Monstrula TB Nr. 844: Höllenengel

Monstrula TB Nr. 844: Höllenengel


Montgomery Sharp besaß in der Nähe der Auburndale Station im New Yorker Stadtteil Bayside eine reich sortierte Buchhandlung. Der nunmehr fünfundvierzigjährige Sharp hatte diese Buchhandlung mit seiner Schwester vor fünfzehn Jahren aufgebaut. Als die Schwester - sie war zwei Jahre jünger als Montgomery Sharp - heiratete, war sie aus dem Geschäft ausgeschieden. Sharp hatte ihr ihren Anteil abgegolten, und sie war mit ihrem Gatten nach Buenos Aires gegangen, wo ihr vermögender Mann ein sehr bekanntes Gestüt besaß. Einmal im Jahr kam die Schwester mit ihrem Mann nach New York, zumeist für zwei Wochen. Sie wohnten dann stets bei Sharp. Und einmal im Jahr flog Montgomery Sharp nach Buenos Aires. Das war seit vielen Jahren zur starren Regel geworden, an die man sich hielt. Sharp stand an diesem Vormittag mit schlaff herabhängenden Schultern und krummem Rücken im Verkaufsraum. Vom Fußboden bis zur Decke verbargen schwere, dunkle Eichenholzregale die Wände. Auf ihnen standen Legionen von Büchern. In zwei Fronten neue, in zwei anderen antiquarische. Als das kleine Messingglockenspiel an der Tür anschlug, zuckte Montgomery Sharp unwillkürlich zusammen. Eigentlich hatte er den Laden an diesem Tag ausnahmsweise nicht aufsperren wollen. Doch er war ein gewissenhafter Mensch, stolz darauf, daß sein Geschäft noch keine Stunde zu früh geschlossen worden war. "Guten Morgen, Mr. Sharp", sagte der Mann, der gerade in den Laden trat.