Professor Zamorra Liebhaber-Edition Nr. 30

Professor Zamorra Liebhaber-Edition Nr. 30


Dieses Band ist ein Nachdruck der zwei Romanhefte:


Professor Zamorra Nr. 66: Dämonenrache
(Romanheft)
Schweißgebadet erreichte Doktor Pierre Briand sein Haue. Er schloß sämtliche Türen hinter sich ab, lief in sein Arbeitszimmer, setzte sich hinter den Schreibtisch und vergrub das Gesicht in beide Hände. Er hatte Angst. Todesangst! Die Mächte des Bösen waren ihm auf der Spur. Abu Dschafar und seine Knechte. Er hatte sie herausgefordert, und jetzt würden sie grausame Rache nehmen. Im letzten Augenblick war es Doktor Briand gelungen, ein Telegramm an Professor Zamorra zu schicken. Aber würde das Schreiben den Geisterjäger noch rechtzeitig erreichen? Plötzlich klopfte es gegen die Tür. Dumpf hallten drei Schläge durch das Haus. Sofort waren Doktor Briands Ängste wieder da. Mit zitternder Hand nahm er den Browning aus der Schublade seines mit Papieren überhäuften Schreibtisches. Er spannte und entsicherte die sechsschüssige Pistole. Wieder klopfte es. Briand trat in den Hausflur. "Wer ist da?" rief er. "Im Namen des Abu Dschafar", sagte eins Stimme, "öffne!" "Nein!" schrie Pierre Briand. "Ihr kriegt mich nicht! Verschwindet ich bin bewaffnet! Bei Gott, ich schieße, wenn ihr mich nicht in Ruhe laßt." "Ich komme jetzt zu dir, Pierre Briand." Die Stimme sprach Französisch, eine der Hauptumgangssprachen Tangers. Dr. Briands Augen weiteten sich, als eine Hand durch die geschlossene Tür griff. Eine zarte, kleine, gepflegte Frauenhand. Ein Arm schob sich nach, an dem billige Modeschmuckreifen klirrten. Dann trat die Gestalt durch die Tür. Dr. Briands Zähne schlugen klappernd aufeinander, obwohl die Gestalt, die vor ihm stand, gar nicht so fürchterlich war. Es war ein Berbermädchen, einsechzig groß etwa, braunhäutig, schwarzhaarig und dunkeläugig. Das Mädchen war hübsch. Es war nicht älter als Zwanzig und trug eine helle Bluse und einen billigen Leinenrock, wie man ihn in jedem Basar erstehen konnte.


Professor Zamorra Nr. 67: Die Teufelskrake
(Romanheft)
Stürmisch kam der heiße Schirokko vom Südosten herauf. Wild fuhr er auf die Klippen der kleinen sizilianischen Inseln zu. Aber zuvor peitschte er das Meer auf, bohrt sich bis hinunter auf den Grund und schien die gischtende See vom Boden her hochzuheben und in die Luft zu schleudern. Die Männer in den Booten kannten das. Sie waren die Todesgefahr gewöhnt. Drei Fischer hockten in dem kleinen Boot. Der alte Luigi Tresi mit seinen Söhnen. Alberto, das war der Älteste. Und der jüngste hörte auf den Namen Simone. Sie jagten den Thunfisch, sie wussten, wo weiter draußen die riesigen Schwärme der Schwertfische standen. Aber heute wurden sie selber gejagt. Nicht nur vom Sturm, der seine Fänge über Meer und Boot ausstreckte. Der junge Simone sah das Schreckliche, das Unglaubliche, als erster. "Padre!" schrie er aus. "Vorsicht!" Alle blickten gespannt in die Richtung, in die sein Arm zeigte. Da sahen sie es. Durch die hohen Wellenberge glitt ein riesenhafter schwarzer Körper. Schon war er heran. Wie die Greifer eines Baggers wühlten sich die Arme des Kolosses durchs Wasser. Und plötzlich griff einer dieser gewaltigen Arme nach dem Boot! Ein weiterer Arm folgte. Und dann die Schreie der Männer. Schreie aus Todesfurcht und Entsetzen, Die Arme des Ungeheuers rissen das Boot an sich, schlangen sich um den schlanken Holzleib, der halb ins Wasser getaucht war. Die Planken barsten unter dem gewaltigen Druck dieser Arme. Boot und Männer wurden zerquetscht wie eine Nussschale. Nur Luigi Tresi, der Vater, konnte sich retten. Er sah das Ungeheuer, und er glaubte, in die Hölle hineinzusehen. Er sah einen Wellenberg herankommen. Da sprang er. Er glaubte, mitten ins Land des Todes zu stürzen. Denn unter dem Meer schien sich die Erde aufzutun. Das Unfassbare war geschehen. Ein Monster, schwarz und unbesiegbar, hatte Boot und Söhne vernichtet.


Ein Zusatzhinweis zu dem Cover kommt von Michael Schick:
Dieses Titelbild stammt ursprünglich vom Cover des Silber-Grusel-Krimis Nr. 124:

Silber-Grusel-Krimi Nr. 124: Im Horror-Reich der Nökken