Macabros Nr. 38: Mirakel, Phantom aus dem All
Lucy Sherman war eine ausgesprochene Schönheit. Sie hatte rotes Haar,
grüne Augen und ein Gesicht wie aus dem Skizzenbuch eines Malers. Wer
Lucy sah, fragte sich, warum sie nicht zum Film gegangen war. Das lag
wahrscheinlich daran, daß die gutaussehende Rothaarige in Valley Forest
geboren und aufgewachsen war.
von Dan Shocker, erschienen am 29.06.1976,
Titelbildzeichner: ???
Rezension von
GoMar:
Kurzbeschreibung:
Lucy Sherman hat auf der Fahrt zu einer Farm, auf der ein Pferd mit zwei
Köpfen geboren wurde, gemeinsam mit einem Motorradfahrer die erste Begegnung
mit dem Phantom aus dem All. Mirakel sieht in Frankfurt noch einen Lichtstreifen
des Phantoms am Himmel, nachdem er ein Kind rettete, das seine geistig
beeinflußte Mutter vom Hausdach stieß. Eingefädelt wurde
dies alles von Molochos, der zum großen Schlag gegen Björn Hellmark
ausholen will und auch gleich Mirakel erledigen möchte. Deshalb wird
Alfred Hellmarks Firma über Strohmänner zahlungsunfähig gemacht
und schließlich an den Santer-Konzern verkauft, wodurch auch Björns
Leben sich ändern wird. Er will aber nicht aufgeben und sucht die
Hintermänner, die er natürlich bei den Dämonen vermutet und
folgt dem Hauptverdächtigen bis nach Valley Forest, einem kleinen
Städtchen in North Carolina. Unterdessen spitzt sich die Lage in Valley
Forest immer mehr zu. Im Hospital wird der Motorradfahrer durch die Beeinflussung
des Phantoms zum Mörder an der Nachtschwester, die diese Saat gleich
weitergibt an die anderen Patienten, die alle grell zu leuchten beginnen
und zu "Leucht-Zombies" werden. Eine Patientin gelingt kurzfristig die Flucht
und sie kann noch Sheriff John Flic verständigen, bevor man sie tötet.
Der Sheriff forscht nach, aber die Nachtschwester stellt ihm alles als in
Ordnung vor. Auf der Rückfahrt trifft er Lucy Sherman, die ebenfalls
einen Verdacht hat. Der Sheriff fährt schließlich weiter und Lucy
beobachtet im Park das grauenhafte Geschehen mit den Zombies. Als sie entdeckt
wird, kann sie gerade noch fliehen. Auf der Flucht entdeckt sie das abgestellte
Auto des Sheriffs und wird schließlich wie dieser von einer riesigen
Leuchterscheinung verschleppt, obwohl ihr in diesem Moment Mirakel gerade
zu Hilfe kommen möchte. Auch er wird von der Leuchterscheinung
entführt. Alfred Hellmark ist nach einem Schwächeanfall in
ärztlicher Behandlung und in Betreuung durch Carminia Brado, der Partnerin
Björns. Als sie kurz das Haus verläßt, erscheinen zwei
Dämonen, die Alfred Hellmark ein Gift einflößen, so daß
er stirbt, nicht ohne vorher noch zu sehen, wie sein Schuldbekenntnis mit
seiner Unterschrift geschrieben wird, in dem er seinen Selbstmord
bestätigt, der aber keiner ist, was niemand jemals wissen wird. Unterdessen
folgt Björn dem Mann vom Santer-Konzern in den nächtlichen Park
eines Hotels, wo dieser in einen Tümpel springt und nicht mehr auftaucht.
Björn folgt ihm nach und kommt so gerade noch rechtzeitig in einer anderen
Dimension an, um einen Menschen vor einem dämonischen Wesen zu retten,
in das sich der von Björn verfolgte Widersacher seines Vaters verwandelte.
