Professor Zamorra Nr. 500: Die Quelle des Lebens

Professor Zamorra Nr. 500: Die Quelle des Lebens


Unvermittelt blickte Professor Zamorra in die Mündung der Pistole. Der Teufel mochte wissen, woherGerret sie hatte. »Er ist vorbei, Zamorra, dein Traum von der Unsterblichkeit. Du wirst nicht ewig leben. Ganz im Gegenteil!« Torre Gerret lachte meckernd. Er zog den Schlitten der Pistole zurück, hebelte eine Patrone in den Lauf. »Du wirst sterben.« »Willst du einen Mord begehen?« fragte Zamorra ungläubig. »Ausgerechnet hier?« Abermals lachte Gerret. »Es ist kein Mord«, sagte er. Es ist eine Auslese. Du weißt es. Es kann nur einen geben. Die Unsterblichkeit gehört mir. Für dich bleibt - der Tod.« Noch ehe Zamorra etwas erwidern konnte, drückte Torre Gerret eiskalt ab!


Teil 1 von W.K. Giesa, erschienen am 27.07.1993

Rezension von Stefan (Lobo) Albertsen:


Kurzbeschreibung:
Professor Zamorra und Nicole Duval befinden sich auf Llewellyn-Castle und sehen sich mit einer schweren Aufgabe konfrontiert. Ihr guter Freund Lord Bryont Saris ap Llewellyn wird in den nächsten Tagen sein 265 Jahre währendes Leben beenden und seine Seele in den Körper seines zu diesem Zeitpunkt neugeborenen Sohnes Rhett einfließen lassen müssen, damit die Erbfolge bestehen bleibt und er in dieser neuen Inkarnation weiterleben kann. Als wäre es für den französischen Parapsychologen nicht schon schlimm genug seinen Freund beim Sterben und dem damit einhergehenden Verfall beobachten zu müssen, wird die Situation für ihn auch nicht gerade leichter, weil ihn nach wie vor schlimme Albträume plagen. Seit Monaten schon sieht er sich in ihnen einem geheimnisvollen und offensichtlich brutalen Mann namens Torre Gerret gegenüber, der eiskalt eine Waffe auf ihn richtet und abdrückt. Der Meister des Übersinnlichen berichtet Sir Bryont von diesen Träumen, woraufhin dieser ihn nach und nach einweiht. Es ist die Aufgabe des Erbfolgers sogenannte Auserwählte zur Quelle des Lebens zu führen, wo sie nach Bestehen einer Prüfung vom Wasser der Quelle trinken können und dadurch relativ unsterblich werden.
Zamorra weiß es nicht, oder besser, nicht mehr, aber der Lord hat ihn 12 Jahre zuvor, als kurz nachdem ihre Freundschaft begann, bereits zu dieser Quelle geführt, da er die Merkmale eines Auserwählten besitzt. Leider wurden die beiden mit einem weiteren Auserwählten konfrontiert. Llewellyn war gezwungen diesen ebenfalls zur Quelle zu führen und bei dem handelte es sich um niemand anderen, als um Torre Gerret. Gerret war klar, dass nur einer der Auserwählten mit dem Wasser aus der Quelle bedacht werden konnte und der andere zu sterben hatte. Durch die Hand desjenigen welchen, der das Wasser trinken durfte.
Die Szene, die Zamorra also seit knapp 9 Monaten so oft in seinen Träumen sehen konnte, ist eine Erinnerung daran, die Llewellyn später bannte, ebenso wie er Gerrets Erinnerungen unterdrückte, damit sein Freund nicht zusätzlich in Gefahr geriet. Der Meister des Übersinnlichen weigerte sich schlicht und ergreifend Gerret zu töten, wodurch dieses Handeln notwendig wurde, und erhielt als Anerkennung für seinen Großmut die Erlaubnis etwas von dem Wasser an Nicole Duval weiterzureichen. Somit wurden die beiden unsterblich, vergaßen das aber unter dem Einfluss des Lords, der jetzt, da sich dessen Leben dem Ende zuneigt, schwächer und schwächer wird, wodurch sie sich wieder an alles erinnern können. Gleichzeitig wird die Bedrohung durch Gerret wieder ernster, der sogar einen gedungenen Mörder nach Llewellyn-Castle schickt und der den Lord vor der Geburt seines Sohnes (also seiner nächsten Inkarnation) töten soll, was jedoch misslingt.
Trotzdem gibt es keinen Grund zur Freude, denn während Bryonts Frau Patricia in den Wehen liegt, der Lord selber immer mehr vergreist und panisch wird, bricht sich die herbeigeeilte Hebamme das Bein und verliert ihr Bewusstsein. Als Reaktion bricht der Laird zusammen und Zamorra ist nicht mehr in der Lage einen Pulsschlag zu tasten. Soll dies dass Ende der Erbfolge sein?


Meinung:
Mit einem fröhlichen Hallo steigen wir also in mein Meinungsbild zu diesem bedeutsamen Jubiläumsband der Professor Zamorra-Reihe ein. Sehr lange schon hatte es sich in der Reihe abgezeichnet, dass Lord Bryont Saris ap Llewellyn , der Erbfolger irgendwann am Ende seines 265jährigen Lebens angelangt sein würde und dass er in seinen Sohn einzufahren habe, damit er weiterleben könne. In verschiedenen Romanen, die vor dem Band 500 erschienen sind, deutete sich dieses Geschehen dann und wann ab und zumeist hatte Zamorra bittere Gedanken deswegen, weil Sir Bryont ihm doch sehr nahe stand.
Nun aber kommt es Knall und Fall und sowohl der Professor als auch seine bezaubernde Sekretärin werden eben nicht nur mit dem Niedergang Bryonts, sondern auch noch mit einem Geheimnis konfrontiert, welches der alte Laird um die beiden herum gewoben hat und welches eine verblüffende Antwort auf eine ganz spezielle Frage bietet, die bis dato immer wieder kurz innerhalb der Serie beleuchtet wurde. Nämlich die Frage: Warum altern unsere beiden Hauptakteure nicht! Sicher, dass sie wohl zu einer Gattung Mensch gehören, die nur langsam altert und deswegen länger agil und jugendlich bleibt, das haben aufmerksame Leser der Serie schon vorher erfahren, aber nun wird klar, dass sie wirklich nicht mehr altern und tatsächlich (relativ) unsterblich sind. Damit hatte W. K. Giesa die Möglichkeit geschaffen seine Figuren jung zu erhalten, ohne dass er auf irgendwelche flügellahmen Ausreden wie etwa: "Romanfiguren bleiben nun einmal immer jung" zurgreifen musste.
Gleichzeitig bietet die Storyline um die Quelle des Lebens einen interessanten Background für den Erbfolger, dessen Aufgabe es ist, Auserwählte dorthin zu schaffen. Als Belohnung für diese Aufgabe erhält er dann selber seine besondere Form der Unsterblichkeit, die jedoch - und das kommt in diesem ersten Teil eines Mehrteilers - auch besondere Gefahren und Risiken in sich birgt. Insgesamt ist der vorliegende Roman gut geschrieben, wenn ich selber auch etwas monieren möchte, dass die Szenen an der Quelle und die Auflösung, weshalb Zamorra letztlich wohlbehalten von dort zurückkehrt etwas arg aus dem Zylinder gezaubert finde. Trotzdem, ein gelungener Auftakt, der in einen Cliffhanger der besonderen Art mündet, denn dieses Mal hängt der Held eben nicht mit einer Hand an einem Abgrund, sondern sieht sich mit den Tücken eines übersinnliche "Timings" konfrontiert.


Besonderheiten:
Lord Bryont Saris ap Llewellyn offenbart Zamorra und Nicole, dass sie unsterblich sind.
Torre Gerrets erster Auftritt.
Lady Patrica liegt am Ende des Romans in den Wehen!


4 von 5 möglichen Kreuzen:
4 Kreuze


Kommentare zum Cover:

Ein wirklich schönes Bild, von dem eine mystische Ausstrahlung ausgeht und welches mir ausnehmend gut gefällt (jedenfalls mehr, als das Cover des Hörspiels). Gut getroffen und daher 4 Kreuze


Coverbewertung:
4 Kreuze

Ein Zusatzhinweis zu dem Cover kommt von Michael Schick:
Das Titelbild des Professor Zamorra Romans Nr. 500 wurde auch schon auf dem Cover des Sammelbands "Ghostbuster JOHN SINCLAIR - Omnibus Nr. 2" verwendet, welcher beim holländischen Verlag FAVORIET erschienen ist. In diesem Sammelband erschienen die holländischen Übersetzungen der vier deutschen Grusel-Romane "Die Nonne mit der Teufelsklaue" (JS-Band 444), "Horror-Quiz" (JS-Band 445), "Der Fluch aus dem Grab" (JS-Band 446) und "Totenschiff der Templer" (JS-Band 447).

"Ghostbuster JOHN SINCLAIR - Omnibus Nr. 2"