Professor Zamorra Nr. 490: Feuerschädel
Langsam schritt er über den Friedhof des Unsterblichen. Schnee knirschte
unter seinen Sohlen. Eine unnatürliche, tiefe Schwärze lag über
dem Land, ließ kaum dieSilhouetten der Grabsteine erkennen. Selbst
der Schnee wirkte schwarz! Der nächtliche Besucher blieb vor den Steinen
stehen, versuchte die Inschriften zu erkennen. Plötzlich glühte
die Silberscheibe in seiner Hand auf. Unwillkürlich erstarrte der Mann
und sah sich vorsichtig um, doch es schien kein Dämon in unmittelbarer
Nähe zu sein. Die Inschrift auf einem der Grabsteine begann in geisterhaftem
Licht zu leuchten: »Sir Bryont Saris ap Llewellyn, geboren am 1.8.1728,
gestorben am 20.7.1993. R.I.P. - Requiescat In Pace.« Und der einsame
Besucher wußte, daß da etwas nicht stimmte ...
von W. K. Giesa, erschienen am 09.03.1993, Titelbild: Nicolai Lutohin
Rezension von
Stefan (Lobo)
Albertsen:
Kurzbeschreibung:
Professor Zamorra leidet unter schweren Albträumen, in deren Szenarien
er sich auf dem Friedhof derer von ap Llewellyn umherschleichen sieht. In
jenen Träumen entdeckt er zwischen all den alten Grabsteinen auch einen
neuen, auf dem der Name seines Freundes Sir Bryont Saris ap Llewellyn steht.
Er weist in Zamorras Traumreise jedoch ein falsche Datum auf, obwohl der
Todestag des Lairds bekannt ist (man erinnere sich hierzu bitte an die
Erbfolger-Thematik). Zamorra ist unruhig ob dieser Träume, die ihn jedesmal
aus dem Schlaf emporfahren lassen und beschließt nach Schottland zu
reisen, um den Laird aufzusuchen. Nebenbei hofft der Meister des
Übersinnlichen zwei Fliegen mit einer Klappe schlagen zu
können.
Zum einen möchte er sich von der Unversehrtheit des Freundes
überzeugen, zum anderen hofft er, dass Sir Bryont sich seiner erbarmt
und den aus dem 17. Jahrhundert stammenden und in der Gegenwart gestrandeten
Don Cristofero Fuego del Zamora y Montego nebst seines dunkelhäutigen
Gefährten bei sich aufnimmt und somit die Voraussetzungen geschaffen
werden, dass auf Château Montagne wieder Frieden einkehrt. Wir erinnern
uns: Nicole Duval hat aus Groll über den Edelmann das Château
in Richtung Rom verlassen und angekündigt, erst dann wieder
zurückzukehren, wenn der alte Chauvi verschwunden ist.
Während die drei so unterschiedlichen Männer aufbrechen, geschehen
in Cluanie, unweit Castle Llewellyn, merkwürdige Dinge. Rhu Mhôrven,
ein im gesamten Dorf bekannter und gefürchteter alter Mann, kehrt in
Keith Ulluquarts Pub ein und stößt eine düstere Prophezeiung
aus, wodurch er die Anwesenden - zu ihnen gehört auch William, der Butler
von Sir Bryont - in Aufregung versetzt. "Wenn die drei Männer wirklich
eintreffen, könnte dies für wenigstens einen von ihnen ebenfalls
den Tod bedeuten." William ist beunruhigt und wenig später wird echte
Besorgnis daraus, als er erfährt, dass sich Zamorra mit zwei Gefährten
auf dem Weg nach Schottland befindet. Fast zur selben Zeit beginnt ein weitere
Stammkunde Ulluquarts schlimme Halluzinationen zu haben. In ihnen hört
und sieht Roy Thurso den erschreckenden Rhu Mhôrven bei den verschiedensten
Gelegenheiten. Als Zamorra eintrifft hat der wahre Schrecken noch gar nicht
begonnen. Aber es kommt knüppeldick und der Erbfolge droht ein entsetzliches
Ende.
Meinung:
So kurz vor seinem leiblichen Ende erwachsen Sir Bryont Saris ap Llewellyn
einige beträchtliche Gefahren. Rhu Mhôrvens Plan läuft, zumindest
bis zu einem gewissen Punkt wie am Schnürchen und es sieht kurz vor
dem Showdown auf dem Llewellyn-Friedhof für den Laird und seine
Nachkommenschaft gar nicht gut aus.
Trotz des ausgeknobelten und interessanten Plots kommt dieser Teil der Geschichte
nicht so recht in Schwung, denn zu viele Einschübe, in denen es um William
und Roy Thurso geht, hemmen den Ablauf und letztlich auch das Interesse des
Lesers. Abgefedert wird diese Unzulänglichkeit jedoch durch die höchst
amüsanten Abschnitte, in denen der alte Don Cristofero auftrumpfen darf
und Zamorra bisweilen zur Verzweiflung treibt.Ich kann schon verstehen, dass
Nicole mit diesem überheblichen Kerl nichts zu tun haben soll und auch
Zamorras Skrupel, ob es wirklich ratsam ist Sir Bryont mit dessen Anwesenheit
zu "beehren" kann ich gut nachvollziehen. Der Laird selber wirkt auf mich
in diesem Band nicht direkt senil, obwohl sein Alterungsprozess, so kurz
vor seinem leiblichen Ende ganz erheblich an Tempo zugelegt hat, aber
bezüglich Rhu Mhôrvens scheint er - beinahe - unsterbliche Erbfolger
schrecklich naiv. Auch dass er sich Don Cristofero einfach so "aufschwatzen"
lässt, nein nicht gut formuliert, ihn regelrecht "an sich reißt"
kann ich mir nicht anders erklären, als das Bryont echt auf Risiken
steht.
Ach ja, ein Faux pas ist dem Autor auch noch unterlaufen, denn auf Seite
15 des vorliegenden Romans nimmt Lady Patricia Bezug auf Kenntnisse, die
erst im Band 500 (also erst 10
Bände später) in die Gesamthandlung eingeführt werden. Es
gibt sogar eine Fußnote, die auf den, zu jenem Zeitpunkt damals, noch
nicht erschienenen Band 500 hinweist.
Tja, Wahrsagen mal anders, kann ich da nur abschließend bemerken.
Besonderheiten:
Don Cristofero del Fuego Zamora y Montego und der dunkelhäutige Gnom
werden von Sir Bryont Saris ap Llewllyn im Castle Llewellyn aufgenommen
(Donnerwetter, was für Namen! ;))
3 von 5 möglichen Kreuzen:
Kommentare zum Cover:
Nicolai Lutohin liefert hier ein nettes Cover ab. Nicht mehr und nicht
weniger.
Coverbewertung:
Ein Zusatzhinweis zu dem Cover kommt von Michael Schick:
Das Cover des Professor Zamorra Romans Nr. 490 wurde auch noch auf dem Einband
der Professor Zamorra Liebhaber-Edition Nr. 3 verwendet, obwohl die beiden
Publikationen inhaltlich nichts gemeinsam hatten. Die Liebhaber-Edition enthielt
nämlich die drei Zamorra-Romane Band
7 "Die Nacht der mordenden Leichen",
Band 8 "Der Werwolf" und
Band 9 "Der Hexenmeister":