosy Keller eine
leuchtende Gestalt. Bei der Verfolgung trifft er auf einem Spielplatz zwei
Männer, die für eine Einbruchserie verantwortlich sind. Einer der
beiden wird von der Gestalt mit einem Schwert verletzt, bevor Nichols sie
mit Schüssen vertreiben kann. Währenddessen hat John in seinem
Büro Besuch von Rosy Keller erhalten, die von eben jener Gestalt, einem
Serienkiller namens Sir Baldur Wainright, der seit hunderten Jahren tot ist,
verfolgt wird, da sie sich mit seiner Geschichte beschäftigt hat. Als
die beiden das Haus der Archäologin besuchen wollen, treffen sie auf
Nichols und die Einbrecher, die von der Polizei verhaftet werden. Im Haus
erfährt John, dass Rosy einen alten Thron des Sir Baldur besitzt, der
auf das Kreuz reagiert. Während sich der Geisterjäger noch einmal
draußen umsieht, wird die Keller von Sir Baldur auf dessen Seite gezogen,
als dieser in seinem Stuhl erscheint. Daraufhin schlägt sie John nieder.
Doch dieser kann sich aufraffen und den Serienmörder mit Silberkugeln
attackieren. Sie bleiben wirkungslos, doch Sir Baldur bringt die beiden in
seine Welt, die eine Art Vorhölle darstellt, in der er dank seines Meisters,
dem Teufel, überlebt hat. Durch die Aktivierung des Kreuzes kann John
jedoch Sir Baldur vernichten und kehrt so mit Rosy in seine Welt zurück.
Dort erwartet sie auch Mike Nichols, den der Fall nicht losgelassen hat.
Während John aus seinem Auto Kopfschmerztabletten holt, wird Rosy von
Sir Baldurs Geist übernommen und tötet Nichols. Als sie auch noch
den Geisterjäger angreift, muss er sie in Notwehr mit einer Silberkugel
töten.
Meinung:
Nach einer kleinen allgemeinen Lesepause bin ich mit diesem Roman wieder
eingestiegen und muss sagen, dass er wirklich sehr gut ist. Spannend und
atmosphärisch schildert Jason Dark hier die Geschichte um den
Serienmörder Sir Baldur Wainright, der mal alles andere als ein
08/15-Höllengegner ist. Denn welcher Dämon hat in letzter Zeit
schon Silberkugeln und der Aktivierung des Kreuzes getrotzt? Leider wurde
am Ende nicht klar, ob der ehemalige Duke of Kent nun vernichtet ist oder
nicht. Schließlich kann sein Geist sich nach Rosys Tod einfach einen
neuen Körper gesucht haben. Stimmungsvoll war dagegen die schleichende
Veränderung der Archäologin, die unwissentlich langsam zu Sir Baldurs
Dienerin wird. Und das Ende schließlich ist diesmal einfach spitze.
Natürlich kann sich der geneigte Leser denken, dass, wenn der Hauptgegner
bereits auf Seite 56 scheinbar vernichtet wird, noch etwas folgt. Doch dieses
Ende hat mich einfach fast aus den Socken gehauen, da es in dieser Art
völlig unerwartet kommt. Als Besonderheit sollte kann man noch feststellen,
dass außer Johns Hinweis auf den Knochensessel und die Templer keine
weitere Figur des Sinclair-Universums erwähnt wird. Nun, ein absoluter
Spitzenroman ist dies zwar nicht, denn dazu hätten einige Gespräche
etwas kürzer ausfallen müssen, aber dennoch absolut lesenswert.
4 von 5 möglichen Kreuzen:
Kommentare zum Cover:
Das Cover ist eigentlich gar nicht so schlecht, wenngleich der Autor nur
einige Details in den Roman übernommen hat...
Coverbewertung:
Rezension
von The
Fox:
Kurzbeschreibung:
Die Archäologin Rosy Keller, die an einer Dissertation über historische
Serienmörder arbeitet, wendet sich an John, da einer eben dieser
Mörder, Sir Baldur Wainright, als Untoter in ihrem Haus aufgetaucht
sei. John fährt mit zu Rosys Haus, kann aber nicht verhindern, dass
Rosy in den Bann des charismatischen Mörders gerät. Sie schlägt
John sogar nieder und alle drei geraten in den Tempel der Furcht, eine Art
Vorhölle, in der Tote auf eine neue Aufgabe warten, oder darauf,
endgültig in die Hölle zu gelangen. Baldur jedenfalls war vom Teufel
versprochen worden, er dürfe auf die Erde zurückkehren, sobald
sich eine Frau in seinen Dunstkreis wagt, was Rosy durch ihre Recherchen
getan hat. Baldur erweist sich auch als recht mächtiger Gegner, der
sogar Silberkugeln trotz, doch durch Einsatz seines Kreuzes gelingt es John,
Baldur zu vernichten und mit Rosy wieder in die normale Welt zu gelangen.
Was er nicht ahnt: Baldurs Geist konnte der Vernichtung entgehen und ist
in Rosy Körper gefahren...
Meinung:
Hier hat sich Jason bei der Story wenigstens ein bisschen was gedacht, und
das Ende ist in der Tat ungewöhnlich, wenn auch nicht besonders
überraschend. Leider kann Jason es auch bei diesem Roman nicht vermeiden,
sämtliche Hintergründe der Story und Beweggründe der handelnden
Personen bloß in wenigen lapidaren Nebensätzen abzuhandeln. Die
ständigen Gesinnungswechsel der Archäologin Rosy Keller kommen
viel zu abrupt und sind völlig unglaubwürdig. Sir Baldur wurde
anfänglich als Person mit einem widerlich verzogenen, arroganten Mund
beschrieben, dem man ansehe, dass ihm Menschen nichts wert sind, später
ist er plötzlich ein Womanizer, von dem sich Rosy am liebsten sexuell
befriedigen lassen wolle.. Der Roman war ganz unterhaltsam für
Zwischendurch, aber es bleiben einfach viel zu viele Fragen offen.
Besonderheiten:
Das Dilemma der heutigen Sinclair Romane hat John offenbar genau erkannt:
Auf Seite 53 macht er sich Gedanken über den Tempel der Furcht: "Das
alles war mir etwas suspekt. Es klang nicht logisch, doch was beruhte bei
den Mächten der Finsternis schon auf Logik! Nichts, gar nichts! Man
musste es hinnehmen und das Beste daraus machen."
Das versuchte ich mir bei der Lektüre des Romans auch einzureden. Sehr
schön auch S. 60: "Natürlich blieben noch Fragen offen, (...).
Aber was brachte es mir ein, wenn ich mir noch weiter Gedanken darüber
machte? Es war vorbei und vergessen, und nur das zählte für
mich."
Schön, wenn zumindest John es sich so einfach machen kann. Last
but not least noch ein literarischer Geniestreich auf S. 61: "Hatte ich
nicht schon ein leicht ungutes Gefühl nach Beendigung des Falls gehabt?
Ich wusste es nicht mehr genau und konnte mich auch nicht so recht daran
erinnern." Und ich würde sagen, diesen Satz kann man vergessen.
1 von 5 möglichen Kreuzen:
Kommentare zum Cover:
Dieses Wischiwaschi Cover passt zumindest perfekt zum Roman.
Coverbewertung:
Ein Zusatzhinweis zu dem Cover kommt von Jörg Bielefeld:
Das leicht veränderte Cover wurde bereits 2006 für die Neuauflage
des ZEITKUGEL Band 3 aus dem Mohlberg-Verlag verwendet: