John Sinclair Nr. 1676: Die Jenseits-Kutsche

John Sinclair Nr. 1676: Die Jenseits-Kutsche


Es war mehr Zufall, dass Sheila Conolly die Bewegung im Vorgarten wahrnahm und zur Haustür schaute. Vorsichtig, wie sie war, warf sie einen Blick durch das Fenster und sah Johnny, ihren Sohn. Es war alles normal. Zumindest beim ersten Hinschauen. Einen Moment später aber wurde alles anders, da glaubte sie, die Zeit würde stehen bleiben, denn das Bild, das sich ihr bot, passte nicht in den allgemeinen Rahmen. Johnny war da, aber es ging ihm schlecht. Er lief auf die Haustür zu, schwankte dabei, suchte nach Halt, und sein Gesicht kam Sheila schrecklich bleich vor …


von Jason Dark, erschienen am 24.08.2010, Titelbild: Bondar
Rezension von VoXpOpZ:


Kurzbeschreibung:
Drei Geister aus Avalon wollen die Körper von Johnny, Bill und Sheila Conolly übernehmen, um sich an ihrer Todfeindin Nadine Berger zu rächen. John und Nadine können das rechtzeitig verhindern.


Meinung:
Was hatte ich mich auf diesen Roman gefreut - endlich einmal wieder eine Geschichte mit meiner Lieblingsfigur Johnny. Doch alle Erwartungen wurden enttäuscht. Die Story um den Conolly-Sohn erweist sich Luftnummer, ein Heft mit 64 leeren Seiten wäre garantiert spannender und lesenswerter gewesen. Bei der Besprechung dieses Romans müssen wir das Meisterwerk in zwei Hälften teilen. In der ersten passiert so gut wie nichts. Die Handlung ist leer wie ein von Justine Cavallo ausgesaugter Mensch. Bis Seite 28, bis zum Auftauchen der Kutsche, geschieht kaum etwas Nennenswertes. Alles, was der Verfasser sich mühsam aus den Fingern saugt, wirkt so unlebendig wie eben jenes Cavallo-Opfer. Sinnlose, inhaltsarme Gespräche ziehen jede Szene unnötig in die Länge. Das unlogische Verhalten der Personen und ihre überzogenen Reaktionen vermiesen einem jeden Lesespaß.
Mit Johns Reise nach Avalon beginnt die zweite, zumal actionreichere Hälfte des Romans. Die dramatische (*gähn*) Handlung splittet sich in vier Plots, was dem Roman zwar eine reizvolle Gliederung gibt, ihn dann aber auch nicht wirklich spannender macht. Im Gegenteil. Ist das Gespräch zwischen John und Nadine Berger noch glaubhaft und interessant (tatsächlich stellt es das Highlight des Romans dar), lesen sich die Begegnungen der drei Conollys mit den Avalon-Geistern so spannend wie das Impressum. Drei Geister erzählen drei Mal, woher sie kommen und was sie vorhaben. Die Idee, die drei Familienmitglieder getrennt gegen ihr jeweiliges Pendant allein antreten zu lassen, ist gut, hätte dann aber auch dementsprechend umgesetzt werden müssen. Hier finden halbherzig beschriebene Begegnungen statt, die zwar ein bisschen Schwung ins Geschehen, aber letztlich nichts Neues bringen. Kaum ein Zombie wird sich damit aus seinem Grab locken lassen. John und Nadine tauchen dann wie Kai aus der Kiste auf und geben dem schwachen Roman einen ebenso schwachen Abschluss. Winziger Lichtblick bleibt dabei die Schlusssequenz, in der der Abschied von Nadine Berger recht emotional beschrieben wird.
Fazit? Ein handlungsarmer Roman mit verkrampften Dialogen, verschenkten Momenten und verpassten Gelegenheiten. Gratis dazu gibt es wohl drei der gruseligsten Figuren, die im Sinclair-Universum existieren. Oder wer zittert nicht vor einem Prinzen, einer Prinzessin und einer Vogelscheuche? Der Verfasser dieses Schinkens gehört außerdem zur Strafe in die Jenseits-Kutsche gesetzt, wo er mal darüber nachdenken kann, was seine Kutsche eigentlich mit dem Jenseits zu tun hat.


1 von 5 möglichen Kreuzen:
1 Kreuz


Kommentare zum Cover:

Schön bunt und kitschig, leider genauso ungruselig wie der Roman. Wobei das Cover gegen den Text Gold Wert ist.


Coverbewertung:
3 Kreuze

Rezension von Ulrich Surendorf/Chapman:


Kurzbeschreibung:
Während sich John Sinclair, Suko und Glenda noch mit dem Fall des Kopfjägers beschäftigen - dem Geisterjäger wurde sogar seine Beretta anonym zurückgeschickt -, bahnt sich bereits neues Unheil an: Johnny Conolly erscheint völlig verwirrt am Bungalow seiner Eltern und kann noch sagen, dass er aus dem Jenseits zurückgekehrt ist, um kurz darauf in eine Art magisches Koma zu fallen. Sheila und Bill sind ratlos, und auch der herbeigerufene John Sinclair kann mit dem Kreuz nur kurzzeitig Kontakt zu Johnny aufnehmen, der die Worte ‚Kutsche', ‚Vogelscheuche', ‚Prinz' und ‚Prinzessin' murmelt.
Noch während John und seine Freunde mutmaßen, was es mit diesen Begriffen auf sich hat, erwacht Johnny aus seinem Zustand, kann sich nun aber weder an die genannten Gestalten noch an seinen Aufenthaltsort erinnern. Dann taucht tatsächlich eine Kutsche im Garten der Conollys auf, allerdings ohne einen Kutscher oder Fahrgast. John steigt in die Kutsche ein und verschwindet vor den Augen seiner Freunde...
... und landet auf der Nebelinsel Avalon, wo er bald auf Nadine Berger trifft. Die alte Freundin erklärt dem Geisterjäger, dass die drei Gestalten Prinz, Prinzessin und Vogelscheuche Feinde von ihr sind. Einst haben sie als Menschen auf Avalon gelebt, sind aber gestorben und existieren nun als Geister weiter. Der Anführer der drei ist die Vogelscheuche, die in ihrem früheren Leben ein Zauberer war und mit den anderen in die Körper von Menschen schlüpfen will, um weiterhin normal leben zu können. Dabei ist ihre Wahl auf die drei Conollys gefallen, weil sie damit Nadine Berger einen Tiefschlag verpassen wollen.
Nadine konnte den Geistern immerhin ihre Kutsche entreißen und so Johnny bei dem ersten Überfall retten. Nun begibt sie sich mit John in die normale Welt, um Bill und seine Familie zu retten.
Bei den Conollys sind inzwischen die drei Geister aufgetaucht und wollen deren Körper übernehmen. Dabei wechseln die Gestalten ständig zwischen einem festen und einem feinstofflichen Zustand, sodass ihnen mit normalen Waffen nicht beizukommen ist.
Mit dem Auftauchen von John und Nadine können die Geister jedoch so verwirrt werden, dass Bill und John die Gestalten in dem Moment, als sie körperlich werden, erschießen können.


Meinung:
Trotz einer spannenden Grundidee kommt diese Geschichte leider nicht so recht in Fahrt. Das geht schon gleich zu Anfang los, als die Spannung durch Johnnys Auftauchen gleich wieder von Sheilas endlosen und immer gleichen Gedankengängen zunichte gemacht wird.
Auch das hin- und hergeeiere mit dem Begriff ‚Jenseits' dient eher der Effekthascherei, als dass es Bedeutung für den Roman hätte. In dem Zusammenhang ist mir übrigens noch der Roman 513 ‚Sandra und die Mördermaske' in Erinnerung, bei dem Bill Conolly gleich auf der ersten Seite seinem Freund John eröffnet, dass er ins Jenseits entführt wurde. Wenn Johnny das nun hier sagt, sind alle geschockt und niemand kann es glauben... ;o)
In den ersten beiden Dritteln des Romans passiert dann auch nicht wirklich viel und selbst Johns Reise mit der Kutsche kann nicht fesseln. Gut gefallen hat mir die Wendung, dass John entgegen seiner Annahme nicht in Aibon, sondern in Avalon gelandet ist und nach fast zwei Jahren auch Nadine Berger mal wieder einen Auftritt hat. Und der ist im Gegensatz zu Band 1566 ‚Das Musical-Gespenst' um einiges logischer als eben dieser Einsatz als Johnnys Schutzengel. Doch gleich nach dieser Begegnung wird der Geschichte erneute jede Spannung genommen, als dem Leser nach der Erklärung Nadines noch einmal drei recht lange Szenen vorgesetzt werden, in denen jeweils einer der Geister seinem Opfer noch mal lang und breit erklärt, dass er aus Avalon stammt und einen neuen Körper sucht.
Mit dem Ende hat Jason Dark es sich dann recht einfach gemacht, indem er die vorher fast unbesiegbaren Geister einfach stofflich und somit verletzlich werden lies.
Alles in allem ein Roman, den man lesen kann aber nicht muss...


Besonderheiten:
John Sinclair reist nach Avalon.
Nadine Berger hat einen Auftritt.


2 von 5 möglichen Kreuzen:
2 Kreuze


Kommentare zum Cover:
Das Cover gefällt mir ausgezeichnet, weil es in einem hervorragenden Stil erstellt wurde und auf den Roman neugierig macht.


Coverbewertung:
5 Kreuze