Occu Nr. 24: Tunnel ins Jenseits

Occu Nr. 24: Tunnel ins Jenseits


"Nein!" wimmerte Gino Evaristo voller Entsetzen. Sein Körper zuckte. Wieder entrang sich ihm ein qualvoller Aufschrei: "Geh weg!" Sein Atem ging stoßweise. "Verschwinde, du Scheusal." Neben ihm stand eine Flasche Fusel von der billigsten Sorte. Eine zweite Flasche, leergetrunken, lag einige Schritte weit davon entfernt. Der Mensch, der hier inmitten eines blühenden Lupinenfeldes einer wahnwitzigen Vision Herr zu werden versuchte, war jedoch nicht nur ein Landstreicher und Gelegenheitsdieb, er war auch medial veranlagt. Seit Wochen wurde er von Wahrträumen verfolgt. Der Mann warf sich herum, seine Finger krallten sich in den Boden. Speichel floß aus dem Mund. "Bitte ... nicht!" stammelte er. Woher kam plötzlich dieser Nebel? Nebel, obwohl es ein strahlend heller Sonnentag war?! Der Nebel verdichtete sich auf einmal: zu Konturen, zu einem Gesicht, das er schon so oft in seinen Träumen erblickt hatte. Dieser Mund ... um die Lippen Blut ... grausame Augen unter buschigen Brauen. Da war auch die Hand mit dem Messer. Näher und näher kam die Hand. Hob sich zum Stoß. "Nein!" schrie der Mann, warf sich hoch.


von Hademar Bankhofer, erschienen im Januar 1978, Titelbild: ???