Larry Brent Nr. 11: Sanatorium der Toten
Angela Gourmon schob die Decke zur Seite. Ihr schlanker, gebräunter
Körper streckte sich. Die junge Französin war nur mit einem Babydoll
bekleidet. Sie wollte die Arme ausstrecken, aber das ging nicht. Sie
öffnete die Augen - und sah nichts. Keine Lampe, kein Fenster, kein
Bild. Rechts und links und am Kopfende stieß sie an Wände. Aber
ihr Bett war doch breit und groß. Wieso ...? Langsam setzte sie sich
auf, als würde sie von unsichtbaren Fäden hochgezogen. Da sah sie
direkt neben sich einen hohen, klobigen Bronzeständer mit einer dicken,
schwarzen Kerze, deren Flamme flackerte. Sie sah sich um, und auf das Bett
hinab, in dem sie gelegen hatte. Plötzlich schrie sie auf. Und mit dem
Schrei sprang sie auf den Boden - neben den Sarg! Sie hatte in einem Sarg
geschlafen. Sie riß sich an den langen blonden Haaren, kniff sich in
die Arme. Kein Zweifel, sie war wach. Und dort stand der Sarg, in dem sie
geschlafen hatte. Gehetzt blickte sie sich um.
Rezension von
Florian
Hilleberg:
Kurzbeschreibung:
Angelique Gourmon, Tochter eines erfolgreichen Theaterproduzenten, erwacht
eines Nachts in einem schwarzen Sarg. Verängstigt rennt sie auf die
Straße, direkt vor einen Krankentransportwagen, der vom nahegelegenen
Sanatorium Professor Mineaus kommt. Die Pfleger wollen der armen Frau helfen
und lassen sie einsteigen. Doch im Wagen sieht Angelique keine Bahre sondern
den schwarzen Sarg. Die junge Frau verliert darüber den Verstand und
wird in das Sanatorium eingeliefert. Derweil hat Larry Brent den Auftrag
erhalten das Verschwinden mehrerer junger, hübscher Frauen zu untersuchen.
Erster Anhaltspunkt ist ein Edelbordell, in dem eine Frau namens Yvonne Basac
arbeitet, die mehr von den Geschehnissen zu wissen scheint. Larry verabredet
sich mit der Dame, die zuvor aber ein Date mit einem Mann hat der sich nur
Marquie nennt. Doch der Besuch verläuft anders als geplant
und Yvonne wird entführt. Larry verfolgt die Kidnapper bis zur Ruine
des sagenumwobenen Marquie de Noir, der vor 200 Jahren jungen Frauen nachgestellt
ist. Doch Brent kann Yvonne nicht befreien und wird niedergeschlagen und
mit Whiskey abgefüllt. Die alte Bäuerin Louise findet den Agenten
und gibt ihm ein gutes Frühstück. Dabei erzählt sie ihm die
Geschichte des grausamen Edelmannes und die Sage, dass sein Geist angeblich
immer noch in der Gegend umherspuke. Larry kehrt zum Bordell zurück,
findet die Puffmutter aber nur noch erstochen vor. Die Rätsel werden
immer zahlreicher und so schickt David Gallun, alias X-RAY-1 seinem Agenten
Unterstützung in Form von X-GIRL-C, alias Morna Ulbrandson. Die Schwedin,
die in das Raster der verschwundenen Frauen passt, soll sich als Reporterin
im Sanatorium umsehen und den Lockvogel spielen. Doch die attraktive Schwedin
gerät in die Falle der unbekannten Verbrecher. Larry Brent kann seiner
Kollegin nicht helfen, denn bei einer erneuten Untersuchung der Ruine gerät
X-RAY-3 ebenfalls in Lebensgefahr.....
Meinung:
Der Roman bietet eine ausgeklügelte Kriminalstory mit einer hervorragenden
Gruselatmosphäre. Die Action kommt dabei zwar sehr kurz, was der Spannung
aber keinen Abbruch tut. Nur sorgen die vielen Handlungsabläufe und
agierenden Personen schnell für Verwirrung, insbesondere die
Täuschungsmanöver und der Psychoterror, welcher die Frauen in den
Wahnsinn treiben soll. Letzterer ist dabei sehr eindringlich dargestellt
worden und der Autor hat mit diesem Roman wieder eines seiner Lieblingsthemen
aufgegriffen, die Behandlung von Geisteskranken. Die medizinischen Details
zum Ende der Geschichte sind dabei sehr haarsträubend aber auch faszinierend
und die Beweggründe des Drahtziehers sind auch stückweise
nachzuvollziehen. Im Finale schafft es Dan Shocker auch wie immer die Fäden
zu einem Ganzen zusammen zu fügen und die Geschehnisse plausibel zu
erläutern. Ein spannender Roman, der leider durch seine komplexe Handlung
einige Längen aufweist.
4 von 5 möglichen Kreuzen:
Kommentare zum Cover:
Ein recht langweiliges Cover. Durch den eintönigen Hintergrund verblassen
die beiden Menschen noch mehr. Eins von Lonatis schwächsten Bildern.
Coverbewertung:
Rezension von
Bloemsemann:
Kurzbeschreibung:
In der Gegend der französischen Stadt Niort kommt es zu einigen wirklich
seltsamen Vorkommnissen, welche unter anderem auch die PSA auf den Plan rufen.
Mehrere junge Mädchen sind verschwunden, wobei die Nachforschungen den
Agenten Larry Brent in das Freudenhaus "Chatte Noire" in Niort geführt
haben. Während er sich hier an die Fersen einer gewissen Lebedame namens
Yvonne Basac heftet; welche ideal in das Raster der Verschwundenen passt;
ereignen sich gleich drei höchst mysteriöse Dinge.
Zuerst scheint eine gewisse Angela Gourmon dem Wahnsinn zu verfallen. Ihr
Zustand ist so bedenklich, dass man sie kurzerhand in das Privatsanatorium
von Professor Mineau überstellt. Dann wird der ehemalige Kommissar Chagan
bei einigen Nachforschungen in der Ruine eines gewissen Marquis de Noir von
einer unheimlichen schwarz-gekleideten Gestalt ermordet. Und schließlich
verschlägt es ein junges Paar bei ihrer Radtour in eben jene Ruine,
wobei das Mädchen verschwindet und der Junge ebenfalls einen schrecklichen
Tod findet.
Larry wird erst viel später bewusst, welche Ausmaße seine
Untersuchungen annehmen werden, und dass alle Fäden in dem hoch angesehenen
Sanatorium zusammen zu laufen scheinen. Nachdem Yvonne Basac ebenfalls
entführt wurde, stößt X-RAY-3 schließlich auf eine
alte Spukgeschichte, welche sich mit wissenschaftlichem Wahnsinn vereint
- eine höchst gefährliche Mischung, wie unser Agent bald am eigenen
Leibe erfahren darf
Meinung:
Dan Shockers Lieblingsfigur - der wahnsinnige Wissenschaftler - darf mal
wieder zur Tat schreiten. Und auch diesmal hat er sich dabei einige
haarsträubende Methoden einfallen lassen, um den mysteriösen
Ereignissen eine möglichst plausible Erklärung an die Seite zu
stellen. Das titelgebende Sanatorium kann man vielmehr als zweitrangig
bezeichnen, denn der eigentliche Schauplatz ist die unheimliche Ruine des
"Marquis de Noir".
Auf beeindruckende Weise braut DS eine fantastische Atmosphäre zusammen,
serviert einige schaurigen Szenarien, um schließlich auf seine besondere
Art und Weise eine Lösung herbei zu führen, die eben keinen
schwarzmagischen Hintergrund oder ähnliches benötigt. Faszinierend
bringt er z.B. auch die beklemmenden Visionen von Angela und Yvonne zu Papier,
so dass man wunderbar den bedauernswerten Zustand der beiden Damen
nachfühlen kann. Stellenweise führen die vielen kleinen
Nebenschauplätze zur Verwirrung beim Leser, denn gelegentlich musste
ich dann doch mal zurückblättern, um mir einige Passagen in Erinnerung
zu rufen. Doch mit den letzten Seiten werden auch die letzten Ungereimtheiten
aus dem Weg geräumt.
Viele umfangreiche Handlungsstränge auf gerade mal 61 Seiten - ein
Larry-Abenteuer, wie man es von DS gewohnt ist
3 von 5 möglichen Kreuzen:
Kommentare zum Cover:
Diese Coverbild ist in der Tat eine Frechheit. Ich habe keine Ahnung was
dieses leere hingepfuschte und unfertige Bild aussagen soll. Es würde
mich nicht wundern, wenn der Verlag dieses Werk aus dem Mülleimer von
Lonati geklaubt hat. Links scheint der Gute sogar versucht zu haben, irgendeine
Figur zu übermalen, denn dort kann man eindeutig eine verwaschene Gestalt
erkennen
Coverbewertung: