John Sinclair Nr. 1586: Leichenräuber

John Sinclair Nr. 1586: Leichenräuber


Es roch nach Tod, nach Abschied, nach Tränen und auch nach Weihwasser oder Weihrauch. Das gehörte nun mal zu einem Friedhof und störte Suko nicht, nachdem er die Tür des Rover hinter sich geschlossen hatte. Er hatte den Wagen auf dem Friedhofsparkplatz abgestellt, der grau schimmerte und aus dessen Boden nur wenige Grasbüschel hervorschauten. Es herrschte eine Stille, wie man sie meistens auf Friedhöfen findet. Sie wurde nur durch wenige Geräusche unterbrochen, die der Wind erzeugte, wenn er durch das Blattwerk der nahen Bäume fuhr und dafür sorgte, dass die Blätter leise raschelten, als wollten sie auf ihre Weise den einsamen Mann begrüßen. Einige Blätter hatten sich bereits von den Zweigen gelöst und wurden über den Boden geweht. Dabei war immer ein leises Knistern zu hören...


von Jason Dark, erschienen am 02.12.2008, Titelbild: E.J. Spoerr
Rezension von neo09:


Kurzbeschreibung:
Während John Sinclair in Polen beschäftigt ist, begibt sich Suko zu einem Friedhof, um dort einen Informanten zu treffen. Doch findet Suko nur dessen angenagte Leiche und vermutet goldrichtig, dass es sich bei dem Mörder um einen Ghoul handelt. In einer Fallgrube gelingt es Suko, einen Ghoul zu vernichten, doch wird ihm bewusst, dass noch drei weitere Unholde auf dem Friedhof ihr Unwesen treiben. Shao, die Suko unterstützend unter die Arme greift, macht in derselben Nacht auf dem Friedhof die Bekanntschaft mit der geheimnisvollen Shini, einem Gruftie, die offensichtlich eigene Ziele zu verfolgen scheint. Letztendlich gelingt es den dreien, die Unholde zu stellen, die sich aufgrund zweifelhafter Ermittlungen als Gesandte des Planeten der Magier herauskristallisieren. Durch den Einsatz der Goldenen Pistole schickt Suko sie über den Jordan.


Meinung:
Ein glatter 0-Kreuze-Roman, den JD uns in dieser Woche liefert. Obwohl der Beginn sehr spannend und auch packend geschildert wird (Suko findet die Leiche seines Informanten und tritt kurz danach in eine Fallgrube und sieht sich hilflos gespenstischen Wesen gegenüber), schafft es JD nicht, diesen Spannungsbogen zu steigern oder auch nur aufrecht zu erhalten. Das liegt einzig und allein daran, dass sich der Autor wiedermal im Vorfeld keinerlei Gedanken über den Fortgang der Story gemacht hat. Tatsächlich war seine Idee, mal wieder über Ghouls und über die Goldene Pistole zu schreiben, viel versprechend, aber bereits in der Fallgrube verfällt JD wieder in altbekannte dramaturgische Schwächen. Detailverliebt schildert er jeden Luftzug, wiederholt mehrfach, dass man am Geruch Ghouls erkennen kann, beschreibt Natur und Geräusche, lässt ein vollkommen unwichtiges erstes Gespräch Sukos mit Shao übers Handy folgen und so weiter und so fort. Die Spannung verkümmert total, es wird immer langweiliger und sogar immer dann ärgerlich, wenn JD jede Kleinigkeit bis zum Erbrechen wiederholt. Doch nicht genug damit! Schlimm sind die groben inhaltlichen Patzer und unbeantworteten Fragen. Patzer: Am hellichten Tag befinden sich Friedhofsbesucher am Tatort. a) Warum fällt ihnen nicht die Leiche in der Fallgrube auf? b) Warum interessieren sich die Ghouls bzw. Unholde nicht für sie? Welche Bedeutung hat eigentlich diese Shini? Sieht den hilflosen Suko in der Grube und lacht ihn aus - später fährt sie zu Shao in die Wohnung und gibt irgendwelche Hinweise über die Herkunft der Unholde, die sie gar nicht wissen kann. Letztendlich ist es auch unklar, was sie überhaupt bei Shao will. Fragen: Warum tauchen überhaupt diese drei Gestalten auf? Welche Ziele verfolgen sie? Wieso unternimmt Shao später einen Alleingang gegen die Unholde? Und das mit der Beretta, von der sie spätestens nach dem vorher erfolgten Schussversuch Sukos wissen müsste, dass diese keine Gefahr für die Gegner darstellt? Der gesamte Roman ist einfach nur blödsinnig! Langatmig, ohne jede Logik, mit zig Wiederholungen. Ganz schnell vergessen und darauf hoffen, dass JD endlich mal wieder Lust auf ne gute Story verspürt und nicht nur Dienst nach Vorschrift leistet.


Besonderheiten:
Ein Fall ohne John Sinclair.


0 von 5 möglichen Kreuzen:
0 Kreuze


Kommentare zum Cover:
Für Spoerr ganz ok.


Coverbewertung:
2 Kreuze

Rezension von Florian Hilleberg:


Kurzbeschreibung:
Suko wird von einem gewissen Peter Bloom zu einem Friedhof bestellt, wo es angeblich nicht mit rechten Dingen zugeht. Wo das Problem im Einzelnen besteht will Bloom nur unter vier Augen berichten, doch als Suko am Friedhof eintrifft findet er Bloom nur noch tot in einem Sarg liegend vor. In Anbetracht des Zustandes der Leiche bleibt für den Chinesen nur ein logischer Schluss: Ghouls waren am Werk!
Tatsächlich begegnet der Inspektor kurze Zeit später drei unheimlichen Gestalten, die ihn in eine Falle locken. Suko fällt in eine Grube, aus der er sich nicht mit eigener Kraft befreien kann. Dafür endet in der Grube ein unterirdischer Gang, wie er typisch ist für die schleimigen Leichenfresser. Kurz darauf wird Suko von einem Ghoul angegriffen, den er mühelos beseitigt, anschließend ruft er Shao, seine Partnerin an, damit diese in befreit. Shao lässt sich nicht lange bitten und macht sich mit Seil und Ersatzberetta auf den Weg zum Totenacker. Dort begegnet sie dem Gruftie-Mädchen Shini, die zunächst sehr undurchsichtig erscheint, der Chinesin letztlich aber hilft Suko aus der Grube zu befreien. Kurz darauf begegnen sie erneut den drei unheimlichen Ghoul-Gestalten. Die Silberkugeln erweisen sich als nutzlos, doch die Kreaturen verschwinden spurlos. Suko beschließt am nächsten Tag mit schwerer Bewaffnung zurückzukehren. Er weiß, dass hier nur noch die Goldene Pistole und die Krone der Ninja über Sieg oder Niederlage entscheiden können. Doch Suko ahnt nicht, dass sich Shao mit Shini auf eigene Faust auf den Weg zum Friedhof gemacht hat und den Ghoul-Kreaturen damit direkt in die Falle gelaufen ist…


Meinung:
Wirklich schade! In der Vorschau kommt beim eingefleischten SINCLAIR-Fan sofort Freude auf, wenn er liest, dass in diesem Band die Goldene Pistole und die Krone der Ninja gemeinsam auftauchen. Hinzu kommt die Tatsache, dass in diesem Roman John Sinclair nicht auftritt und Suko mit Shao allein gegen die Ghouls angehen muss. Doch hier erschöpfen sich bereits die positiven Punkte des Romans. Den Rest kann man nur noch als liebloses, undurchdachtes und geradezu hanebüchenes Geschreibsel bezeichnen. Das beginnt bereits bei dem nichtssagenden Titel, der nach der Lektüre des Romans überhaupt keinen Sinn ergibt, denn über den Leichenraub wird so gut wie gar nichts geschrieben. Der Anfang der Geschichte ist dabei sogar sehr stimmig und atmosphärisch dicht ausgefallen, auch wenn Sukos Identifizierung des Toten als Peter Bloom nicht logisch nachvollziehbar ist. Bis zu dem Zeitpunkt als der Chinese in die Grube stürzt und den Ghoul im Tunnel vernichtet liest sich das Heftchen äußerst flüssig, rasant und sehr unterhaltsam. Spätestens mit der Figur des Gruftie-Mädchens Shini verstrickt sich der Autor allerdings in Widersprüchen und banalen, holprigen Dialogen, die einfach unnütz sind. Zunächst lacht sie Suko in der Grube aus, dann macht sie Shao schräg an, wobei ihr Jason Dark die lächerlichsten Phrasen in den Mund steckt, die er irgendwann mal aufgeschnappt hat, und wenig später stellt sich plötzlich heraus, dass sie nicht mit den Ghouls unter einer Decke steckt, sondern diese vernichten will, weil sie ihre Freunde ermordet haben. Hier merkt man dem Roman deutlich an, dass Jason Dark beim Schreiben noch nicht wusste, wie er diese Figur ausbauen sollte. Die mächtigen Ghoul-Kreaturen, die mutmaßlich vom Planeten der Magier stammen, nutzen keine einzige Chance, um sich ihrer Gegner zu entledigen und stehen die meiste Zeit untätig in der Gegend herum, vermutlich um dem Titelbild gerecht zu werden. Warum diese Wesen aber ausgerechnet auf einem Londoner Friedhof ihr Lager aufschlagen, bleibt eines von vielen Rätseln. Auch wird nicht schlüssig erklärt weshalb Shao nicht ihre Armbrust mitnimmt, immerhin hegt sie ebenfalls Zweifel ob die Beretta hilft. Dass dem nicht so ist, merken sie und Suko kurz nachdem sie den Inspektor aus der Grube befreit hat. Und hier folgt der nächste, weitaus schwerwiegendere Fehler. Immer wieder wird betont, welch enges Vertrauensverhältnis zwischen Shao und Suko besteht und trotzdem zieht die Chinesin auch ein zweites Mal ohne ihren Partner los und nimmt selbst dann nicht die Armbrust mit, obwohl sie jetzt die Gewissheit hat, dass die Silberkugeln keine Wirkung erzielen. Suko hingegen reagiert sehr souverän und besorgt sich, zur Freude vieler Fans die Goldene Pistole und die Ninja-Krone. Zum ersten Mal wird die Tarnkappe in einem Fall eingesetzt, in dem es nicht um asiatische Mythologie geht. Hier stellt sich natürlich die Frage, wieso sie dann generell nicht öfter zum Einsatz kommt. Gerade in den unzähligen Abenteuern, wo es die Geisterjäger in die Vampirwelt verschlägt wäre die Krone der Ninja eine unschätzbare Hilfe. Warum nun ausgerechnet die Goldene Pistole Erfolg erzielen soll wird ebenfalls nicht nachvollziehbar erläutert. Immerhin hat Suko die Dämonenpeitsche noch nicht mal ausprobiert und für Kreaturen, die selbst vom Planeten der Magier stammen, ebenso wie die Goldene Pistole, dürfte diese eigentlich keine Gefahr darstellen. Dass die Waffe fast leergeschossen sein soll, wie Bill einmal im Vertrauen erzählte, wird indes mit keiner einzigen Silbe erwähnt. Das große Finale entbehrt schließlich jeglicher Spannung und trotz des einfallsreichen Grundgerüsts der Story, bleibt dieser Roman weit hinter den Erwartungen zurück.
Fazit: Gute Idee, grauenhafte Umsetzung. Obwohl endlich wieder Waffen wie die Goldenen Pistole und die Krone der Ninja zum Einsatz kommen liegt die stilistische und dramaturgische Verarbeitung weit unterhalb des Durchschnitts.


Besonderheiten:
Roman ohne John Sinclair.
Der Fall spielt zeitgleich mit Band 1585 "Monsterfahrt".
Drei mächtige Ghoul-Dämonen vom Planeten der Magier machen einen Londoner Friedhof unsicher.
Suko setzt die Krone der Ninja und die Goldene Pistole synchron ein.
Vierter Einsatz der Krone in Sukos Besitz und der erste Einsatz in einem Fall ohne asiatische Magie.


1 von 5 möglichen Kreuzen:
1 Kreuz


Kommentare zum Cover:

Grauenhaft. Ein seelenloses, schrecklich anzusehendes Machwerk, dass keinerlei künstlerischen Anspruch erhebt.


Coverbewertung:
0 Kreuze

Rezension von Ulrich Surendorf/Chapman:


Kurzbeschreibung:
Während sich John Sinclair mit Harry Stahl in Rynica aufhält (s. Band 1585 ‚Monsterfahrt'), erhält Suko den Auftrag, sich um Leichenräuber auf einem Londoner Friedhof zu kümmern. Genaue Informationen hat der Inspektor zwar nicht, aber der Friedhofsgärtner Peter Bloom hat sich bei Scotland Yard gemeldet, um die Vorfälle anzuzeigen. Auf dem Friedhof findet Suko seinen Informanten allerdings nur noch tot vor, und der Zustand der Leiche lässt keinen Zweifel offen, wer den Mann getötet hat - Ghouls!
Als sich Suko auf die Suche nach den Leichenfressern macht, gerät er trotz aller Vorsicht in eine Falle und landet auf dem Boden einer tiefen Fallgrube. Doch abgesehen von einer Gestalt, die am Rand des Lochs erscheint und sich über den Inspektor lustig macht, geschieht vorerst nichts.
Suko informiert über sein Handy Shao, die sich auf den Weg zum Friedhof macht. Mit einem Seil ausgerüstet, kann sie ihren Freund befreien. Zuvor hat sie allerdings noch die Bekanntschaft mit Shini gemacht, einem weiblichen Gruftie, der einen ziemlich zwiespältigen Eindruck auf die Chinesin gemacht hat. Denn einerseits wirkt Shini ziemlich verdächtig, so dass Shao schon fast glaubt, dass sie mit den Ghouls gemeinsame Sache macht, auf der anderen Seite behauptet sie, dass sie gegen die Leichenfresser kämpfen will, weil diese ihre Freunde auf dem Gewissen haben.
Es stellt sich heraus, dass auf dem Friedhof drei bleiche Gestalten ihr Unwesen treiben, die vom Planeten der Magier stammen. Vorerst verlassen Suko und Shao den Friedhof, um sich für den Kampf gegen die Ghouls, die gegen Silberkugeln immun sind, zu rüsten.
Während Shao sich mit Shini offen gegen die Leichefresser stellt, schleicht sich Suko unerkannt mit der Krone der Ninja an und kann die drei Ghouls schließlich mit der goldenen Pistole, die er sich von Bill Conolly ausgeliehen hat, erschießen.


Meinung:
Auch wenn dieser Roman bis auf die letzten Seiten ohne wirkliche Action auskommt, hat mir gerade der Anfang der Geschichte gut gefallen, als Suko über den Friedhof streift und schließlich in der Fallgrube der Leichenfresser landet. Wie Jason Dark selber schreibt, wäre die Handlung noch vor 15 Jahren ab jetzt ganz anders abgelaufen, doch heutzutage reicht ein Anruf vom Handy, um aus dieser ansonsten recht ausweglosen Situation befreit zu werden.
Die Figur der Shini hat mir nicht so recht gefallen, denn der Eindruck, dass sie zuerst mit den Ghouls gemeinsame Sache macht und dann ihre Freunde rächen will, resultiert wohl weniger aus einem geplanten Plot, sondern eher aus Jason Darks Stil, sich selbst während einer Geschichte vom Handlungsverlauf überraschen zu lassen. Ansonsten gibt es eigentlich keinen Sinn, dass Shini zu Beginn nicht einfach nur auslacht, sondern ihm sogar einen grausamen Tod prophezeit.
Die Ghouls vom Planeten der Magier wirken dagegen sehr unheimlich, weil sie kein Wort sprechen und sogar gegen Silberkugeln immun sind. Warum sie aber durch die goldene Pistole zu töten sind, deren Inhalt doch eigentlich die gleiche Substanz sein sollte, aus der sie selbst entstanden sind, ist mir eher rätselhaft...
Genauso habe ich mich gefragt, warum Suko sich die Krone der Ninja aus dem Yard-Tresor geben lässt. Mit der goldenen Pistole hätte er den Leichenfressern doch auch so gegenübertreten können. Da hätte es in den letzten Jahren noch Dutzende bessere oder wichtige Fälle gegeben, wo man die Krone hätte gebrauchen können. Ansonsten ist mir noch aufgefallen, dass es im letzten Band hieß, Suko könne nicht mit nach Rynica, weil er sich um einen Fall von Leichenraub kümmern muss; in diesem Roman scheint es allerdings so, als habe Suko den Fall erst bekommen, nachdem John schon abgereist ist. Alles in allem hat mir der Roman aber gut gefallen, so dass ich 3 Kreuze gebe.


Besonderheiten:
Fall ohne John Sinclair.
Suko leiht sich die goldene Pistole von Bill Conolly.
Die Krone der Ninja kommt nach langer Zeit mal wieder zum Einsatz.


3 von 5 möglichen Kreuzen:
3 Kreuze


Kommentare zum Cover:
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Coverbewertung:
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