Professor Zamorra Nr. 157: Die Hexe und der Höllensohn

Professor Zamorra Nr. 157: Die Hexe und der Höllensohn


Wolken zogen auf, ein heftiger Windstoß ließ die starken Äste der knorrigen Eiche erzittern. Irgendwo schrie ein Nachtvogel klagend. Die Wolken schoben sich vor die bleiche Sichel des Mondes. Schlagartig wurde es finsterer. Der Schatten verschmolz fast mit der Mauer aus dunkelroten, verwitterten Steinen. Zwei rote Punkte glommen für ein paar Sekunden in der Nacht auf; unmenschliche Augen, die die Finsternis spielend durchdrangen. Wieder schrie der Kauz. Die uralte Eiche schüttelte sich. Das dunkle Wesen löste sich aus dem Schatten der Mauer und glitt davon, verschwand in der Nacht. Ein tiefer Atemzug wurde hörbar. Dann rasche, sich entfernende Schritte. Noch ein zweites Wesen hatte sich am Schauplatz des Geschehens befunden. Ohne Übergang ließ der Wind nach, das Mondlicht brach wieder durch und beleuchtete die Gestalt eines Mädchens, das davoneilte. Schulterlanges Haar schimmerte in rötlichem Braun. Einmal wandte es sich um, dorthin, wo der andere verschwunden war, als habe die Nacht ihn wie ein gefräßiges Raubtier geschluckt. Es wußte, daß der Magier zurückgekehrt war ...


von W. K. Giesa, erschienen am 03.06.1980