Dieser gerettete Mensch ist Dr. Henry Herold, der Leiter des Hospitals in
Valley Forest, der private Forschungen im Keller des Hospitals betrieb, und
so schließlich auf die Spur der "Grauen", wie er sie nennt, kam. Er
zeigt Björn schließlich einen, zu dem sie aber nicht hinkönnen,
da er sich in einer anderen Dimension noch befindet, in die Dr. Herold noch
nicht eindringen kann, da er die Zeichen noch nicht entschlüsseln konnte.
So kehren sie ins Hospital zurück und landen in den Fängen des
Lichtphantoms, das ihnen den Garaus machen wird, da es durch nichts zu
bekämpfen ist. Al Nafuur gibt Björn nur den Hinweis, daß
er versuchen muß, dem Lichtphantom seinen Namen bekanntzugeben, den
Molochos ihm vorenthielt. Mit vereinter Hilfe durch Al Nafuur, Björn,
Mirakel und aller anderen Gefangenen im Phantom gelingt ihnen dies
schließlich, und so erhält das Lichtphantom seinen Namen:
D'Dyll-vh'on-Ayy. Als Wiedergutmachung gibt D'Dyll alle Menschen wieder frei,
die noch nicht getötet wurden, und verspricht Björn und Mirakel,
ihnen in weiterer Folge zu helfen, wo er nur kann. Dann verschwindet D'Dyll
im All, um seine Brüder und Schwestern zu suchen, die ebenfalls von
Molochos versklavt wurden. Björn Hellmark und Frank Morell, alias Mirakel
werden Freunde. Als Hellmark zu Hause anruft, erfährt er, was inzwischen
mit seinem Vater passiert ist, glaubt aber nicht an den Selbstmord.
Nichtsdestotrotz ist sein Erbe futsch; er muß alles an den Santer-Konzern
abliefern. So bleibt ihm nur noch Marlos, die unsichtbare Insel und seine
Freunde. Alles andere hat er verloren. Als Frank Morell wieder in Frankfurt
ankommt, werden gerade die Leichen einer Frau und deren Tochter, die Mirakel
gerettet hatte, abtransportiert. Die Mutter hat die Tochter uns sich selbst
in einem Anflug geistiger Umnachtung getötet - eine traurige Nachwirkung
von D'Dylls geistiger Beeinflussung ...
Meinung:
Dieser zweite Mirakel-Roman ist noch immer sehr Björn-Hellmark-lastig,
was ihm aber nicht schadet. Dan Shocker gelingt es einmal mehr, einen sehr
spannenden Roman mit mehreren Handlungsebenen geschickt miteinander zu verweben.
Das Interessanteste daran ist, daß er es schaffte, Alfred Hellmark,
den Vater von Björn Hellmark, sterben zu lassen. Aber es schien wohl
keinen anderen Weg zu geben, um Björn sein Playboy-Image zu nehmen,
das irgendwie nicht mehr zu passen schien. Auch wurden die Angriffe der
Dämonen auf Carminia Brado schon zu leicht durchführbar, und warum
sollten sie bei einem weiteren Abenteuer dies nicht noch mehr forcieren,
und endlich doch zum Erfolg kommen?! Also mußte D. S. wohl die Anwesenheit
Björns und Carminias in Genf beenden und sie direkt nach Marlos umsiedeln,
wo die arme Carminia sicher war. Um dies zu bewerkstelligen, ließ D.
