Sie kamen aus dem Dorf Yon San. Das liegt unmittelbar an der Grenze zu Tibet.
Sie kannten die Gebirgswelt des Himalaya wie ihre Hosentasche. Hier waren
sie zu Hause, und schon als Jungen hatten sie gemeinsam manchen Trip in die
Tiefe der Felsmassive unternommen, waren oft wochenlang unterwegs gewesen
und hatten von den spärlichen Vorräten oder von der Jagd gelebt.
Beide Männer waren bewaffnet. Das hatte seinen Grund. Währen der
letzten drei Tagen waren zwei Dorfbewohner außerhalb der Ortschaft
spurlos verschwunden. Ein eisiger Wind war über das Hochplateau gefegt.
Die Sonne hatte die tiefhängenden Wolken nicht auseinandertreiben
können. Seit Wochen schon war es nicht mehr richtig hell geworden. Der
Tag heute unterschied sich in nichts von den vorangegangenen. Der Wind pfiff,
der Schnee wurde emporgewirbelt und in ihr Gesicht geschleudert. Die beiden
Freunde, die dicke Mäntel und Pelzmäntel trugen, stemmten sich
gegen die sturmartigen Böen. Dicht an dicht klebten winzige Eiskristalle
auf den Augenbrauen und den Mundtüchern, die sie sich umgebunden hatten.
Dann endlich befanden sie sich im Windschatten einer Felswand, die sanft
anstieg. Von hier aus waren es nur noch wenige hundert Meter bis zu der in
geschützter Hanglage liegenden Hütte.