Professor Zamorra Nr. 113: Das Dämonen-Raumschiff
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Piet Vanthoofts Augen verengten sich zu schmalen Schlitzen. Seine Blicke
versuchten, den Nebel zu durchdringen. Vor einigen Stunden war er übers
Meer gekrochen wie ein sich langsam anschleichendes Raubtier. Der hagere
Niederländer schüttelte sich. Die Kälte fraß sich in
seinen Leib, durchdrang mühelos den Mantel. Wie durch Watte gedämpft
vernahm er Geräusche. Sie schienen von vorn zu kommen, vom Strand her,
zwischen Atlantik und Deich. Vergeblich versuchte er zu erkennen, wer sich
dort unten befand. Den Stimmen nach mußten es Deutsche sein, ein paar
Wochenendurlauber vielleicht. Plötzlich riß der Nebel auf. Jäh
wirbelte der hagere Mann herum, als er das grelle Pfeifen vernahm. Seine
Augen suchten den Himmel ab, erfaßten blitzartig den grellroten Streifen,
der sich flammend durch den Nebel zog. Wie hell mußte es erst strahlen,
wenn kein Nebel die Sicht behinderte! Etwas jagte vom Himmel zur Erde nieder,
mit einer geradezu fantastischen Geschwindigkeit. Kaum, daß das Pfeifen
erklang und der grelle Lichtblitz sich wie ein roter Finger durch die
Nebelschwaden fraß, als auch schon der Aufschlag kam.
Teil 1 von W. K. Giesa, erschienen am 17.10.1978, Titelbild: Vicente
Ballestar
Rezension von
Thomas
Gießl:
Kurzbeschreibung:
Über Callantsoog an der niederländischen Küste stürzt
ein Dimensionsraumschiff silberhäutiger Wesen ab, wobei die Piloten
sterben. Dabei kann sich eine Gruppe außerweltlicher Schattendämonen
befreien und belegt Callantsoog und die nähere Umgebung mit einem
schwarzmagischen Feld, das sämtliche Menschen in dieser Region dem Bann
der Unheimlichen unterwirft. Zamorra erhält über sein Amulett,
das zum ersten Mal das grüne Schutzfeld aktiviert, Kenntnis von diesem
Ereignis. Er und Nicole brechen Hals über Kopf auf um der noch unbekannten
Gefahr zu begegnen. Der Dämon Aungkor wird ebenfalls auf die unbekannten
Schattendämonen aufmerksam und versucht sie in seinen lange gehegten
Umsturzplan in der Hölle einzubinden. Dies scheitert jedoch und der
Dämon gerät in die Gewalt der Anderen. Zamorra und Nicole retten
bei ihrer Ankunft in der Nähe von Callantsoog im letzten Moment die
Studentin Conny Peters vor den Auswirkungen des magischen Feldes. Aungkor,
der mit dem Anführer der Schattendämonen Meegh, Zamorra angreift,
gelingt es, Conny Peters samt Merlins Stern zu entführen, womit er das
Verhältnis zu den fremden Dämonen zu seinen Gunsten umkehrt. Zamorra
und Nicole gelingt es in das Raumschiff einzudringen, während Merlins
Stern selbstständig einen Großteil der Fremden vernichtet und
des Schiff schwer beschädigt. Meegh versetzt das Schiff manuell in seine
Heimatdimension und blockiert somit Merlins Stern. Zamorra tötet Aungkor
und Meegh mit einem der Strahler der toten Silberhäutigen. Der Geist
ihres Anführers, Changaura, versetzt den sich zersetzenden Raumer
zurück zur Erde.
Meinung:
Dies ist Giesas erster Zamorra-Roman, der aber erst als zweiter erschienen
ist. Die Silberhäutigen sind natürlich die großäugigen,
geschuppten Chibb, von denen man später noch hören wird, die aber
in der gegenwärtigen Serie keine Rolle mehr spielen. Nach Meegh nennt
Zamorra später die schattenhaften Dämonen Meeghs. Zwar haben alle
sogenannten Meeghs Namen, aber Meegh ist der einzige Name, den Zamorra und
Nicole in diesem Roman erfahren. Es gibt eine eher irrelevante Nebenhandlung,
in der Marineschiffe unter der Kontrolle der Schwarzen einander und beinahe
einen Öltanker versenken. Wieso die Schattenhaften daran ein Interesse
haben sollten, erschließt sich nicht. Der Roman ist wegweisend für
die Prägung der Serie durch Giesa. Wir lernen die frühen Meeghs
kennen, eine Spezies, die Giesa immer noch gerne mag und die er
gezwungenermaßen im 250er Zyklus aus der Serie schreiben mußte
- Fans wissen, dass die Viecher auch danach in großen Abständen
immer wieder durch die Serie geistern. Weiter vermag Zamorras Amulett einen
grünen Schutzschirm um seinen Besitzer aufzubauen, der ihn und andere
vor schwarzer Magie schützen kann. Und Zamorra benutzt erstmals eine
futuristische Strahlenwaffe, ein Konzept das durch viele Giesa-Romane geistern
wird und über Strahler aus der SdG letztlich in den E-Blastern der Dynastie
der Ewigen kulminieren wird. Durch Aungkor wird bereits hier etabliert, dass
die Schattenhaften auch den irdischen Dämonen der Schwarzen Familie
feindlich gegenüberstehen, ein Umstand, der Zamorra und Asmodis später
mehr oder weniger häufig zu Quasi-Verbündeten machen wird. Der
Roman ist für die Serienmythologie zentral und kann von mir schon allein
deshalb nicht schlecht bewertet werden ;-). Dennoch erfordern der seltsame
Militär-Plot und der Umstand, dass das magische Feld der Meeghs weder
den Professor noch seine Sekretärin besonders tangieren, nachdem ihnen
das Amulett abhanden kam, einen leichten Punktabzug.
Besonderheiten:
Erster Auftritt der Chibb (ohne Namensnennung).
Erster Auftritt der schattenhaften außerirdischen Dämonen, die
nach dem hier auftretenden Meegh, später Meeghs genannt werden.
Erstmals projiziert Zamorras Amulett ein grün leuchtendes Schutzfeld
und agiert selbstständig.
Titelbild:
???
4 von 5 möglichen Kreuzen:

Kommentare zum Cover:
Es paßt irgendwie zum Thema und wirkt auch unheimlich, nur ist das
nicht die niederländische Küste sondern 'ne Mondlandschaft
(könnte also höchstens die nicht beschriebene Meegh-Dimension sein).
Das Schiff selbst sieht ganz anders und keine der Figuren trägt in dem
Roman einen Raumanzug. Aber's gibt definitiv viel schlechtere Titelbilder.
Coverbewertung: