Professor Zamorra Nr. 147: Invasion der Vampire

Professor Zamorra Nr. 147: Invasion der Vampire


Mit schrillem Pfeifen raste das Raumschiff heran. Ultrahohe Schwingungen strahlten von dem scheibenförmigen Körper aus, der wie der Tod selbst herabjagte. Zweihundert Meter über der Stadt flammten die gleißenden Energiestrahlen aus den Bordkanonen des Raumers. Eine Staffel Abfangjäger raste in die verheerenden Energien hinein und verglühte. Das Raumschiff glitt tiefer, langsamer als zuvor. Aus höheren Luftschichten stießen weitere Raumschiffe wie Habichte herab, fegten im Formationsflug auf die Stadt zu. Am Horizont raste eine weitere Staffel superschneller Phantoms heran. Rötliche Lichtspuren zeigten die Bahnen der Bordwaffen-Geschosse an. Doch die Projektile erreichten die fremden Schiffe nicht. Irgendwo verpufften sie in glühenden Abwehrfeldern. Ungehindert landeten die Schiffe mitten in der Stadt. Die Schirmfelder erloschen. Die ultrahohen Schwingungen der Triebwerke verstummten, die näher stehende Gebäude zu Staub zerfallen ließen. An dem vordersten Schiff öffnete sich die Schleuse wie die Irisblende einer Kamera. Dunkle Gestatten kletterten heraus. Die erste öffnete den Mund. Spitze, lange Eckzähne wurden sichtbar, als das Wesen aus Weltraumtiefen einen fauchenden Laut ausstieß.Die Invasion der Vampire hatte begonnen!


Teil 1 von W. K. Giesa, erschienen am 15.01.1980

Rezension von Olsen:


Kurzbeschreibung:
Professor Zamorra und Nicole sehen sich im Kino gerade den Film mit dem wahnsinnig verheißungsvollen Titel "Vampire vom Planeten Dragon" an, als der Film Realität wird: Vampire entsteigen der Leinwand und töten unzählige Kinobesucher. Nur dank großer geistiger Anstrengungen und seines Amuletts kann Zamorra um sich und einige weitere Kinobesucher einen magischen Energieschirm legen, unter dessen Schutz ihnen die Flucht aus dem Kino gelingt. Kaum befinden sich die Flüchtenden in Sicherheit, explodiert das Kino und ein großes, silbernes Objekt (ein Raumschiff?) rast im Zentrum der Explosion in den Himmel. Zamorra ist zu Tode erschöpft und lässt sich von Nicole ins Chateau bringen, wo er sofort einschläft. Auch Nicole geht zu Bett und hat einen eigenartigen Traum: Sie sieht Asmodis und einen anderen Dämon auf einem Thron - und den toten Zamorra zu Füßen der bösen Gestalten.
Am nächsten Morgen stellt sich heraus, dass sich in allen Städten, in denen der Film gezeigt wurde, das Gleiche geschehen ist. Nur gab es in den anderen Kinos weniger Überlebende, da dort ja kein Professor zu Hilfe eilen konnte. Und noch etwas Anderes ist gleich: Um alle Kinos herum beginnt sich eine Zone der Verdummung auszubreiten. Menschen, die in diese Zonen geraten, werden zu tumb glotzenden, sabbelnden Idioten. Nur Zamorra und alle Menschen, die sich mit ihm im magischen Schutzschirm des Amuletts befunden haben, scheinen immun gegen die Verdummung zu sein. Zamorra geht noch einmal zur Ruine des Kinos. Durch eine Zeitschau wird er Zeuge, wie der Film in der Vergangenheit auf magische Weise entstanden ist: Echte Vampire und Raumschiffe wurden in den Film gebannt, um später bei der Vorführung wieder freigesetzt zu werden. Deshalb ermittelt Zamorra, wer der Produzent des Streifens war und reist mit seinem Amulett in die Vergangenheit, um die Entstehung des Films zu verhindern. Das gelingt ihm aber nicht. Denn in der Vergangenheit angekommen, gerät er zunächst in die Fänge des Sicherheitsdienstes des Filmstudios. Er wird zwar befreit, nur sind seine "Retter" leider die Vampire, die - wie sich herausstellt - im Auftrag eines Dämons namens Es'chaton handeln. Der Name kommt Zamorra zwar vage bekannt vor, aber er kann letztendlich nichts damit anfangen.
Die Vampire schnallen Zamorra auf eine Art "elektrischen Stuhl", auf dem sie einen noch nicht näher beschriebenen magischen Vorgang auslösen. Doch der Professor scheint sich aus der Bredouille befreien zu können: Er reist nämlich einfach zurück in die Gegenwart. Doch leider zu spät. Der magische Vorgang ist bereits abgeschlossen und hat ein Duplikat des Professors entstehen lassen. Die Vampire fliegen mit Zamorra II also einfach zum Chateau Montagne, wo sie darauf warten, dass der echte Zamorra in die Vergangenheit reist. Kaum ist das geschehen, schmuggeln sie Zamorra II an Stelle des Originals in das Chateau. Das Duplikat braucht jetzt nur noch abzuwarten, bis das Original aus der Vergangenheit zurückkehrt, um es zu überwältigen und wieder an die Vampire und Es'chaton auszuliefern. Und genau so geschieht es auch.
In der Zwischenzeit hat die Verdummungspest auch das Chateau erreicht. Sämtliche Bewohner werden nur durch die Dämonenbanner, mit denen das Schloss umgeben ist, davor geschützt. Aber Zamorra II zerstört den magischen Schutz, woraufhin alle, die nicht am Abend vorher mit im Kino waren, ebenfalls zu sabbelnden Idioten werden - darunter z.B. Raffael Bois, der Diener Zamorras. Die Verdummungspest kann sich also ungehindert ausbreiten, und es ist niemand mehr da, der das verhindern kann. Die Dämonen scheinen gesiegt zu haben.


