John Sinclair TB Nr. 307: Im Kerker der schönen Justine
Alles fing für uns damit an, dass wir zu einer Leiche gerufen wurden,
der man das Blut abgesaugt hatte. Nichts wies auf Vampire hin, doch als wir
von den zwölf Opfern erfuhren, die genauso ums Leben gekommen waren,
überkam mich eine düstere Ahnung. Wenn so viel Blut im Spiel ist,
sind Vampire meist nicht weit. Wir hatten noch keine konkrete Spur, doch
wir kannten jemanden, der sich bei den finsteren Machenschaften der Blutsauger
bestens auskannte - Justine Cavallo, die blonde Bestie ...!
von Jason Dark, erschienen im November 2006, Titelbild: E.J. Spoerr
Rezension von
Florian
Hilleberg:
Kurzbeschreibung:
Chiefinspektor Tanner ruft John und Suko zu einer blutleeren Leiche, die
in einer Mülldeponie gefunden wurde. Die Geisterjäger denken sofort
an Vampire, doch es befinden sich keine typischen Bissstellen auf dem Leichnam.
Das Blut wurde dem Toten über Kanülen an den Ellbogenbeugen entnommen.
Da es schon die zwölfte Leiche dieser Art ist schließen John und
Suko keineswegs aus, dass nicht doch Vampire hinter der Tat stecken
könnten. Die beiden Geisterjäger wollen Justine Cavallo befragen.
Die blonde Bestie weiß zwar nichts über illegale Blutspenden,
hat aber in letzter Zeit eine Doppelgängerin von sich bemerkt, die in
einem Notarztwagen die Gegen unsicher macht. Justine weiß auch, wo
die Frau beschäftigt ist, nämlich in einer einsam gelegenen
Wald-Klinik. Während die blonde Bestie einen Alleingang veranstaltet,
gehen John und Suko den offiziellen Weg. Und der führt sie direkt in
den Kerker der schönen Justine ...
Meinung:
In der Heftserie gönnt Jason Dark den Blutsaugern zunächst eine
kleine Pause. Dafür dürfen die Vampire in der Taschenbuchreihe
einmal öfter saugen. Erst in der vorletzten Ausgabe
(73305 "Vampir-Phantome") hatten
Justine Cavallo und Dracula II ihren vorerst letzten Auftritt und das
nächste Abenteuer mit den Untoten steht schon in den Startlöchern,
nämlich die "Vampir-Dschunke". Gestaltete sich der Band
73305 noch als recht langatmiges
und unterdurchschnittliches Lesevergnügen, so versteht das vorliegende
Buch um einiges besser zu unterhalten. Gleich zu beginn entführt der
Autor den Leser in eine unheimliche Gruselatmosphäre eines nächtlichen
Krankenhauses. Wer schon einmal in einer derartigen Einrichtung gearbeitet
hat, kann die Beklemmung sehr gut nachvollziehen, welche die tristen Gänge
und die "Totenstille" oftmals auslösen können. John und Sukos Einstieg
liest sich ebenso flüssig und wartet einmal mehr mit flotten Dialogen
zwischen den beiden Geisterjägern und dem allseits beliebten Chiefinspektor
Tanner auf. Auch wenn in diesem Buch sehr häufig die Wörter "verdammt"
und "perfekt" vorkommen, wie so oft in letzter Zeit, so stört es bei
dieser Geschichte nicht ganz so stark, da die Spannung hier nicht zu kurz
kommt. Und das, obwohl die ersten 130 Seiten praktisch völlig ohne Action
auskommen. Dennoch durchzieht den Roman eine unterschwellige Drohung. Die
Gefahr kommt dieses Mal aus einer Ecke, welche oft zu unserem Alltag
gehört. Jeder war schon einmal beim Arzt und die meisten haben schon
einen Krankenhausaufenthalt durchgemacht, bzw. einen Verwandten oder Bekannten
besucht, und die Hilflosigkeit die man empfindet, wenn man Ärzten und
Pflegepersonal ausgeliefert ist, wird hier sehr gut verarbeitet. Leider gibt
es auch einen Fehler in der Logik, der nicht zu vernachlässigen ist.
Denn warum haben sich die Mörder die Mühe gemacht die ersten
zwölf Leichen in London zu entsorgen, wenn sie das dreizehnte ganz bequem
in einem nahen Sumpf auf nimmer wiedersehen verschwinden ließen? Die
Antwort ist recht banal, denn irgendwie müssen John Sinclair und Suko
Chinese ja auf den Fall aufmerksam werden. Ob es da nicht ausgereicht
hätte, wenn Justine dieses Mal die treibende Kraft gewesen wäre,
bleibt dahingestellt. Das Ende zieht noch einmal richtig an und präsentiert
ein Finale, das Seinesgleichen sucht. Mangelte es dem Showdown im vorletzten
Taschenbuch noch an Dramatik, so werden hier alle Register gezogen. Der Kampf
zwischen Justine Cavallo und Dracula II ist ein wahres Feuerwerk an Action
und gehört zu den besten Duellen zwischen dämonischen Geschöpfen,
welche in der Sinclair-Serie bislang inszeniert wurden. Die Parallelen zwischen
den beiden Fällen "Vampir Phantome" und "Im Kerker der schönen
Justine" sind unverkennbar. Wer noch die Wahl zwischen beiden Büchern
hat, sollte unbedingt den vorliegenden Band vorziehen.
4 von 5 möglichen Kreuzen:
Kommentare zum Cover:
Zunächst einmal ist es immer ungünstig einen derart langen Titel
auf dem Cover unterzubringen, da viel von dem Bild verloren geht. Bei diesem
Titelbild ist das freilich keine Katastrophe, denn das Cover ist alles andere
als ein Meisterwerk und gehört zur unteren Kategorie. Da es noch nicht
einmal viel mit der Handlung gemein hat, abgesehen davon, dass zwei blonde
Frauen mitspielen, hätte man getroste in Titelbild von Koveck oder Luis
Royo nehmen können. Für knapp 4 Euro kann man als Kunde auch ein
ansehnliches Titelbild erwarten. Betrachtet man sich die Frau genauer erkennt
man unweigerlich, dass an der linken Seite ein Stück fehlt und einfach
abgeschnitten wurde. Die Hände sind im Vergleich zum Körper
unproportional groß und passen so gar nicht zu einer "perfekten" Justine.
Coverbewertung: