Der Magier Nr. 3: Die Spiegelmonster der Madame Rahda
Die schwarzen Augen verengten sich zu schmalen Schlitzen. Den Lärm,
der von draußen kam, nahm Rahda nicht wahr. Sie sah durch den Spiegel.
Von der einen Seite her war er durchsichtig wie normales Glas. Rahda auf
der anderen Seite war dagegen nicht zu erkennen. Sie saß und wartete.
Noch sah die rotblonde Frau nicht her, die inzwischen das kleine Kabinett
betreten hatte. Noch interessierte sie sich für das, was die anderen
Spiegel ihr zeigten. Dann aber kam sie. Rahda atmete heftiger. Feine
Schweißperlen bildeten sich auf ihrer Stirn, während ihre schwarzen
Augen nicht mehr von der Rotblonden ließen. Ihre Blicke trafen sich
im Spiegelglas. Plötzlich sah Rahda, wie sich das Gesicht der jungen
Frau angstvoll verzerrte. Auch das starke Spiegelglas konnte den gellenden
Schrei nicht dämpfen. Die Rotblonde hatte die Bestie gesehen, die sie
nie wieder loslassen würde.
von W.K. Giesa, erschienen 1982, Titelbild: Yalcin
Rezension von
Adalwolf:
Kurzbeschreibung:
Madame Rahda hat ein Spiegelkabinett, mit dem sie sich auf
Rummelplätzen aufhält. Ein Spiegel ist ganz besonders: Im Normalzustand
zeigt er gar kein Bild, sondern lediglich eine grünlich schimmernde
Fläche. Von Zeit zu Zeit aber erblickt eine junge Frau, die davor steht,
zwei dunkle Punkte und dem Spiegel entfleucht eine geflügelte Bestie,
die sich auf sie stürzt. Danach kann nur die Frau selbst diese Bestie
sehen und ist damit Rahda verfallen, die sie damit steuert. Yani Atawa
lässt sich von Roy de Voss auf den Rummelplatz fahren, auf dem das Zelt
zur Zeit steht. Sie hat einen Tipp bekommen, doch darüber zu schreiben
- von derselben Agentur, die sie beauftragte, über Magiron zu schreiben.
Aber das Zelt ist an diesem Tag geschlossen. Ab da wird es unübersichtlich:
Madame Rahda erkennt irgendwie, dass Yani eine Gefahr für sie darstellen
könnte, und noch etwas später, dass Roy die eigentliche Gefahr
ist. Sie plant, Yani zu ihrer Dienerin zu machen und Roy damit in die Falle
zu locken. Roy ist zwar schon im Spiegelkabinett, als Yani entführt
und dorthin gebracht wird, aber seine von Ma Ghone geschenkte magische Waffe
hat er vergessen...
Meinung:
Leider ein absolut durchschnittlicher Horror-Roman, der nicht an die
Form der beiden Vorgänger anschließen kann. Einzig der Einfall,
dass außer den Befallenen niemand die Bestie sehen kann, diese sich
aber in Fensterscheiben widerspiegelt, ist etwas originell.
Besonderheiten:
Es bestätigt sich, dass Magiron nicht vernichtet ist; Madame Rahda handelt
in seinem Interesse (in einer Szene hat sie zwei Schatten, einer davon der
eines hageren Mannes).
Wie schon in Band 2 findet sich eine komplette Seite mit folgendem Text:
DER MAGIER
Er lebt in Amsterdam.
Auf seinen vielen Reisen rund um die Welt hat er geheimnisvolle
Gegenstände, Pergamente und Bücher zusammengetragen, die sich mit
der Welt des Okkulten, der Magie und des Mystischen in allen Entwicklungsstadien
der Menschheitsgeschichte befassen. Man nennt ihn deshalb den Magier. Sein
ziviler Name: Roy de Voss. Dieser Name wurde von mir geändert. Aus gutem
Grund... Der Holländer Erik van X (auch dieser Name wurde
geändert), hat in vielen Jahren Berichte und Abenteuer um de Voss
niedergeschrieben. Bei einer Begegnung in einem Hotel im holländischen
Noordwijk im Frühjahr dieses Jahres hat er mir alle Unterlagen
überlassen. Wenige Tage später starb er bei einem mysteriösen
Unfall, dessen Ablauf bis zur Stunde nicht geklärt werden konnte...
Was Erik van X niederschrieb, sind Dokumente des Unheils, des Okkulten,
Rätsel einer Welt, in der wir alle leben. Sie sind der Beweis dafür,
daß unheimliche und geheimnisvolle Dinge täglich um uns herum
passieren - ohne oft von uns wahrgenommen zu werden. Die Personenangaben
und Daten wurden absichtlich geändert, um Unschuldige und Betroffene
zu schützen...
Dan Shocker
P. S.: Bei einer Manuskriptlieferung an den Verlag kam es zu unerklärlichen
Verzögerungen. Das erste Manuskript ging auf rätselhafte Weise
verloren..."
2 von 5 möglichen Kreuzen:
Kommentare zum Cover:
Das Cover zeigt die Bestie im Spiegel.
Coverbewertung:
Rezension von
Bloemsemann:
Kurzbeschreibung:
Auf einem Jahrmarkt in Callantsoog hat unter anderem auch ein klassisches
Spiegelkabinett unter der Leitung einer gewissen Madame Rahda seinen Platz
gefunden. In dieser eher mäßig besuchten Attraktion scheint es
jedoch nicht mit rechten Dingen zuzugehen. Davon ist Roy de Voss überzeugt,
als er sich seiner Freundin Yani anschließt; welche den Auftrag erhalten
hat, sich für einen Artikel genauer mit eben diesem Kabinett zu
beschäftigen.
Roy liegt mit seinem Verdacht richtig, denn die geheimnisvolle Rahda erweist
sich als durchtriebene Hexe, die einen der Spiegel dazu verwendet, neue
Dienerinnen zu erschaffen. In dem Spiegel haust ein grünes geflügeltes
Monster, welches nach seiner Beschwörung über die weiblichen Opfer
herfällt und sie in die gewünschten willenlosen Anhängerinnen
verwandelt, die selbst vor kaltblütigem Mord nicht
zurückschrecken.
Nachdem Roy auf die seltsame Veränderung und dem Treiben von Rahdas
jüngstem Opfer Janni Boerendaag aufmerksam geworden ist, setzt er sich
mit der örtlichen Polizei in Verbindung. Zusammen nehmen sie das
ominöse Spiegelkabinett und deren Betreiberin genauer unter die Lupe.
Dabei wird de Voss zunehmend mit seinen magischen Fähigkeiten konfrontiert,
die bei diesem Fall bitter von Nöten sind - insbesondere nachdem auch
noch Yani in die Fänge der Hexe gerät
Meinung:
Und wieder ein Abenteuer des angehenden Magiers Roy de Voss im Geiste von
Grusellegende Dan Shocker, wobei man diesmal sehr deutlich merkt, dass der
Meister selbst nicht die Feder in der Hand gehalten hatte. Das Treiben in
dem Spiegelkabinett erweist sich als relativ unspektakulär, einfallslos
bis hin zu schrecklich langweilig. Vielmehr konzentriert man sich darauf,
wie Roy mit seinen neuen Fähigkeiten hadert und sich partout nicht
eingestehen will, dass er als Magier abgestempelt wird. Madame Rahda und
ihr fragliches Aufbegehren liest sich ziemlich unmotiviert und verursacht
eher ein unbekümmertes Gähnen, als dass man es als wirkliche Bedrohung
ansehen könnte. Auch sonst geht es hier ziemlich zäh und eintönig
zur Sache.
Man darf also hoffen, dass diese Serie noch ein paar Highlights in Reserve
hat, ansonsten wäre es nicht sehr verwunderlich, dass sie es nur auf
insgesamt 34 Hefte brachte
Besonderheiten:
Magiron ist augenscheinlich noch äußerst aktiv
1 von 5 möglichen Kreuzen:
Kommentare zum Cover:
Von der Farbwahl und somit der entsprechenden Stimmung in Ordnung! Das
geflügelte Wesen aus dem Spiegel kann man so akzeptieren und die kreischende
Frau in ihren drei verschiedenen Varianten lass ich auch noch gelten
Coverbewertung:
Ein Zusatzhinweis zu dem Cover kommt von Michael Schick:
Das mehrfach abgebildete Frauengesicht stammt vom Titelbild des
französischen Comic-Magazins INCUBE Nr. 16: