John Sinclair Nr. 1724: Die Heilige der Hölle

John Sinclair Nr. 1724: Die Heilige der Hölle


Es war unglaublich, aber der Templerführer Godwin de Salier verfolgte sein eigenes Ich. Er sah sich selbst in der tiefen Vergangenheit. Er war zwar nur Beobachter, fühlte sich zwar körperlich vorhanden und bekam das Geschehen wie durch einen dünnen Schleier mit, konnte aber nicht eingreifen. Dafür erlebte er das, was er damals getan hatte und das Auswirkungen auf sein Leben Jahrhunderte später hatte …


2. Teil von Jason Dark, erschienen am 26.07.2011, Titelbild: Kalwitz
Rezension von Florian Hilleberg:


Kurzbeschreibung:
Der Templerführer Godwin de Salier beobachtet sein eigenes Ich, wie es in der Vergangenheit eine Frau namens Bettina vor Kreuzrittern zu retten versucht, die sie als Hexe töten wollen. Die Flucht misslingt und Godwin muss erkennen, dass er sich in Bettina böse getäuscht hat. Die Kreuzritter ertränken Bettina in einem alten Brunnen. Doch der Satan nimmt grausame Rache an den Inquisitoren. Nur Godwin entkommt zufällig und wird in der Gegenwart von einem Mönch kontaktiert, der Visionen hatte, in denen er die Hinrichtung von Bettina gesehen hat. Auch John Sinclair und Suko sind gemeinsam mit Sarah Winter, in welcher Bettina angeblich wiedergeboren wurde, in den Schwarzwald gereist, wo sie auf Godwin und Pater Gerold treffen. Gemeinsam fahren sie zum Kloster des Mönchs. Doch was sie dort erwartet übertrifft ihre schlimmsten Erwartungen, und nach langer Zeit steht John Sinclair seinem ärgsten Feind wieder Auge in Auge gegenüber …


Meinung:
Eines vorweg, um diesen Roman genießen und verstehen zu können ist es nicht zwingend notwendig den ersten Teil "Das Templer-Trauma" zu kennen. Allzu viel scheint in dem ersten Teil des Zweiteilers jedenfalls nicht passiert zu sein. Dafür birgt der vorliegende Roman eine gewaltige Überraschung, die dazu beiträgt, dass sich kein echter Sinclair-Fan diesen Band entgehen lassen sollte. Positiv hervorheben muss man zunächst den stimmungsvollen Schauplatz, denn in den Schwarzwald hat es John und Suko schon lange nicht mehr verschlagen. Schade nur, dass Harry Stahl und Dagmar Hansen nicht mit dabei sind, denn gerade eine Begegnung zwischen dem deutschen Geisterjäger und dem Templer-Führer wäre äußerst interessant geworden, immerhin sind sich die beiden Männer während ihrer langen Bekanntschaft mit Sinclair nie über den Weg gelaufen. Darüber hinaus ist dieser Roman auch keine typische Templer-Geschichte, obwohl die Handlung ja tief mit Godwins Vergangenheit verwurzelt ist. Vor allem das erste Drittel der Story, die sich mit eben dieser Vergangenheit beschäftigt ist es auch, die den Leser sofort mitreißt, gelingt es dem Autor doch gerade bei solchen Beschreibungen oft eine spannende und düstere Atmosphäre aufzubauen. Anschließend geht es ruhiger weiter und der Leser bekommt die Gelegenheit zu verschnaufen. Erst zehn Seiten später strebt die Geschichte einem weiteren Höhepunkt entgegen und wer sich die Spannung nicht nehmen möchte sollte an dieser Stelle aufhören weiter zu lesen.
Gekonnt versetzt Jason Dark sowohl John Sinclair, als auch den Leser durch die Warnung des Kreuzes in Alarmbereitschaft. Die anschließende Erkundung des Klosters kulminiert in der Entdeckung einer grauenhaft entstellten Leiche: "Aber wie er früher einmal ausgesehen hatte, war nicht mehr feststellbar, denn er war vom Kopf bis zu den Füßen verbrannt und nur noch eine schwarze Masse, in der hier und dort helle Knochen schimmerten ..."
Eine sehr drastische Beschreibung für die ansonsten eher harmlosen Gruselromane von Jason Dark. Spätestens jetzt weiß der Leser, dass auch dies restlichen vier Mitbrüder von Pater Gerold ihren Lebensweg beendet haben, doch die größte Überraschung erwartet Sinclair und seinen imaginären Beobachter, als er seinem Erzfeind Asmodis leibhaftig gegenübersteht. Zwar tritt der Höllenfürst in einer seiner zahlreichen Verkleidungen auf, doch persönlich ist der Teufel bereits seit Jahren nicht mehr in Erscheinung getreten. An dieser Stelle geht ein langgehegter Wunsch zahlreicher Fans in Erfüllung, die immer wieder ein aktiveres Eingreifen von Asmodis gefordert haben. Und der Höllenfürst scheint nichts von seiner Macht und Bösartigkeit eingebüßt zu haben. Das beweist er vor allem im Finale, bei dem die Helden eine herbe Niederlage einstecken müssen. Leider kann der Roman aber nicht alle Erwartungen erfüllen, denn auf eine direkte Auseinandersetzung zwischen dem Sohn des Lichts und des Fürsten der Finsternis muss der Leser verzichten. Schlecht nachvollziehbar ist außerdem warum Asmodis zum einen in der Vergangenheit abwartet bis die Kreuzritter Bettina töten, ehe er die Männer vernichtet, und zum anderen auch in der Gegenwart nichts unternimmt, als Suko die Statue mit der Dämonenpeitsche attackiert. Dass er vor Sinclairs Kreuz Respekt hat ist ja noch verständlich, doch so ganz ohne Gegenwehr abzuwarten bis er bloßgestellt wird, ist einfach zu billig. Immerhin ist Asmodis der Teufel und ein Drittel des personifizierten Bösen, genannt Luzifer. Vergleicht man den vorliegenden Roman mit dem letzten Zweiteiler (Band 1719 und 1720) ist es erstaunlich, wie viel Respekt John Sinclair vor Matthias hat, einem ehemaligen Mönch und Agenten der Weißen Macht, der zum ersten Diener Luzifers wurde, und wie cool er dem leibhaftigen Satan in diesem Roman gegenübertritt. Ob dies nur dadurch begründet ist, dass er Asmodis länger kennt, sei einmal dahingestellt. Ein kleiner Widerspruch findet sich als es um die Vergangenheit von Bettina geht, denn in der Vergangenheit heißt es, sie sei in dem Kloster von Nonnen erzogen worden, von denen sie zwei getötet hätte. Später, in der Gegenwart, wird erzählt, sie sei von Mönchen aufgenommen worden. Nichtsdestotrotz ist dieser Band ein absolutes Highlight, der Lust auf mehr macht.
Fazit: Schauriger Gruseltrip, bei dem sich packende Szenen mit ruhigen Passagen abwechseln. Jason Dark gelingt es vortrefflich den Leser zu überraschen, obwohl im Finale nicht das volle Potenzial ausgeschöpft wird. Dennoch wird dieser Band jedem Sinclair-Fan wärmstens empfohlen.


Besonderheiten:
Asmodis tritt nach Jahren wieder persönlich in Erscheinung.


3 von 5 möglichen Kreuzen:
3 Kreuze


Kommentare zum Cover:

Das düstere, minimalistische Covermotiv des Künstlers Kalwitz passt optimal zur Handlung.


Coverbewertung:
4 Kreuze