Professor Zamorra Nr. 285: In den Tiefen von Loch Ness

Professor Zamorra Nr. 285: In den Tiefen von Loch Ness


Angeln entspannt.Das glaubte auch Pete MacRoy und hielt die Angel ins Wasser. Er saß auf seinem Klapphocker am Ufer des Loch Ness im Norden Schottlands, gönnte dem Wurm am Haken ein erfrischend tödliches Bad und hoffte, daß ein Fischlein anbiß. Ein paar von den schuppigen Biestern sollte es im See ja noch geben. Alle konnte Nessy, das legendäre Ungeheuer, ja nicht aufgefressen haben.Schottlands Sommer zeigte sich in diesen Tagen besonders mild, und Pete MacRoy hatte den Pullover längst ausgezogen und ließ sich von der Sonne bescheinen. Rechts stand die Whiskyflasche, die nur noch halb voll war. Hinter ihm ertönten Geräusche, aber die beachtete er nicht. Wilde Tiere, die ihm gefährlich werden konnten, gab es hier nicht. Also konnte es sich nur um einen Menschen handeln, der nachfragen wollte, ob Pete schon den Fang seines Lebens gemacht hatte oder nicht.


von W.K. Giesa, erschienen am 30.04.1985
Rezension von Florian Hilleberg:


Kurzbeschreibung:
Am Ufer des Loch Ness wird ein Angler von Nessie, dem Ungeheuer, angegriffen und leicht verletzt. Zufällig ist gerade Angely MacRaven, Tochter von Sir Glenn MacRaven, dem Lord des nahegelegenen Schlosses zugegen und nimmt den völlig verstörten Angler mit nach Hause. Dort hat Sir Glenn das Erscheinen des Monsters gespürt und fürchtet aus unerfindlichen Gründen die Rache des Ungeheuers. Doch zunächst haben die Bewohner von Raven Castle andere Probleme, denn durch die Berührung von Nessie ist eine magische Seuche auf den Verletzten übergegangen und vor den entsetzten Augen von Angely verwandelt sich der Angler in ein lebendes Skelett, welches die Seuche allein durch Berührung weiterreicht. Zunächst verschwindet es allerdings, um in Ruhe auf seine Opfer zu warten. Derweil empfängt der Silbermonddruide Gryf den telepathischen Hilferuf von Nessie, mit der er befreundet ist. Er holt seine Gefährten Professor Zamorra und Nicole Duval zu Hilfe. Als die drei kurz darauf am Ufer des Sees stehen erscheint Nessie tatsächlich - und greift sofort an. Zamorras Amulett reagiert selbständig und wehrt sich. Gryf kann das Chaos abwenden, in dem er die Strahlen des Amuletts abfängt, was ihn seine gesamten Druidenkräfte kostet. Mit letzter Kraft schaffen es Zamorra und Nicole Gryf nach Raven Castle zu bringen. Doch die scheinbare Sicherheit trügt, denn in den Mauern des Schlosses lauert eine tödliche Gefahr. Und als Zamorra erkennt, wer hinter den Attacken von Nessie steckt weiß er, dass ihm ein mörderischer Kampf bevorsteht ...


Meinung:
In diesem Band widmet sich W.K. Giesa nun auch der Sage um das Ungeheuer von Loch Ness. Allerdings geht er nur am Rande auf die angeblichen Sichtungen ein. Obwohl erwähnt wird, dass Nessie einige tausend Jahre alt ist, erfährt der Leser nichts über ihr bisheriges Leben, außer, dass Nessie eben weiblich ist und nur alle paar Jubeljahre in der Lage ist ein Ei zu legen. Mit den "Tiefen" des Loch Ness hat der Roman ebenfalls nichts zu tun, denn sämtlich Figuren sehen von dem Gewässer allenfalls die Oberfläche. Das Ungeheuer selbst bequemt sich im Laufe des Romans sogar aus dem feuchten Nass heraus, um ihre Rache vor Ort einzufordern. Ansonsten präsentiert der Autor eine sehr kurzweilige Geschichte, in der Zamorras damaliger Erzfeind mal wieder richtig auftrumpfen darf. Selbst die Gruselatmosphäre kommt in diesem Heftchen nicht zu kurz. Die Szene, als sich der Angler vor den Augen des, selbstverständlich bildhübschen, Mädchens in ein Skelett verwandelt wurde sehr schaurig beschrieben. Nur ein Dialog zwischen Nicole und Gryf ist logisch nicht nachzuvollziehen. Dort erklärt der Silbermonddruide: "In der Nähe liegt auch Urquhart Castle." "Wie spricht man das denn aus?" fragte Nicole. Also auch wenn dies ein Roman ist geht man als Leser davon aus, dass die beschriebenen Personen miteinander reden. Also hat Gryf den Namen gerade erst ausgesprochen und Nicole könnte sich über die Schreibweise nicht mokieren, weil sie das Wort nur gehört aber nicht gelesen hat. Der Roman ist ein Einzelabenteuer, welches für sich steht und nicht in einen großen Zyklus eingebunden wurde, auch wenn sich Zamorra an einige frühere Fälle erinnert. Dennoch kann man das Heft vollauf genießen, ohne in der Serienthematik sonderlich gut bewandert sein zu müssen. Nessies letzter Ausspruch: "Zamorra ... Freund! Sind wir uns nicht schon einmal begegnet ... vor sehr, sehr langer Zeit?", findet übrigens erst 586 Romane später seine Auflösung. Dort reist Professor Zamorra mit seiner Gefährtin Nicole Duval in die Vergangenheit um Nessie abermals, bzw. erstmals, vor einer Gefahr zu retten. Aber das ist eine andere Geschichte, nachzulesen in dem Roman  Nr. 871 "Zwischen den Wassern".


4 von 5 möglichen Kreuzen:
4 Kreuze


Kommentare zum Cover:
Angler, Ungeheuer und Hintergrund wirken sehr realistisch und unheimlich. Nur die schreiende Frau passt nicht so recht ins Bild und wurde wohl nachträglich eingefügt. Dargestellt wurde die Szene zu Beginn, in welcher der Angler von Nessie attackiert wird und Angely Zeuge des Angriffs wird.


Coverbewertung:
3 Kreuze

Ein Zusatzhinweis zu dem Cover kommt von Michael Schick:
Die Frau vom Titelbild des Professor Zamorra Romans Nr. 285 war in etwas abgewandelter Form auch schon auf dem Cover des Professor Zamorra Nr. 268 ........

Professor Zamorra Nr. 268: Traumschiff des Schreckens


........ und des Dämonenkiller Romans Nr. 131 verwendet worden:

Dämonen-Killer Nr. 131: Das latlose Grauen


Auch der Saurier vom Hintergrund des Motivs war schon auf einem anderen Cover zu sehen und zwar auf dem des Bastei-Romans "Dino-Land" Nr. 7:

Dino-Land Nr. 7: Die Brut aus dem Moorsee