Meinung:
War ich von der ersten Trilogie der Zamorra-Serie (s. PZ 124 - 126) noch wenig begeistert, weil sie mir einfach zu unstrukturiert und hektisch erschien, lässt sich diese hier schon besser an. Zumindest der erste Teil startet mit fulminantem Tempo und bringt mit der Verdummungspest auch eine feine Idee mit, nämlich die Idee einer weltumspannenden Gefahr für die ganze Menschheit. Auch die Spannung kommt dabei nicht zu kurz. Und über allem stehen drei Fragen: Wie, falls überhaupt, wird es Zamorra gelingen, diese Bedrohung zu stoppen? Wer ist Es'chaton? Müsste mir der Name auch bekannt vorkommen oder habe ich die Serie bis zu diesem Zeitpunkt einfach zu oberflächlich gelesen?
Dennoch gibt es auch an diesem ersten Teil zwei Sachen, die mir nicht gefallen: Da ist beispielsweise die Problematik der Zeitreise. Zeitreisen an sich können richtig geile Geschichten geben. Allerdings besteht gerade bei dieser Thematik immer die Gefahr, dass keine innere Logik besteht und man sich in den Fallstricken der Zeitparadoxa verheddert. Diese Gefahr wird hier zwar umschifft, aber dennoch sehe ich ein Problem in Zamorras Motivation. Da macht er sich nämlich Gedanken über so ein Zeitparadoxon: Ein Mann erfindet eine Zeitmaschine, reist in die Vergangenheit und erschießt seinen Großvater. Dadurch hat der keine Kinder und erst recht keine Enkel, was dazu führt, dass die Zeitmaschine nie erfunden wird. Deshalb kann auch niemand in die Vergangenheit reisen und den Großvater erschießen. Das heißt allerdings, dass dieser Großvater Kinder zeugen wird, die wiederum Kinder zeugen. Und eines dieser Kinder erfindet eine Zeitmaschine, reist in die Vergangenheit und erschießt seinen Großvater. Usw., usw. Und während Zamorra noch so über die Unmöglichkeit einer solchen Konstellation philosophiert, beschließt er, in die Vergangenheit zu reisen, um die Entstehung des Films zu verhindern. Das bedeutet aber, dass die Verdummungspest nie ausbricht. Somit hat Zamorra keinen Grund, in die Vergangenheit zu reisen und die Filmentstehung zu verhindern, und er bleibt schön zu Hause in der Gegenwart. Deshalb wird also ein Film produziert, der Vampire ausspuckt und die Verdummungspest verursacht. Dieses Zeitparadoxon ist zwar sehr reizvoll, erfordert aber irgend eine Art der Auflösung. Für meinen Geschmack ist es nicht damit getan, dass Zamorra einfach denkt: "Ach scheiß was drauf, ich probier's trotzdem."
Mein zweites großes Problem mit diesem Roman ist, dass Giesa etwas zu leichtfertig mit Außergewöhnlichem um sich wirft. Probleme mit einem Film, der die Leute verdummt? Schwupps, setzen wir uns in den nächsten Bus an der Ecke und lösen ein Ticket Richtung Vergangenheit. Wir brauchen jemanden, der uns Zamorra vom Hals hält? Ach, kramen wir einfach unseren elektrischen Stuhl und ein Heimwerker-Set aus dem Keller vor und klöppeln uns eine zweite, böse Ausgabe des Professors. Nur um das klar zu machen: Ich habe nichts gegen diese beiden Ideen. Vor allem der Gedanke mit dem Zamorra-Duplikat gefällt mir ausgezeichnet. Nur wird mir das alles einfach als zu selbstverständlich geschildert. Aber Schluss jetzt mit Gemecker, schließlich will ich mich von Zamorra einfach nur unterhalten lassen. Und das ist mit diesem Einstieg in die zweite Zamorra-Trilogie durchaus gelungen.


Besonderheiten:
Erster Auftritt von Es'chaton
Zamorra reist in die Vergangenheit, um mutwillig ein Zeitparadoxon auszulösen


3 von 5 möglichen Kreuzen:
3 Kreuze


Kommentare zum Cover:
Das Titelbild ist weder schön, noch hat es etwas mit dem Roman zu tun. Wenn ich Titelbildmaler wäre und feststellen müsste, dass meine Farben zur Neige gehen, dann würde ich mir halt einfach neue kaufen oder meine Vorräte plündern. Dieser Künstler hier hat lieber seine Restbestände (gaaaaaanz viel Rot und ein bisschen Blau) zusammengekratzt, anstatt ein paar weitere Farbtöpfchen zu öffnen. Deshalb bleibt auch mein Vorrat an Kreuzen unangetastet.


Coverbewertung:
0 Kreuze

Zusatzhinweise zu dem Cover kommen von Michael Schick:
Das gleiche Titelbild wurde spiegelverkehrt auch für den Tony Ballard Roman Nr. 142 verwendet.

Tony Ballard Nr. 142: Die Vampir-Maschine


Der von zwei Fledermäusen attackierte Mann war auch schon auf dem Titelbild des Silber-Grusel-Krimis Nr. 446 verwendet worden:

Silber-Grusel-Krimi Nr. 446: Die teuflischen Drei