John Sinclair Nr. 1719: Totenmarsch

John Sinclair Nr. 1719: Totenmarsch


Sehr ernst schaute mich mein Chef, Sir James, an, bevor er seine Frage stellte. "Wissen Sie, wie man Father Gregor als Toten gefunden hat?" "Nein, Sir." "Sein Kopf war auf den Rücken gedreht!" Ich wurde schlagartig leichenblass und flüsterte: "Himmel, das war Matthias." "Leider", bestätigte Sir James und nickte …


1. Teil von Jason Dark, erschienen am 21.06.2011, Titelbild: Harper
Rezension von Florian Hilleberg:


Kurzbeschreibung:
In dem kleinen irischen Ort Quimlin wird Father Gregor tot aufgefunden. Sein Kopf wurde um einhundertachtzig Grad gedreht. Der Fall landet auf dem Schreibtisch von Sir James, der sofort an Matthias, den ersten Diener Luzifers denkt, ebenso wie John Sinclair. Gemeinsam mit seinem Partner Suko macht er sich auf den Weg nach Irland. Als sie die Leiche des Pfarrers begutachten, wird die Ahnung zur Gewissheit. Matthias zeigt sich seinen Feinden und demonstriert seine Überlegenheit. Währenddessen hat er in Quimlin ein weiteres Opfer gefunden. Einen jungen Reporter, der nicht nur den Mord an dem Geistlichen untersuchen wollte, sondern auch ein sonderbares Phänomen. Denn in den Nächten ist in dem kleinen Ort eine disharmonische Musik zu hören, deren Ursprung er bislang nicht gefunden hat. John und Suko kommen hinzu als die Dorfbewohner ratlos vor dem Toten stehen. Sie begegnen den Fremden mit Misstrauen. Nur eine Frau, eine Malerin namens Mandy Hillman, vertraut ihnen und ist bereit Auskunft zu geben. Sie erzählt den Geisterjägern, von dem unheimlichen Totenmarsch, der Quimlin heimsucht. Lebende Skelette mit altertümlichen Musikinstrumenten. Für John und Suko steht fest, dass Matthias der Initiator des Spuks ist, und sie sind fest entschlossen sich dem Totenmarsch entgegenzustellen …


Meinung:
Lange mussten die Leser auf ein neuen Auftritt von Matthias warten. Der Diener Luzifers gehört sicherlich zu den interessantesten und schillerndsten Gegner der aktuellen Romane. Bereits auf der ersten Seite fällt Jason Dark quasi mit der Tür ins Haus, ehe er in einem Rückblick das Sterben von Father Gregor beschreibt. Obwohl oder gerade weil man weiß, was dem armen Mann blüht, gehört diese Passage zu den unheimlichsten des gesamten Romans. Hier zeigt sich auch der titelgebende Totenmarsch, der jedoch in diesem Band bestenfalls Staffage bleibt und keine echte Bedrohung darstellt. Von daher war es ein kluger Schachzug des Autors Matthias gleich mit ins Spiel zu bringen. Der Auftritt dieses Gegners ist vor allem deshalb so spektakulär, weil er nicht nur auf den letzten Seiten stattfindet. Der ehemalige Agent der weißen Macht steht immer an vorderster Front und seine Angriffe sind wirklich originell. Allein, wie er sich des lästigen Reporters entledigt erinnert an die gute alte Zeit. Wieso John und seine Freunde sich aber so sicher sind, dass Matthias hinter dem Mord an dem Pfarrer steckt, "nur" weil dessen Kopf auf den Rücken gedreht wurde erschließt sich lediglich in einem Nebensatz, beziehungsweise nach gründlichem Nachdenken.
Wird einem Mensch der Kopf um einhundertachtzig gedreht, bricht sein Genick und er ist tot. So weit, so schlecht. Doch anschließend baumelt der Kopf bestenfalls haltlos am Rumpf, gehalten von Muskeln und Sehnen. In der auf den Rücken gedrehten Stellung dürfte er jedenfalls nicht verharren. Daher ist die Kombinierung, dass es sich um einen weiteren Angriff von Matthias handelt durchaus schlüssig. Die Atmosphäre des Ortes Quimlin wird ebenfalls sehr plastisch und dicht beschrieben. Solche Schauplätze liegen dem Autor am meisten, und auch dieses Mal dürfte er seine Fans nicht enttäuschen. Der Cliffhanger lässt keine Wünsche offen, obwohl sich dem Leser in diesem Fall tatsächlich nicht erschließt, was daran so schlimm sein soll, einem Menschen den Kopf um neunzig Grad zu drehen. Das schaff ich sogar ohne Matthias' Hilfe. Hier muss man wieder die übernatürlichen Kräfte des Boten Luzifers als Erklärung heranziehen, die wohl eine Art Versteifung bewirken. Die Verdrehung der einzelnen Gliedmaßen dürfte sensiblen Gemütern allerdings schon unter die Haut gehen.
Fazit: Packender Auftakt zu einem vielversprechenden Zweiteiler. Matthias ist und bleibt einer der grausamsten und schillerndsten Bösewichte der Serie.


4 von 5 möglichen Kreuzen:
4 Kreuze


Kommentare zum Cover:

Obwohl es sich bei dem Titelmotiv um eine am Computer erstellte Grafik handelt, ist es doch ein stimmungsvolles Standbild, welches eine Schlüsselszene des Romans darstellt. Gelungen.


Coverbewertung:
4 Kreuze