John Sinclair Nr. 1507: Das Blut-Juwel

John Sinclair Nr. 1507: Das Blut-Juwel


Die Bodendiele knarrte erbärmlich, unter dem Gewicht der Schritte. Purdy Prentiss, die Staatsanwältin mit den rotblonden Haaren zuckte zusammen, aber nicht nur wegen des Geräusches, sondern auch, weil jemand plötzlich das Licht eingeschaltet hatte, dessen Schein den Eingangsbereich hinter der Tür beleuchtete. Purdy schaute nach vorn, wo ein Mann in der offenen Tür seines Büros stand und sich für das Knarren der Dielen entschuldigte. "Ich wollte den Boden schon immer aufarbeiten lassen, aber Sie wissen ja, wie das ist, Mrs Prentiss. Man nimmt sich so vieles vor, und dann kommt einem immer etwas dazwischen." "Klar, das verstehe ich. Dinge, die einen nicht direkt betreffen, schiebt man gern zur Seite." "So ist es. Darf ich Sie dann in mein Büro bitten, Mrs Prentiss?"


von Jason Dark, erschienen am 29.05.2007, Titelbild: E.J. Spoerr

Rezension von neo09:


Kurzbeschreibung:
Per juristischer Schenkung gerät die Staatsanwältin Purdy Prentiss an den Blut-Juwel. Schon kurz nachdem sie den Ring übergestreift hat, geschehen seltsame Dinge, die sich offensichtlich zunächst nur in der Vorstellung der Staatsanwältin abspielen: Sie hört die Stimme eines Serienkillers, den sie damals ins Gefängnis gebracht hat und dem sie auch die Schenkung zu verdanken hat. Als Purdy Prentiss zudem feststellt, dass sich der Ring nicht mehr von ihrem Finger lösen lässt, vertraut sie sich John Sinclair an. Im Zuge der weiteren Ermittlungen stoßen die beiden auf ein Geheimnis, welches seinen Ursprung in Atlantis hat und welches Purdy um ihr Leben bangen lässt.


Meinung:
Mit Band 1507 gelingt Jason Dark durchaus eine fesselnde Geschichte, die sich endlich mal wieder mit dem guten alten Thema Atlantis beschäftigt. Mythische Stories, rätselhafte Verbindungen, das sind die Zutaten, mit denen JD seit jeher wunderbar umzugehen weiß. Sowohl Hintergründe als auch das Gefühlsleben der Hauptprotagonisten werden plastisch und sehr detailliert beschrieben, so dass man sich als Leser irgendwie genau in den Roman hineinversetzen kann. Doch was als Stärke des Autors gewertet werden darf ist leider zugleich auch seine große Schwäche: nämlich die zu große Detailverliebtheit. JD ergeht sich in minutiösen Beschreibungen und der Schilderung jeder kleinsten Empfindung (zum Beispiel dass Sinclair genau und mehrfach schildert, wie der Stuhl steht, auf dem er Wache hält (das ist so interessant, wie der berühmte Sack Reis vor japanischen Haustüren)), so dass die Handlung bzw. der Handlungsfortgang absolut auf der Strecke bleibt und er zum wiederholten Male zu spät erkennt, dass nur noch wenige Seiten übrig sind, um einen möglichst zufriedenstellenden Schluss zu finden. Aus diesem Grund erscheint das Ende entweder zu plötzlich oder zu bruchstückhaft. Derart verfasste Romane besitzen eine sehr stimmungsvolle lange Einleitung, die Lust auf mehr machen und einen Schlussteil, der zu oberflächlich und abrupt endend erscheint. Was ganz fehlt ist sozusagen der Hauptteil. In diesem Roman zum Beispiel wird ellenlang beschrieben, wie die Staatsanwältin versucht, den Ring von ihrem Finger zu bekommen und welchen Einfluss dieser auf sie nimmt. Kurz wird der Aspekt Atlantis angerissen um erst gegen Ende des Heftes den Serienkiller im Gefängnis zu besuchen. Wieder sich im Kreis drehende Gespräche läuten dann das Finale ein: das Auftauchen des Finsteren, der ziemlich schnell erledigt wird. Was fehlt sind einfach noch weitere Handlungsstränge, die durchaus Platz hätten, aber aufgrund langatmiger Dialoge keinen Platz mehr finden. Und das ist sehr schade. Denn genug Potenzial hat der Roman. Der weiterhin ständige Gebrauch des Wortes "verdammt" kostet ein zusätzliches Kreuz.


2 von 5 möglichen Kreuzen:
2 Kreuze


Kommentare zum Cover:
Ein übles Spoerr-Cover. Nicht mehr und nicht weniger.


Coverbewertung:
0 Kreuze