John Sinclair Nr. 1612: Der Vampir-Töter
Er krümmte sich. Er schrie. Er würgte. Er schlug mit den Händen
gegen die Wand. Dann war auch die Stirn an der Reihe. Er wollte die Schmerzen.
Er musste leiden. Er taumelte von der Wand weg in die Mitte des Kellers.
Dort blieb er stehen, bückte sich, jaulte auf, schüttelte den Kopf,
und einen Moment später war es dann so weit. Er übergab sich. Was
aus seinem Mund drang, war ein dunkler Strom von Blut
1. Teil von Jason Dark, erschienen am 02.06.2009, Titelbild: ???
Rezension von
Florian
Hilleberg:
Kurzbeschreibung:
John Sinclair wird vor seiner Wohnung überwältig und erwacht gefesselt
in seinem Wohnzimmer. Dort stellt sich sein Peiniger vor. Es ist Ethan Hunter,
ein Geheimagent, der das Erbe von Frantisek Marek antreten will. Einst hat
Marek, der Pfähler, dem Troubleshooter Hunter das Leben gerettet, als
dieser zwei Killer beseitigen sollte und feststellen musste, dass es sich
um zwei Vampire handelte. Nachdem Hunter vom Tod Mareks erfahren hat, hat
er sich über das Umfeld des Pfählers in Kenntnis setzen lassen
und so erfahren, dass John Sinclair das ideelle Erbe Mareks angetreten hat.
Er stiehlt den Eichenpfahl mit dem er Frantisek Mareks Tod rächen will.
John Sinclair lässt er unbehelligt in seiner Wohnung zurück. Gemeinsam
mit Suko, Jane Collins und der Vampirin Justine Cavallo beratschlagt er das
weitere Vorgehen, als er plötzlich einen Anruf von Will Mallmann, alias
Dracula II, erhält, dem Supervampir, der für Mareks Tod letztendlich
die Verantwortung trägt. Dieser teilt John mit, dass er seine neue
Gefährtin, Loretta, die Köpferin, bereits auf Hunter angesetzt
hat
Meinung:
und viel mehr passiert dann auch nicht mehr in diesem Roman, der den
Auftakt zu einem Zweiteiler bildet. Das Highlight der Geschichte ist die
Erinnerung von Ethan Hunter, in dem der Leser noch einmal den alten Haudegen
Frantisek Marek in Aktion erleben darf. Hier hat Jason Dark eine glänzende
Lösung gefunden, dem Leben des Pfählers zu Gedenken, das sogar
Potenzial für eine eigene Spin-Off-Serie hätte. Nur leider ist
der Beginn des Heftes viel zu umständlich und langgezogen geschildert
worden. Die ersten 16 Seiten beschäftigen sich damit, wie Hunter in
einer zwielichtigen Bar einen Privatdetektiv trifft, der ihm Informationen
über Sinclair zuschustert. Kurz darauf trifft sich dieser Detektiv mit
Jane Collins und steckt ihr, dass jemand Interesse an dem Geisterjäger
hat, woraufhin sie sich natürlich mit John Sinclair kurzschließt.
Alles in allem eine recht unnötige Seitenschinderei, die man in einer
Spalte hätte abhandeln können. Eine riesengroße
Enttäuschung erlebt der leidgeprüfte Stammleser schließlich
als Hunter in Johns Wohnung nach dem Erbe des Pfählers fragt, das
plötzlich nur noch aus dem Eichenpfahl besteht. Von dem Vampir-Pendel
ist keine Rede mehr. Das Argument, dass hier noch im zweiten Teil drauf
eingegangen wird, ist nur ein schwacher Trost, da zumindest John Sinclair
an diesen Talisman hätte denken müssen. Bei näherer Betrachtung
erweist sich die komplette Handlung als unlogisch, denn es wird mit keiner
Silbe erwähnt, woher Ethan Hunter überhaupt weiß, dass Marek
tot ist, wo er begraben wurde, wer seine Freunde waren (im Roman wird explizit
erwähnt, dass Marek dem Agenten keine Details über seine Londoner
Freunde verraten hat), geschweige denn, der für den Tod des Pfählers
verantwortlich ist. Dracula II und seine Kreaturen hausen in einer anderen
Dimension, in die selbst das Sinclair-Team nur begrenzt Zugang hat. John
Sinclair und seine Freunde spielen im Roman nur eine untergeordnete Rolle
und ergehen sich einmal mehr in Gesprächen und Mutmaßungen.
Enervierend ist hier wieder Justine Cavallos affektiertes Gehabe. Als Feindin
des Sinclair-Team hatte sie weitaus mehr Profil, beziehungsweise als Vogelfreie
Vampirin, als die sie noch nicht bei Jane Collins wohnte. Will Mallmanns
Anruf signalisiert hingegen, dass er selbst die Konfrontation mit Hunter
sucht, was zumindest dem Autor die schwierige Aufgabe abnimmt, sich irgendeine
hanebüchene Konstellation zusammenzureimen. Dank des Telefonats mit
Dracula II wissen der Leser und John Sinclair auch, dass es im zweiten Teil
zu einer erneuten Begegnung mit der Köpferin Loretta (welch ein Name!)
kommen wird. Die Erinnerungen von Ethan Hunter hätte besser am Beginn
des Romans gestanden und weisen zumindest beim Stürmen der Hütte
durch den Geheimagenten wieder die typisch darkschen, unglaubwürdigen
Szenen auf. Ein gut ausgebildeter Geheimagent stürmt das Domizil der
Killer und bleibt erst einmal stehen, um die Situation genau zu betrachten,
die Mörder noch unbedingt von seinen Absichten in Kenntnis zu setzen
und kommt nicht einmal auf die Idee auch auf die Köpfe der Killer zu
schießen. Als Agent hätte er zumindest die Möglichkeit von
schusssicheren Westen in Betracht ziehen müssen. Trotz aller
Widerstandsfähigkeit der Untoten scheint sich der Autor nicht sicher
zu sein, ob er den Vampiren Kopfschüsse zutrauen darf oder nicht. Die
Regeneration von Verletzungen bei Vampiren dauert bei JOHN SINCLAIR indes
immer länger als in anderen Romane oder Filmen. So gesehen hätte
Hunter noch eine gute Chance besessen zu fliehen. Auch der Vampirfluch nach
dem Beinahebiss ist wenig durchdacht, denn "angebissen" wurden in der Serie
bereits mehrere Menschen, ohne dass sie die Symptome wie Ethan Hunter entwickelt
hätten.
Fazit: Interessanter, aber letztendlich enttäuschender Roman, der nur
wenig Spannung bietet. Der einzige Lichtblick sind die Erinnerungen von Ethan
Hunter, in denen Frantisek Marek noch einmal auf Vampirjagd gehen darf.
1 von 5 möglichen Kreuzen:
Kommentare zum Cover:
Von der Aufmachung her perfekt! Ethan Hunter wird im Roman genauso dargestellt,
auch wenn die Szene mehr einen symbolhaften Charakter hat. Künstlerisch
brillant, passt das Cover ideal zum restlichen Layout.
Coverbewertung:
Rezension
von Ulrich
Surendorf/Chapman:
Kurzbeschreibung:
John Sinclair wird vor seiner Wohnung von einem Mann namens Ethan Hunter
überfallen und gefesselt. Hunter will von dem Geisterjäger den
Pfahl, den er nach dem Tod von Frantisek Marek quasi als Erbe behalten hat.
Unter Gewaltandrohung gibt John den Pfahl heraus und Hunter, der
angekündigt hat, damit auf Vampirjagd gehen zu wollen,
verschwindet.
Ethan Hunter ist ein Geheimagent der britischen Regierung, der vor Jahren
in Rumänien zwei Killer stellen sollte, ohne zu wissen, dass es sich
dabei um Vampire handelt. Als die beiden Blutsauger über den Agenten
herfallen wollten, wurde er von Marek, dem Pfähler, gerettet und will
nun in dessen Fußstapfen treten.
In London bietet sich Justine Cavallo als Lockvogel für Hunter an, damit
John den Pfahl zurückbekommen kann.
Gleichzeitig meldet sich Will Mallmann, der John mitteilt, dass er Hunter
töten will, da Dracula II als Mörder von Marek ganz oben auf der
Liste des selbsternannten Vampir-Töters steht.
Hunter selbst hat unterdessen noch ganz andere Sorgen, denn auch wenn er
von Marek gerettet wurde, konnte ihn einer der Vampire leicht verletzen und
seitdem trägt er einen unheiligen Keim in sich...
Meinung:
Dieser Roman hat mir gut gefallen, da er zu Beginn den Leser über die
Motive Hunters rätseln lässt und dazu noch mit einer schönen
Vergangenheitspassage aufwartet, in der man noch einmal Marek auf Vampirjagd
erleben kann. Der Beginn ist leider etwas in die Länge gezogen, und
die Szenen in dem S/M-Club und die Tatsache, dass Jane von Hunters Erkundigungen
erfuhr sind im Laufe des Romans völlig unnötig und wirken eher
wie Seitenschinderei.
Ein wenig gewundert habe ich mich, dass Justine Cavallo inzwischen wohl
stillschweigend vollständig in das Sinclair-Team integriert wurde. Denn
sie selbst gibt den Satz von sich: "Er [Ethan Hunter] wird auch darüber
Bescheid wissen, wie damals die Verhältnisse gewesen sind, als ich noch
auf der anderen Seite gestanden habe." Und auch als sie John wieder
Partner' nennt, ärgert der sich nicht so sehr darüber wie
er es sonst getan hat.
Besonderheiten:
Erster Auftritt von Ethan Hunter.
Frantisek Marek tritt in einer Vergangenheitsszene auf.
3 von 5 möglichen Kreuzen:
Kommentare zum Cover:
Das Cover zeigt Ethan Hunter, wie er im Roman beschrieben wird. Die Szene
kommt aber so im Roman nicht vor, und stellt wohl eher dar, wie Hunter sich
gerne selbst sieht...
Coverbewertung:
Ein Zusatzhinweis zu dem Cover kommt von Michael Schick:
Das von Dan Dos Santos gemalte Motiv befand sich auch schon auf dem
englischsprachigen Roman "Stalking the Vampire" von Mike Resnick: