John Sinclair Nr. 1678: Das Selbstmord-Haus
"Ich werde nicht töten, ich werde selbst in den Tod gehen, und es wird
wunderbar sein
" Larry Snider lächelte, als er an seine Zukunft
dachte. Für ihn war das Leben bereits Vergangenheit. Er hatte die
Straße hinter sich gelassen und ging quer durch das Gelände. Die
Nacht war dunkel. Sie schützte ihn vor den Blicken anderer Menschen,
die sich eventuell in diese Gegend verirrt hatten. Hoch über ihm funkelten
Sterne am Himmel. Als wollten sie ihm einen letzten Gruß zuschicken
von Jason Dark, erschienen am 07.09.2010, Titelbild: Kalwitz
Rezension von
VoXpOpZ:
Kurzbeschreibung:
John und Suko werden von Sir James auf eine mysteriöse Selbstmordserie
angesetzt: Zwölf Banker haben sich ohne erkennbaren Grund das Leben
genommen haben. Mit Unterstützung der Conollys stoßen die
Geisterjäger auf ein leeres Museum, in dem eine ganze Familie Selbstmord
begangen hat und das nun Ausgangspunkt der Todesfälle zu sein scheint.
Vor Ort gerät Bill in den Bann des Geistes, der das Selbstmord-Haus
beherrscht, und will sich erschießen. Suko kann das verhindern, indem
er Buddhas heiligen Stab einsetzt. Der Geist zieht sich daraufhin
zurück.
Meinung:
Ein schwierig zu rezensierender Roman, der mich mit einem zwiespältigen
Gefühl zurückgelassen hat. Auf der einen Seite ist er
sprachlich/stilistisch ein Highlight und knüpft diesbezüglich nahtlos
da an, wo "Brennendes Atlantis" und "Attacke der Grausamen" aufhörten.
Auf der anderen Seite ist die Grundgeschichte nicht hundertprozentig
schlüssig, und gerade das Ende überzeugt nicht. Denn: es bleibt
unklar, ob John die merkwürdige, geisterhafte Gestalt, die für
die Selbstmorde verantwortlich ist, nun erledigt hat oder nicht. "Ob ich
sie nun durch mein Kreuz vernichtet oder sie die Flucht ergriffen hatte,
konnte ich nicht genau nachvollziehen. Sie war jedenfalls verschwunden, und
ich glaubte auch nicht, dass sie noch mal hier auftauchen würde",
heißt es schlussendlich. Auflösungen wie diese sind absolut
unbefriedigend und sprechen (ganz nebenbei) auch nicht gerade für die
Qualitäten eines Geisterjägers.
Hinzu kommt, dass unklar bleibt, welchen großen Zusammenhang es letztlich
zwischen diesem Geist und seinen Opfern gab. Der Einfall, die
Weltwirtschaftskrise und die daraus resultierenden persönlichen Krisen
der Banker als Hintergrund zu nehmen, ist ja an und für sich originell.
Aber warum beschränkt sich der Geist denn ausgerechnet auf diese Klientel?
Warum kommen nur Broker in das Selbstmord-Haus an der Grange Road? Hat es
originär etwas mit dem Suizid der Familie zu tun? Leider bringt der
Autor hier kein Licht ins Dunkel.
Undurchsichtig bleibt auch das Auftauchen eines Attentäters in Helen
Sniders Wohnung. Das Handeln dieses (menschlichen) "Wächters" widerspricht
an und für sich der Grundlogik der Geschichte, den Leuten
Selbstmordabsichten einzupflanzen, statt sie zu gleich zu ermorden. Trotz
alledem ist "Das Selbstmord-Haus" kein schlechter Roman. Neben der
erwähnten sprachlichen Schönheit gibt es eine ganze Reihe von Dingen,
die positiv hervorgehoben werden können. So ist es beispielsweise
erfrischend, einen Fall zu lesen, in dem sechs Personen des Stammcasts
mitmischen. Gerade für Conolly-Fans dürfte dieser Roman nach der
1676er-Nullnummer eine Freude gewesen
sein.
Überhaupt bemerkenswert, dass Bastei ein relativ heißes Eisen
wie Suizid anpackt. Der Umgang mit der Thematik gelingt durchaus. Gerade
der erste Abschnitt, der Larry Sniders letzten Weg beschreibt, ist erschreckend
realistisch geworden. Interessant ist übrigens, dass die Sinclair-Serie
insgesamt abgerundeter erscheint: in den letzten Wochen waren die Hefte wieder
besser aufeinander abgestimmt und es wurde zumindest grob auf die Ereignisse
der vorigen Abenteuer Bezug genommen. Sukos angedachte Kreuzfahrt nach Norwegen
kann vielleicht sogar als Vorschau verstanden werden. Das auf der Leserseite
angekündigte Heft "Das Blutschiff"
(Band 1682) könnte diese Reise
jedenfalls zum Thema haben.
Fazit: Kein Roman, den man unbedingt lesen muss, der aber trotzdem Spaß
macht. Sprachlich erfreulich, inhaltlich mit Abstrichen.
3 von 5 möglichen Kreuzen:
Kommentare zum Cover:
Stimmiges Cover, das einen düsteren Roman anteast. Sehr ansprechend.
Aber who the fuck is Brian?!
Coverbewertung:
Ein Zusatzhinweis zu dem Cover kommt von Michael Schick:
Dieses Motiv befindet sich auch auf dem Cover der CD "TAD MOROSE - A Mended
Rhyme":