Professor Zamorra Nr. 617: Zeit der Ungeheuer
Worte klangen auf, und mit unwahrscheinlicher visionärer Kraft jagten
sie durch die Schranke der Träume, um eine Wirklichkeit zu schaffen,
die es zuvor so noch nicht gegeben hatte... Worte bekamen Substanz, kleideten
sich in diese neue Wirklichkeit und zwangen mit ihrer Kraft das Universum
diese Wirklichkeit zu akzeptieren. Worte veränderten das Bild der Welt...
... und holten die Zukunft in die Vergangenheit...
von W. K. Giesa, erschienen am 20.01.1998, Titelbild: Jordi Capdevilla
Rezension von
Florian
Hilleberg:
Kurzbeschreibung:
Nach dem Duell der Vampire, weilen Zamorra und Nicole noch eine Weile bei
ihrem Freund Robert Tendyke in Florida. Doch plötzlich finden sie sich
in einer steinzeitlichen Umgebung wieder, wo sie an der Seite zweier
Höhlenmenschen gegen Flugdrachen kämpfen müssen. Außerdem
hält Zamorra das Schwert Gwayur in Händen, welches in Frankreich
urplötzlich aus dem Safe verschwunden ist. In der Gegenwart wundern
sich Zamorra und Nicole über das Verschwinden von Amulett und Blaster.
Scheinbar wurden sie mitsamt ihrer Waffen in die Vergangenheit gezogen, sind
aber trotzdem noch in der Gegenwart existent, quasi als magisches Echo. Sie
können, selbständig denken und handeln, werden aber telepathisch
weder von den Peters-Zwillingen, noch von den Regenbogenblumen erkannt.
Außerdem bekommen sie sämtliche körperlichen Gebrechen zu
spüren, die ihre Doubles in der Vergangenheit erleiden müssen:
Verletzungen, Sonnenbrände, Hunger und Durst. In der Vergangenheit sind
sie von Bran dem Geschichtenerzähler der Aska, dem Steinzeitvolk, als
die Retter vor den Flugmonstern angekündigt worden. Doch der Kampf gegen
die Dämonen ist schwieriger als erwartet, denn nicht nur die Bestien
wollen ihnen ans Leder und zu allem Überfluss bekommen sie es zeitgleich
in der Gegenwart mit der Drogenpolizei zu tun...
Meinung:
Dieses Heft ist ein abwechslungsreicher Einzelroman, der nur ganz nebenbei
einen Roten Faden verfolgt. Die Idee mit den magischen Echos der
Dämonenjäger ist wirklich gut gewesen, wenn auch zu Beginn ein
wenig verwirrend.. Ebenso verwirrend wie der Einsatz des Zauberschwerts Gwayur.
Bei dem hat sich mir der Verdacht aufgedrängt, dass es nur des Titelbildes
wegen in die Handlung aufgenommen wurde oder weil es schon lange nicht mehr
zum Einsatz kam bzw. bald eine größere Rolle spielen wird und
zu diesem Zweck dem Leser ins Gedächtnis zurück gerufen werden
soll. Die titelgebenden Ungeheuer stellen zwar die größte Bedrohung
in diesem Heft dar, haben aber kaum Auftritte und entpuppen sich später
auch nicht als die wirklichen Übeltäter. Ein weiterer Beweis für
die Vielschichtigkeit der Serie, bei der nichts so ist, wie es auf den ersten
Blick scheint. Auch etwas Sozial- und Gesellschaftskritik wird von W.K. Giesa
angesprochen wenn die Flugdrachen Nicole treffend die Hinterlistigkeit der
Menschen vor Augen führen. Das Intermezzo mit der Drogenpolizei wirkt
zunächst sehr störend, ja geradezu belanglos, erhält aber
für den weiteren Verlauf der Serie eine ganz neue Bedeutung. Zugegeben,
die Handlung des Romans wird dabei etwas aus dem Zusammenhang gerissen. Der
Druck, unter dem Zamorra und Nicole stehen, wird dabei treffend wiedergegeben
, denn jeden Moment auf eine erneute Verletzung oder sogar den Tod aus dem
Unsichtbaren bzw. der Vergangenheit zu warten, zerrt ganz schön an den
Nerven. Der Plot der Geschichte ist äußerst originell, wenn auch
nicht völlig neu. Aber etwas vollkommen Neues zu erschaffen ist ja
mittlerweile fast unmöglich geworden. Auf alle Fälle ist dies ein
Roman, den zu lesen es sich wirklich lohnt, nicht nur für Zamorra-Fans.
Leider kann ich mich beim besten Willen nicht mehr daran entsinnen, dass
das Geheimnis gelöst wurde, weshalb die Steinzeitmenschen goldenen Schmuck
tragen.
4 von 5 möglichen Kreuzen:
Kommentare zum Cover:
Das Cover gehört bei Weitem nicht zu meinen Favoriten, dafür
entsprechen Zamorra und Nicole nämlich überhaupt nicht meinen
Vorstellungen. Allerdings wurden die Flugmonster ordentlich dargestellt.
Coverbewertung:
Rezension von
Wolfgang
Trubshaw:
Kurzbeschreibung:
Nach den Strapazen des letzten Hefts bleibt Gryf zur Erholung noch einigen
Tage in Tendyke's Home, wo ihm auch Zamorra und Nicole Gesellschaft
leisten. Bei einem Sonnenbad am Pool beginnen plötzlich seltsame Ereignisse
einzutreten, so ist etwa Zamorras Anzug ganz verdreckt, ohne dass er sich
erinnern könnte, diesen die letzten paar Tage überhaupt angehabt
zu haben. Aus dem Wandtresor Château Montagnes verschwindet
übergangslos das Schwert Gwayur, auch Nicoles Blaster und sogar das
Amulett sind von einem Moment auf den nächsten fort. Als dann noch aus
dem Blauen heraus Verletzungen an Zamorra auftreten, und seltsame "Erinnerungen"
dämmern, beginnen sie zu vermuten, dass sie gleichzeitig irgendwo anders
sein müssen, und dort in ziemlichen Schwierigkeiten stecken.
Die Peters-Zwillinge und Tendyke können keinerlei Gedanken von Zamorra
und Nicole mehr wahrnehmen, sprechen nur von einem in unserer echten Welt
verbliebem "Echo" der beiden, ja selbst die Regenbogenblumen können
Zammy und Nicole nichtmehr benutzen, weil auch diese gar nicht mehr wahrnehmen,
dass überhaupt jemand in ihrer Mitte steht und versetzt werden möchte.
Bald "erinnern" sie sich daran, dass in einer steinzeitlichen Welt (unklar
ob auf der Erde, oder anderswo) ein Geschichtenerzähler namens Bran
...
... seinem Stamm reißerische Prophezeiungen von Göttern, die Zammy
und Nicole entsprechen, und die zur Errettung des Stammes vor bösartigen
Flugsauriern kommen werden, erzählt. Besagter Bran holt die Essenz des
Heldenpärchens Kraft seiner Worte somit in seine Welt, wo stets genau
das geschieht, was er sich vorher in einer seiner Geschichten ausgedacht
hat. Werden Zamorra und Nicole anfangs noch unterwürfig von den
Steinzeitmenschen als Götter verehrt, haben sie sich schon bald den
Groll des Stammes zugezogen, weil Bran in Wirklichkeit ein doppeltes Spiel
spielt, und auch die Bedrohung der vermeintlich dämonischen Flugsaurier
gänzlich anders verstanden werden muss.
Zwischendurch stürmt auch ein übermütiger US-Marshal mit einem
Trupp Drogenfahndern Tendykes Haus, weil in der Aufarbeitung der Todesfälle
im letzten Heft einige Spuren ins Drogenmilieu geführt haben und Tendykes
Hubschrauber am Tatort gesehen worden war, aber unter Mithilfe von Sheriff
Bancroft lässt sich auch diese Unannehmlichkeit relativ flott leidlich
aufklären.
Meinung:
Ein Einzelband, der übersprungen werden kann. Die Steinzeitstory wirkt
eher seicht, aber die "Überblendungen" zwischen Brans Welt und der unseren
bei den Szenenwechseln im Heft sind sehr gelungen.
Der Vorfall mit den Drogenfahndern und speziell Tendykes Verhalten dabei
wirken auf mich doch eine Spur zu dick aufgetragen. In Wirklichkeit wäre
Tendyke sofort vom ganzen SWAT-Team mit Blei zugepumpt worden, bis er mausetot
wäre (er zwar halt nur vorübergehend, aber immerhin).
Am genialsten ist die Szene, als Tendyke sich entschließt, dem penetrant
lästigen Calderone Asmodis' Dienerwesen auf den Hals zu hetzen, und
Rob sich danach in den Spiegel schaut, der prompt zerspringt. Dafür
allein gibts das dritte Kreuz von mir, sonst wären's nämlich nur
Zwo-Komma-irgendwas Kreuze.
Besonderheiten:
- Robert Tendyke gerät durch juristische Nachwehen der Vorkommnisse
im letzten Heft und auch durch von Rico Calderone getürkte Beweise in
die unvorteilhafte Situation, plötzlich eine rufschädigende
Drogenfahnder-Razzia in seinem Anwesen zu haben. Schließlich reißt
ihm der Geduldsfaden betreffs Calderone und er bemüht zwielichtige
Beziehungen zu Höllenkreisen, die seinem Vater Asmodis noch Gefallen
schulden, somit auch ihm selbst als dessen Sohn, um eine Hetzjagd auf Calderone
zu starten.
3 von 5 möglichen Kreuzen:
Kommentare zum Cover:
Capdevillas Titelbild hat was. Zwar bin ich mit Gesicht und Haarfarbe von
Zamorra nicht ganz einverstanden, aber speziell die ganzen Pastelltöne
gefallen mir sehr gut. Die Szene kommt exakt so im Heft vor.
Coverbewertung: