John Sinclair Nr. 1689: Engel der Ruinen
Es war eine Welt des Todes, auf die der Engel schaute, und das Grauen hatte
einen Namen. Krieg! Ein erbarmungsloser Kampf auf dem Balkan tobte, der
längst begrabene, jahrhundertealte Feindschaften wieder aufleben ließ.
Serben gegen Kroaten. Und zwischen diesen beiden hasserfüllten Parteien
die Muslime aus dem Süden. Jetzt war die Schlacht geschlagen. Wieder
einmal. Eine von vielen. Ob es Sieger gab, stand nicht fest, im Krieg war
jeder Verlierer. Auf dem Schlachtfeld standen die zerstörten und noch
brennenden Panzer. Über manchem wehte eine Rauchwolke. In der Ferne
brannten die Häuser einer Ortschaft. Der dicke Qualm stieg träge
gegen den Himmel. Es gab kaum Wind, der ihn verweht hätte
von Jason Dark, erschienen am 23.11.2010, Titelbild: Kalwitz
Rezension von
Florian
Hilleberg:
Kurzbeschreibung:
Josip Milic, ein junger Soldat, der im Balkankrieg kämpfte, liegt im
Sterben, als er von dem Engel der Ruinen, Sariel geheilt wird. Ab sofort
bleibt Sariel als Schutzengel in Milic' Nähe. Auch als dieser nach London
geht und dort als Kopf einer Bande von Autoschiebern tätig wird.
Schließlich wird er festgenommen und vor Gericht gestellt. Allerdings
ist sich Josip Milic sicher, dass sein Beschützer ihn vor dem
Gefängnis bewahren wird. Das macht er auch seinem Anwalt und der
Staatsanwältin Purdy Prentiss gegenüber deutlich. Die ruft sofort
John Sinclair an, der sich natürlich an Barbelo und Goran Bilic erinnert,
bei denen die Gleiche Konstellation herrschte. Tatsächlich erscheint
während der Gerichtsverhandlung Sariel und nimmt Josip Milic mit sich.
John und Purdy beschließen dem Rechtsanwalt von Milic, Jason Miller,
auf den Zahn zu fühlen. Der hat tatsächlich in der Zwischenzeit
Besuch von Milic erhalten, der den Anwalt zwingt ihm zu helfen. John Sinclair
und Purdy Prentiss fangen Jason Miller ab, als dieser gerade Besorgungen
für Milic machen will. Sie pressen aus ihm die Information heraus, wo
sich der Gangster versteckt hält. Für John bereitet es keine Probleme
Josip Milic wieder festzunehmen, doch dagegen hat Sariel etwas einzuwenden
und so kommt es zur unvermeidlichen Konfrontation zwischen dem Sohn des Lichts
und dem Engel der Ruinen
Meinung:
Die Vorschau lässt eigentlich nur zwei Schlüsse zu: Entweder es
handelt es sich um eine direkte Fortsetzung von
Band 1685 "Angriff der Racheengel"
oder aber Jason Dark hat alles vergessen und serviert dem Leser eine
ähnliche Story zum zweiten Mal, denn die Namen Bilic und Milic hören
sich dann doch zu ähnlich an, ebenso wie die Laufbahn beider Männer.
Weit gefehlt, denn es gibt noch eine dritte Möglichkeit, die der Autor
genutzt hat. Josip Milic ist ebenfalls Soldat im Balkankrieg und wird ebenfalls
von einem Engel vor dem Tod bewahrt. Danach reist er auch nach London, wo
er wie Goran eine Karriere als Verbrecher macht. Allerdings hat Sariel, der
sich selbst Engel der Ruinen nennt, nichts mit Barbelo, Lilith oder den vier
Engeln der Hurerei zu tun. Dass diese Figuren nicht vergessen wurden und
der theoretische Zusammenhang hergestellt wird, ist aber schon der einzige
positive Faktor bei diesem Roman. Da hilft auch nicht der Auftritt von Purdy
Prentiss oder ein kleines Telefon-Intermezzo mit Bill Conolly, in dem Johns
ältester Freund endlich wieder als Reporter auftreten darf. Schlussendlich
ist der Roman ein wahrer Ausbund an Langeweile. Bis zur Gerichtsverhandlung
vergehen sage und schreibe 26 Seiten in denen kaum etwas passiert, außer
dass John in der Mitte seines Kreuzes das Gesicht von Sariel sieht. Hier
irren sich aber sowohl der Geisterjäger, als auch der Autor, denn etwas
Ähnliches ist sehr wohl schon vorgekommen, nämlich als Lilith die
Zeichen in der Mitte gestohlen hat. Sehr ärgerlich, dass sich daran
nicht erinnert wird, denn für John Sinclair war das damals ein herber
Schlag. Die Befreiung von Josip Milic ist ja noch recht originell in Szene
gesetzt worden, mit der Panik der Anwesenden im Gerichtssaal und später
mit den Anrufen bei John, was denn da los gewesen sei. Doch danach bewegt
sich die Handlung kaum von der Stelle. Wertvolle Seiten werden mit sinnlosen
Gesprächen und unnötigen Spekulationen verplempert. Vor allen Dingen
die ausgewalzten Szenen bei dem Anwalt Jason Miller sind in ihrer Detailliertheit
absolut überflüssig. Lediglich auf den letzten vier Seiten entwickelt
sich eine gewisse Spannung und Dramatik, die leider durch das übliche
Kreuz-Finale zunichte gemacht wird. Darüber hinaus ist es wirklich traurig,
dass sich die Geschichten derart gleichen, Sariel aber nichts mit Lilith
zu tun hat. Das macht die komplette Story absolut unglaubwürdig.
Außerdem ist es schleierhaft woher John Sinclair und Purdy Prentiss
den Namen des Engels kannten, denn Josip Milic hat den Namen nicht, wie
behauptet, erwähnt. Was man von der Tatsache halten soll, dass Sariel
vermutlich nicht vernichtet wurde, kann an dieser Stelle nicht beantwortet
werden. Einerseits ist es schön, dass neue Gegner eingeführt werden,
andererseits gibt es bereits so viele, die einfach viel zu selten in Erscheinung
treten, siehe Lilith oder aber auch Metatron.
Fazit: Wirklich traurig, wie Jason Dark bei sich selbst abschreibt und dabei
einen der langweiligsten Romane der letzten Zeit abliefert.
Besonderheiten:
Josip Milic ist ein ähnliches Schicksal widerfahren, wie kurz zuvor
Goran Bilic (siehe Band 1685).
Erster Auftritt von Sariel, dem Engel der Ruinen?
1 von 5 möglichen Kreuzen:
Kommentare zum Cover:
Sehr düsteres Cover, das leider nicht so im Roman verarbeitet wurde.
Das Motiv orientiert sich offensichtlich an Filme, wie "Terminator", denn
die linke Gesichtshälfte des Engels scheint ein künstlicher
Totenschädel zu sein. Ansonsten entbehrt das Titelbild nicht einer gewissen
Symbolik.
Coverbewertung:

Rezension von
VoXpOpZ:
Kurzbeschreibung:
Der Kriminelle Goran Milic wird vom Engel Sariel beschützt. Als Milic
verurteilt werden soll, bitte Purdy Prentiss John, an dem Prozess teilzunehmen.
Tatsächlich tritt Sariel während der Verhandlung in Erscheinung,
aber John gelingt es letzten Endes, den Schutzengel mit seinem Kreuz zu
vertreiben.
Meinung:
Allein die Einleitung auf der ersten Seite lässt vermuten, dass es sich
beim vorliegenden Roman um eine direkte oder indirekte Fortsetzung des Romans
"Angriff der Racheengel" (JS Band
1685) handelt, denn der Balkankrieg, ein Engel und ein Soldat waren schon
im Einstieg des vier Wochen zuvor erschienenen Hefts die wesentlichen
Bestandteile.
Dennoch ist "Engel der Ruinen" keine billige Kopie des anderen Romans. Er
greift zwar die gleichen Ausgangsmotive auf, verarbeitet sie aber trotzdem
anders. Das ist gut, und das ist schlecht. Gut ist es, weil so der Eindruck
ausbleibt, der Autor hätte dieselbe Geschichte einfach noch einmal
erzählt - schlecht ist es, weil ein Rückschluss auf das andere
Heft ausbleibt und der Roman den Leser doch irgendwie unbefriedigt
zurücklässt.
Wenn Sariel am Ende sagt, dass er Barbelo (den Engel aus
Band 1685) nicht kennt, drängt
sich unweigerlich die Frage auf, ob man das Intro dieses Romans nicht anders
hätte gestalten können. Zwei Engel, die im gleichen Krieg zwei
Soldaten vor dem Tode retten und als deren Schutzgeister fungieren sind zu
ähnlich, als dass eine Erklärung dieser Parallelen ausbleiben
kann.
Im direkten Vergleich beider Romane muss man ganz klar sagen, dass "Engel
der Ruinen" den Kürzeren zieht. Zeichnete sich der Vorgänger trotz
diverser Defizite durch eine gute Struktur und eine spannende Erzählweise
aus, fiebert man in diesem Heft nicht mit. Alles plätschert so vor sich
hin, und John plätschert lustlos mit.
Der Roman bremst sich vor allem durch zwei wesentliche Punkte aus: Zum Einen
ist er geprägt von viel zu vielen Nonsens-Dialogen, zum Anderen sind
es die Figuren, die entweder überzogen oder phlegmatisch agieren. John
beispielsweise wirkt, als stehe er immer neben dem Geschehen. Seine Anteilnahme
hält sich in überschaubaren Grenzen, der Kampfeswille, der ihn
sonst ausmacht, bleibt irgendwo zwischen Gerichtssaal und Anwaltskanzlei
auf der Strecke. Purdy Prentiss kommt noch blasser daher: dem Autor will
es partout nicht gelingen, ihre Freundschaft zu John spürbar werden
zu lassen. Das ist verwunderlich, immerhin hatte er im Doppelband
1673 /
1674 eindrucksvoll unter Beweis
gestellt, wie innig er diese Freundschaft beschreiben kann! Auch Nebenfiguren
wie Goran Milic (in seinem Größenwahn so lustlos beschrieben,
dass er nicht einmal mehr unsympathisch wirkt) und der Anwalt Jason Miller
(übertrieben panisch und zum Ende hin funktionslos) bieten keine
Reibungsfläche - weder dem Leser noch John und Purdy.
Alle Personen agieren irgendwie, aber es steckt kein Leben in ihnen. Fast
scheint es, als sei dem Autor beim Schreiben selbst ziemlich langweilig gewesen.
Vor allem in den zähen Dialogen wird das mehr als deutlich. Als
abschreckende Beispiele seien hier nur das Gespräch von Milic und Sariel
(S.5-7) oder die Szene in Purdy Prentiss' Büro (S.34-38)
angeführt.
Atmo bezieht der Roman einzig aus den Erzähler-Passagen. Hier ist der
Verfasser wieder bei sich und schafft es, Sariel als unheimliche und durchaus
interessante Erscheinung zu beschreiben - und als Bedrohung zu etablieren.
Die anfängliche Sequenz des vom Krieg zerstörten Landes, die Szene
im Gerichtssaal und der Schluss sind atmosphärische dichte Momente,
die den Roman letztlich retten und ihn von WIRKLICH schlechten Heften abheben.
Trotzdem bleibt bei der Betrachtung der Geschichte ein fader Nachgeschmack.
Grusel und Atmo hin oder her, die Prota- und Antagonisten sind das Salz in
der Suppe und verdienen eine liebevollere Behandlung als in diesem 0815-Heft.
Hoffentlich wird das nächste wieder besser.
2 von 5 möglichen Kreuzen:
Kommentare zum Cover:
Großartiges, düsteres Cover, das den Engel inmitten der Ruinen
zeigt. Sehr, sehr schön! Nach den Entgleisungen der letzten Wochen stellt
es einen Lichtblick über den Sinclair-Titelbildruinen dar.
Coverbewertung:

Ein Zusatzhinweis zu dem Cover kommt von Michael Schick:
Dieses Motiv befindet sich auch auf dem Cover der CD "Resistance - Patents
of Control":