S. ein Feuerwerk an Ideen ablaufen, das wie so oft seinesgleichen sucht.
Obwohl der Roman titelgebend ein Mirakel-Abenteuer ist, bleibt Mirakel eher
die Statisten-Rolle vorbehalten, denn ohne Björns Hilfe wäre er
von D'Dyll vernichtet worden. Obwohl dieser Roman ein gewisser
Abschlußroman ist, was seine Anwesenheit auf der "sichtbaren" Erde
betrifft, so läßt dies D. S. nicht so durchgehen, sondern zeigt
gleich mit Björns Begegnung mit Dr. Henry Herold und dessen Entdeckung
eines "Grauen" eine zukunftsweisende Begebenheit auf. Diese "Grauen" entpuppen
sich später als die "Grauen Riesen" und werden noch einiges zum Gelingen
des "Macabros-Universums" beitragen. Dies gilt auch für D'Dyll, aber
nicht in so starkem Maße, wie die "Grauen". Fazit: Ein durchaus spannend
geschriebener Roman, der - wenn auch anfangs mit dem firmenmäßigen
Teil dies etwas lähmend wirkt, was aber schnell als notwendig erkannt
wird, wenn man schließlich den weiteren Verlauf der Handlung liest
- wirklich zu überzeugen weiß. Geschickt löst sich D. S.
von den Attributen des Jet-set-Lebens Björn Hellmarks, in dem er ihm
alles wegnimmt und nur noch sein Refugium Marlos sowie den Zauberspiegel
und seine Waffen läßt. Dazu läßt er ihm noch Mirakel
als einen Freund zukommen, und schließlich als kleinen Fingerzeig durch
Al Nafuur, als dieser Björns Verzweiflung erkennt, der nicht weiß,
wie er jetzt wirksam weiter gegen Molochos und Co vorgehen kann von seiner
"Gefängnisinsel" aus, den Hinweis gibt, daß er nach Tschinandoah
gehen wird in nächster Zeit. Ein Kapitel in Björns Kampf wider
die Dämonen wurde geschlossen - ein vielleicht noch größeres
wird in den nächsten Romanen geöffnet werden. Ein etwas stiller
Roman nach dem Xantilon-Zyklus und dem Pandämonium-Zyklus, aber ein
Roman, der in allen Handlungssträngen sehr spannend geschrieben ist
und schließlich doch sehr gut zu unterhalten weiß. Leider wirkt
gerade die Titelfigur - Mirakel - etwas blaß, aber bei der Gewichtung,
die Björns Part einnimmt, auch kaum ein Wunder ...
Besonderheiten:
1. Zweiter Auftritt von Frank Morell, alias Mirakel.
2. Alfred Hellmark, Björns Vater, geht mit seiner Firma pleite und wird
auch noch ermordet, was aber als Selbstmord hingestellt wird.
3. Erster Auftritt von D'Dyll-vh'on-Ayy, einem Energiewesen aus dem All.
4. Erster direkter Auftritt von Molochos, dem Fürsten der Dämonen.
5. Erster Auftritt von Dr. Henry Herold, dem Entdecker der "Grauen".
6. Erste Erwähnung der Grauen Riesen.
7. Björn Hellmark verläßt die sichtbare Welt und zieht sich
nach Marlos zurück.
8. Al Nafuur gibt Björn einen Hinweis auf Tschinandoah.
4 von 5 möglichen Kreuzen:
Kommentare zum Cover:
Eines der schwächeren Titelbilder von Lonati (?), wenn auch das
Energiewesen, das als Dank für die Bekanntgabe seines Namens nur noch
in menschlicher Gestalt aufzutreten verspricht, entsprechend gelöst
wurde. Dazu noch eine Darstellung der Milchstraße, wodurch D'Dyll
größer als diese wirkt. Eigentlich gut dargestellt, wirkt es aber
eher unspektakulär und nicht gerade verkaufsfördernd. Die Farbwahl,
die den dunklen Hintergrund des Universums darstellt, ist wieder sehr gut
getroffen.
Coverbewertung:
Zusatzhinweise zu dem Cover kommen von Michael Schick:
Das Titelbild des Macabros Nr. 38 wurde seitenverkehrt auch noch auf dem
Einband des 1979 erschienenen spanischen Science-Fiction Romans "NOCHE DE
LUZ" (zu deutsch: "Nacht des Lichts") von Philip Jose Farmer verwendet:
Und eine ganz ähnliche Idee für ein Titelbild war übrigens
auch auf dem deutschen Science-Fiction Roman "TERRA ASTRA" Nr. 634 zu
sehen: