Larry Brent Nr. 78: Küß niemals Choppers Geisterbraut
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Er kam am Abend nach Hause, wie immer um die gleiche Zeit und wie immer
regelmäßig an den Donnertagen der Woche. Früher war Willi
Scharner auch an den anderen Wochentagen zu Hause gewesen. Doch seit er einem
Nebenjob huldigte, war das alles anders. Scharner war kräftig. Sein
dunkles Haar sah stets ungekämmt aus. Es war kurz geschnitten und wuschelig.
Das ließ den Vierundvierzigjährigen jugendlicher und burschikos
wirken. "Hallo, Sonja!" begrüßte er seine Frau, die ihm die
Wohnungstür öffnete. Er nahm die Gattin in den Arm und
küßte sie. "Schön, daß du da bist!" Sonja war vier
Jahre jünger als ihr Mann und trug das brünette Haar schulterlang
und leicht gewellt. Die Frau lächelte nur flüchtig. "Nanu? Sorgen?"
Scharner merkte sofort, daß etwas nicht stimme. "Ärger mit den
Rabauken? Wenn´s so ist, knöpf´ ich mir die beiden mal vor.
Wahrscheinlich nutzen sie es eben aus, daß ich oft von zu Hause fort
bin." "Ja, auch das", bemerkte seine Frau halblaut dazu. "Ich werd´
sofort ein Wort mit ihnen reden und..."
Rezension von
Florian
Hilleberg:
Kurzbeschreibung:
Nahe der Stadt Köln geschieht Furchtbares und Unerklärliches. Mitten
in einem Familienstreit der Scharners ertönt die Stimme eines Geistes,
der sich als Chopper vorstellt. Dieser übernimmt kurz darauf den
Körper des Vaters, der wenig später einen grauenvollen Tod stirbt
und dabei aussieht, wie mit Säure übergossen. Der Chopper wandert
weiter und nimmt den Körper der Mutter in Besitz. Der Hexe Marina ist
es gelungen, den Chopper erneut zu rufen, doch es ist ein Fehler passiert
und so kann der Dybuk nur kurz die Körper anderer Menschen übernehmen,
bevor diese sterben. Diesen Umstand wollen sich Marina und Chopper zunutze
machen, um ihre gefährlichsten Gegner auszuschalten, die Agenten der
PSA, allen voran Larry Brent, Iwan Kunaritschew und Peter Pörtscher.
Letzterer ist der Hexe bereits auf der Spur und weiß um ihre
außergewöhnlichen Fähigkeiten. Doch Pörtscher wird von
Marina überrumpelt und gefesselt. Er soll das erste Opfer unter den
Agenten der PSA werden.
Derweil untersucht Larry Brent mysteriöse Vermisstenfälle nahe
Londons. Dem Top-Agenten der PSA gelingt es tatsächlich die richtige
Spur aufzunehmen und die Verschwundenen zu finden - als halbverweste Leichen.
Auch hier scheint der Chopper seine Hände im Spiel zu haben. Doch wie
passen die Ereignisse zusammen? Die Gegner der PSA haben einige neue und
brandgefährliche Fähigkeiten erworben, die sie rücksichtslos
einsetzen ...
Meinung:
In diesem Band hat die Hexe Marina ihren ersten Auftritt und bringt sogleich
einen weiteren alten Bekannten mit ins Spiel: Den Chopper. Dieses Gespann
gehört mit zu den interessantesten Gegenspielern der PSA. Das liegt
zum einen daran, dass es sich nicht um verbrecherische und dämonische
Wissenschaftler oder Ärzte handelt, und zum anderen an der
Gegensätzlichkeit der beiden Charaktere. Marina ist eine rassige,
wunderschöne Frau mit übernatürlichen Kräften, die sie
stets weiterentwickelt. Der Chopper ist eine körperlose Entität,
ein Dybuk, der die Körper anderer Menschen übernehmen kann, diese
aber durch seine Anwesenheit zugrunde richtet. Der Reiz dieser Figur liegt
in dem realen Hintergrund des Choppers, der im Jahre 1982 für Aufsehen
in einer Zahnarztpraxis sorgte. Der echte Chopper wurde indes als Schwindel
entlarvt. Dafür ist der von Shocker ersonnene Dybuk umso gefährlicher.
Im vorliegenden Band darf das dämonische Pärchen seine Kräfte
erneut unter Beweis stellen, dabei vergisst der Autor auch nicht die beiden
ersten Bände des vierteiligen Chopper- beziehungsweise Marina-Zyklus':
Band 40 "Chopper - Geisterstimme
aus dem Jenseits" und Band 72 "Das
Horror-Palais von Wien". Im vorliegenden Roman geht es weniger um die Suche
nach den restlichen Seiten des Buches "Die Magie der unsichtbaren Zauberwesen",
als vielmehr um die Beseitigung der PSA-Agenten. Dass sich Marina dabei Frauen
bedient, die vom Chopper übernommen wurden, um sie auf die Agenten
anzusetzen ist zwar recht trashig aber irgendwie auch sehr originell. Der
Chopper benötigt nämlich intensiven Körperkontakt, um von
einem Menschen in einen anderen überzuwechseln. In diesem Fall soll
ein Kuss das Verhängnis auslösen. Die perfekte Falle für den
smarten Frauenheld Larry. Der allerdings hat in London genug zu tun. Dieser
Handlungsabschnitt ist leider auch derjenige, der dem Roman einiges an Tempo
und Spannung raubt. Hier versucht Shocker wieder durch falsche Hinweise und
Spuren den Leser zu irritieren und die Spannung zu erhöhen. Dadurch
bleibt aber die weitaus interessantere Handlung um Chopper und Marina auf
der Strecke, die sich hauptsächlich in Köln abspielt. Erst zum
Ende hin laufen die Fäden wieder zusammen. Außerdem wird zu Beginn
in Larrys Part zuviel spekuliert und geredet, als dass die Story Fahrt aufnehmen
könnte. Die Darstellung des Choppers und der Hexe Marina indes ist dem
Autor wieder ausgezeichnet gelungen und das Duo bekommt am Ende des Romans
noch Zuwachs, so dass sich die Agenten der PSA beim nächsten
Zusammenstoß auf drei Gegner einstellen müssen. Bei der Schilderung
des langsamen Zerfalls der Opfer des Choppers beweist Dan Shocker einmal
mehr seinen Hang zum morbiden.
Besonderheiten:
Erster Auftritt von James Bybbs, der sich mit Marina verbündete und
seinen Körper dem Chopper zur Verfügung stellt.
Zweiter Auftritt des Choppers.
Zweiter Einsatz für den PSA-Agenten Peter Pörtscher.
Dritter Auftritt der Hexe Marina.
4 von 5 möglichen Kreuzen:
Kommentare zum Cover:
Ein typisches Lonati-Cover. Das verstümmelte Antlitz Marinas ist dem
Künstler perfekt gelungen, nur das Gesicht des überraschten Mannes
wirkt leicht debil. Auch der Hintergrund ist ein wenig einfallslos. Dafür
passt das Cover aber ideal zum Layout des Heftes.
Coverbewertung: