John Sinclair Nr. 1606: Die Zeit-Bande

John Sinclair Nr. 1606: Die Zeit-Bande


Etwas war in dieser Nacht anders, da machte sich der Templerführer Godwin de Salier nichts vor. Nicht, weil er noch nach Mitternacht in seinem Arbeitszimmer saß, das kam öfter vor, nein, es war etwas zu spüren, aber leider nichts zu erkennen. So konnte sich der Mann mit den dunkelblonden Haaren nur auf sein Gefühl verlassen. Es hatte ihn bereits vor etwas mehr als einer Stunde überfallen. Es war sehr plötzlich gekommen. Godwin hatte es als eine Art unsichtbare Botschaft eingestuft, aber er war trotz des Nachdenkens nicht auf eine Lösung gekommen...


Teil 1 von Jason Dark, erschienen am 21.04.2009, Titelbild: Dan dos Santos
Rezension von neo09:


Kurzbeschreibung:
Ungefähr zur gleichen Zeit werden sowohl John Sinclair als auch sein Patenkind Johnny Conolly und der Templerführer Godwin de Salier Zeugen eines unglaublichen Phänomens: alle drei werden von bereits gestorbenen Personen bedroht. Der so genannte Gentleman-Killer Lord Arthur Lipton erwischt Sinclair in der U-Bahn, nach einem kurzen Kampf aber kann Sinclair sich retten, wohingegen sich der Attentäter, der von geheimnisvollen Lichtstrahlen umgeben ist, einfach in Luft auflöst. Die Person, die den Templerführer bedroht, ist ein alter Bekannter, mit dem er zu Kreuzritterzeiten das Heilige Land verteidigt hatte. Doch auch der Ritter mit dem Namen Randolf von Eckenberg kann seinen Mordauftrag nicht erfüllen, da sich de Salier mithilfe des Knochensessels retten kann. Letztendlich gelingt es Johnny Conolly durch eine List der Attacke Suri Avilas zu entgehen. Avila, die erst vor kurzem ihre Eltern getötet und sich danach selbst das Leben genommen hatte, verliert dabei ihre Waffe, entmaterialisiert sich danach aber ebenso wie ihre beiden Komplizen. Tatsächlich zieht im Hintergrund eine geheimnisvolle Person namens Landru die Fäden, eine Person, der es gelingt, die Zeitebenen zu kontrollieren und zu variieren, denn als Sinclair und Suko auf dem Weg zu den Conollys sind, geraten beide in eine Zeitfalle und finden sich in der Zeit des Gentleman-Killers in London um 1910 wieder. Kurzentschlossen machen sich beide auf, um Lord Lipton auf seinem Schloss zu stellen. Währenddessen bleibt auch de Salier nicht untätig. Durch den Knochensessel nimmt auch er Kontakt mit einer noch unbekannten Kraft auf.


Meinung:
Rasant, rasant. Dieser erste Teil bietet wirklich eine große Portion an Abwechslung, Spannung und Action. Anders als viele andere Romane in der letzten Zeit, die sich erst langsam entwickelten, beginnt dieses Heft mit einem Knalleffekt. Drei Mitglieder des Sinclair-Teams werden an unterschiedlichen Orten von Killern aus der Vergangenheit überrascht. Nach gut geschilderten Fights zwischen den Kontrahenten verschwinden die Attentäter mithilfe eines Lichtstrahls. Sind diese Passagen bereits sehr spannend beschrieben worden, so geht es nahtlos weiter. Die Zeitreise des Geisterjägers in das London des beginnenden 20. Jahrhunderts stellt einen weiteren Höhepunkt des Heftes dar. Klasse beschrieben wird insbesondere der Londoner Pub, in dem sich John und Suko später ihrer Haut erwehren müssen.
Auf jeden Fall macht "Die Zeit-Bande" Lust auf mehr und wirft Fragen auf: Wer steckt hinter Landru, dem Auftragsgeber für die Morde? Und wie ist es ihm möglich, die Zeitebenen zu manipulieren? Darüber hinaus stellt sich auch die Frage, warum Sinclairs Kreuz nicht reagiert. Bis jetzt deutet also vieles auf eine Klasse-Geschichte hin. Trotzdem ziehe ich noch ein Kreuz ab: Soweit ich mich erinnere, hatte Lord Lipton Sinclair nichts von Landru erzählt und trotzdem kannte der Geisterjäger dessen Namen. Zudem sind einige wenige Dialoge (insbesondere von Suko) etwas unglücklich ausgefallen.


Besonderheiten:
Das Sinclair-Team ist auf der Suche nach Landru, einem geheimnisvollen Wesen, welches die Zeitebenen manipulieren kann.


4 von 5 möglichen Kreuzen:
4 Kreuze


Kommentare zum Cover:
Auf dem Cover sind die drei Attentäter sehr gut abgebildet.


Coverbewertung:
4 Kreuze

Rezension von Ulrich Surendorf/Chapman:


Kurzbeschreibung:
Im Templerkloster in Alet-les-Bains wird Godwin de Salier auf einen seltsamen Lichtstrahl aufmerksam, in dessen Schein ein mittelalterlich gekleideter Kämpfer auftaucht. Dieser stellt sich als Randolf von Eckenberg vor. Godwin erinnert sich noch gut an diesen Mann, der einst mit ihm als Kreuzritter in den Heiligen Krieg zog, sich dann aber dem Bösen zuwandte und von Godwin - leider vergeblich - als Mörder gejagt wurde. Von Eckenberg erklärt, dass er mithilfe eines Mächtigen namens Landru die Zeiten überwunden hat und den Templerführer nun töten will. Als es zum Kampf kommt, rettet sich Godwin in den Knochensessel, vor dessen Macht der Kreuzritter in den Lichtstrahl flüchtet und verschwindet.
Vor dem Bungalow der Conollys begegnet Johnny einem jungen Mädchen, das erklärt, dass es erschienen ist, um ihn zu töten. Ein Auftrag den das Mädchen - Suri Avila, die erst ihre Eltern tötete und dann Selbstmord beging - von Landru bekam, der sie auch wieder auf die Erde zurückgeschickt hat. Durch einen Trick - er lockt die Mörderin auf einen zugefrorenen Teich, wo sie den Halt verliert - kann Johnny Suri entwaffnen, woraufhin sie sich auflöst.
John Sinclair ist gerade mit dem Flieger aus Deutschland zurück (s. Band 1605 ‚Blutnacht - Liebesnacht') und nimmt vom Flughafen eine U-Bahn. Im ansonsten leeren Abteil erscheint plötzlich eine Gestalt in einem Lichtstrahl, die altmodisch gekleidet ist und sich als Lord Arthur Lipton vorstellt, ein Killer aus den Anfängen des 20. Jahrhunderts, der wegen seiner vornehmen Art der "Gentleman-Killer" genannt wurde. Er will John in fremdem Auftrag töten, muss aber mit dem Lichtstrahl fliehen, als John seinem Angriff mit einem Degen ausweichen kann und dann neue Fahrgäste den Wagen besteigen.
Diese drei Ereignisse haben zeitgleich stattgefunden und allen ist der geheimnisvolle Lichtstrahl und der Name Landru gemein.
Die Freunde schließen sich kurz und John will zusammen mit Suko zu den Conollys fahren, schlägt der geheimnisvolle Landru zu und versetzt die Geisterjäger mit dem Rover in die Vergangenheit Londons, in das Jahr 1910, wo die beiden mithilfe des Kindermädchens Elly den Wohnsitz Lord Liptons ausfindig machen. Unterdessen versucht Godwin, durch den Knochensessel eine Spur zu Landru zu finden und hört dabei die Stimme einer Frau, die ein Totenlied singt…


Meinung:
Kurz gesagt: ein toller Roman! Die Geschichte beginnt spannend und rasant mit der Schilderung der drei Begegnungen und die Kämpfe werden packend und nicht zu ausgewalzt beschrieben. Dazu kommen noch so gute Ideen wie die Falle mit dem Teich oder der Einsatz des Knochensessels, der ja schon lange keine (im wahrsten Sinne des Wortes *g*) tragende Rolle mehr gespielt hat. Und auch wenn Jason Dark mit der Szene im Pub der Vergangenheit mal wieder tief in die Klischeekiste gegriffen hat, wurde auch dieses Kapitel packend geschildert. So macht der Roman wirklich Lust auf den zweiten Teil, weil auch noch die Frage nach der Identität des geheimnisvollen Landru im Raum steht.
Ein Fehler ist mir aufgefallen, als John den Namen Landru plötzlich kennt, obwohl Lord Lipton ihn als einziger der drei Mörder nicht genannt hat. Aber möglicherweise ist hier auch ein Satz oder Absatz in der Druckerei verloren gegangen, so etwas haben wir Leser ja auch schon bei Sternenfaust und Maddrax erlebt, wo die entsprechenden Passagen dann ein paar Wochen später auf der Leserseite nachgereicht wurden. Etwas missverständlich sind auch die Gedanken von Godwin de Salier zum Knochensessel, weil hier der Eindruck erweckt wird, dass Godwin schon dabei war, als der Sessel zu den Templern kam.
Das sind in diesem Fall allerdings Kleinigkeiten, die den Genuss des Romans nicht trüben.


5 von 5 möglichen Kreuzen:
5 Kreuze


Kommentare zum Cover:
Auch wenn sie im Roman nicht gemeinsam auftreten, das Bild zeigt die drei Mörder so, wie sie in der Geschichte beschrieben sind.


Coverbewertung:
3 Kreuze

Ein Zusatzhinweis zu dem Cover kommt von Michael Schick:
Das von Dan Dos Santos gemalte Motiv befand sich auch schon auf dem englischsprachigen Roman "End of the Century" von Chris Roberson:

"End of the Century" von Chris Roberson