Professor Zamorra Nr. 833: Verfluchte der See

Professor Zamorra Nr. 833: Verfluchte der See



Flackerndes Licht von schwarzen Kerzen erhellte die prunkvoll eingerichtete Schiffskabine. Im Bannkreis, der die exakte Mitte des Raumes einnahm, bewegte sich ein großer, gehörnter Teufel mit tückischen, roten Augen hin und her. Blanke Wut beherrschte den Dämon, weil er den perfekt angelegten Kreis trotz seiner Allmacht nicht verlassen konnte. "Ihr entlasst mich auf der Stelle oder Ihr werdet es bitter bereuen", drohte er. "Mein Wort darauf." Der Schwarzmagier lachte höhnisch. "Ein Pakt gegen Eure Freiheit, Herr der Hölle. Das ist es, was ich Euch anbiete. Schenkt mir zehntausend Jahre, dann könnt Ihr sofort gehen." Der Teufel lachte meckernd, während sein Groll ins Unermessliche stieg. "Seid Ihr toll, Kerl? Ich gewähre Euch dreitausend Jahre, keines mehr. Mehr steht nicht in meiner Macht." Der Schwarzmagier nickte zufrieden. "So sei es denn, Hoher Herr. Lasst uns den Pakt schließen." Als es vollbracht war, gab der Schwarzmagier dem Teufel die Freiheit zurück - und saß fortan in der Falle...


von Christian Schwarz, erschienen am 02.05.2006, Titelbild: Luis Royo

Rezension von Florian Hilleberg:


Kurzbeschreibung:
Das Jahr 1703; Hans der Hai, gefürchteter Pirat des norddeutschen Meeres, schließt einen Pakt mit Asmodis, um ewiges Leben zu erlangen. Der Höllenherrscher gewährt im dreitausend Jahre, rächt sich aber furchtbar an dem Piratenkapitän für dessen Frevel, dass er es wagte den Teufel zu erpressen. In Gestalt eines Leutnants erschoss Asmodis den Pirat während einer Schlacht. Bevor er starb verfluchte Hand der Hai das Schiff seiner Gegner. Auf ewig sollten sie verdammt sein niemals sterben zu können und jeden mit ins Verderben reißen, der versuchen würde den Fluch zu brechen. 303 Jahre später tauchen drei Studenten nach dem Wrack des Piratenseglers und beschwören damit das Grauen herauf, denn nicht das Schiff des Kaufmannes, welches den Piratensegler zerstörte, sondern die Fregatte von Hans dem Hai selbst, erscheint wieder mitsamt seiner Besatzung. Jasper Westerländer, ein alter Seebär mit der Gabe Übernatürliches vorauszusehen, informiert Professor Zamorra und Nicole Duval. Sehr bald schon kommt es auf hoher See zum ersten Kampf mit den Piraten. Entsetzt müssen die Dämonenjäger erkennen, dass weder Amulett, noch Dhyarra-Kristall und Blaster etwas gegen die Verfluchte Meute ausrichten können ...


Meinung:
Nein, dies ist nicht die übliche Verfluchten-Klamotte, wie man vielleicht annehmen mag. Dies ist auch nicht der Roman zu "Fluch der Karibik 2", dies ist einzig und allein der neue Zamorra-Roman von Christian Schwarz. Mit viel Liebe zum Detail kreierte der bekennende Zamorra-Fan und jetzige Mitautor eine verwegene Geschichte um einen Fluch, der sich so ganz anders darstellt, als gewohnt. Denn was passiert, wenn der Teufel persönlich verflucht wird? Wer diese Frage beantwortet haben möchte muss diesen Roman lesen. Mit den Charakteren Zamorra und Nicole geht Schwarz routiniert und sicher um, so dass die Handlungen und Aktionen durchaus glaubhaft sind, ebenso wie die kleinen Rededuelle zwischen den beiden Protagonisten. Auch die gewissenhafte Recherche beherrscht der Schriftsteller so gekonnt wie jeder Zamorra-Schreiberling. Weniger zufriedenstellend viel dagegen die Charakterisierung von Sid Amos alias Asmodis aus, der im vorliegenden Heft viel zu bösartig reagiert. Sicher, in der Vergangenheit ist das logisch, da er dort ja noch auf dem Höllenthron saß, aber in der Gegenwart wurde nicht ganz so skrupellos dargestellt wie hier. Aber vielleicht gehört das auch zum Konzept der Serie, wer weiß? Die Darstellung der Nebenfiguren gelang dem Autor, mit Ausnahme von Jasper Westerländer, auch nicht immer sehr gut. Die Studenten und die jungen Menschen auf der Jacht, welche von den Piraten gekapert wird, bleiben sehr oberflächlich und gewinne einfach keine rechte Tiefe. Die Vergewaltigung zweier Mädchen durch die Piraten ist sehr starker Tobak und sollte meiner Ansicht nach nicht mit so wenigen Sätzen abgehandelt werden, nur des Effektes willen. Die Grausamkeit der Piraten hätte man anders auch darstellen können. Allerdings gelang Christian Schwarz mit der Namensgebung der beiden Mädchen ein sehr guter Gag, denn die beiden heißen Gina Schaffrath und Michaela Wild; vertauscht man Vor- oder Nachnamen erhält man den Namen der berühmten Ex-Pornodarstellerin Michaela Schaffrath alias Gina Wild. Das Finale ist überraschend und birgt auch kleine Andeutungen in Bezug auf die nähere Zukunft. Man darf gespannt sein, was Asmodis mit Zamorra noch vorhat. Nicoles verbale Spitzen gegen den ehemaligen Fürsten der Finsternis nerven allerdings schon nach kurzer Zeit, da sie einfach zu plump durchgeführt werden. Unter dem Strich erwartet den Leser ein gelungenes, abwechslungsreiches Zamorra-Abenteuer mit kleinen Schwächen.


Besonderheiten:
Asmodis bezeichnet Zamorra als seinen Schützling und offenbart ihm in naher Zukunft seine Hilfe zu benötigen.


3 von 5 möglichen Kreuzen:
3 Kreuze


Kommentare zum Cover:
Der Wikinger-Kahn mit der Amazone an Bord passt nicht wirklich zum Inhalt; vom Stil her lässt sich das Titelbild aber sehen, auch wenn es ein wenig körnig wirkt und direkt von einer Leinwand abfotografiert worden zu sein scheint.


Coverbewertung:
2 Kreuze
Rezension von Tom:


Kurzbeschreibung:
Nordfriesische Inseln 1703:
Der Piratenkapitän Johan Redlef Vollquarsen, auch "Hans der Hai" genannt, hatte Asmodis gefangen genommen, dem er 3000 Jahre Leben abgehandelt hat. Mit dieser "Unsterblichkeit" und der Kunst in der Schwarzen Magie, plündert "Hans der Hai" zusammen mit seinen Mannen Handelsschiffe. Als sie gerade ein Schiff angreifen, werden sie von ihren Gegnern gerammt. Auf diesem Handelsschiff befindet sich ein Mann namens August Modiesen. Dieser unheimliche Geselle, befielt die Tötung der Piraten. Doch "Hans der Hai" verflucht das Handelsschiff. In der Gegenwart wollen die 3 Studenten JJ, Antje und Roger das versunkene Piratenschiff, das auf den schönen Namen "Dumme Kuh von Skallingen" hört, suchen und können es bei einem Tauchgang sogar finden. Sie stehlen eine Planke des Schiffes. Als sie auftauchen, sieht Antje plötzlich eine unheimliche Gestalt, die aber plötzlich wieder verschwindet und beim zweiten Tauchgang am nächsten Tag ist das Schiff plötzlich spurlos verschwunden. Professor Zamorra erfährt davon von einem gewissen Jasper Westerländer. Der alte Friese, der früher auf dem Schiff MS ULYSSES gearbeitet hat, hat ein Gespräch zwischen den drei Studenten belauscht. Zamorra und Nicole reisen vor Ort und erfahren von einem Toten, der im Meer gefunden wurde. Dieser Tote war mit drei Freunden auf einer Yacht unterwegs, die in der Nacht von den Piraten der "Dummen Kuh" geentert wurde. Die beiden Mädls auf der Yacht wurden auf das Piratenschiff verschleppt. Die drei Studenten machen sich auf die Suche nach dem Schiff und werden plötzlich selber von den Piraten gefangen genommen. Zamorra und Nicole können ebenfalls das Schiff entdecken und geraten in die Gefangenschaft, nachdem JJ getötet und die beiden anderen entkommen sind. Antje und Roger sollen Jasper Westerländer um Hilfe beten, der Gryf informieren soll. Doch einige Piraten folgen ihnen und töten Roger. Als sie im Begriff sind auch Antje zu töten, erscheint plötzlich wieder diese unheimliche Gestalt und rettet Antje. Dabei handelt es sich um niemand anderes als Asmodis persönlich. Antje kann zu Westerländer fliehen, aber beide werden von den Piraten getötet. Unterdessen befinden sich Zamorra, Nicole und die beiden Mädchen noch auf dem Piratenschiff. Keine von ihren Waffen scheint die Piraten auch nur ansatzweise zu verletzen. Zamorra ist verzweifelt, weil er nicht weiß, wie er diese Piraten vernichten kann. Als "Hans der Hai" den Befehl gibt, Zamorra und Nicole zu töten, erscheint Asmodis. Und plötzlich scheint die ganze Geschichte einen komplett anderen Sinn zu ergeben...


Meinung:
Diese Geschichte gefiel mir recht gut. Ich bin ja ein Fan von Geisterschiff-Storys. Und diese hier wurde ganz einfach wunderbar aufs Papier gebracht. Als am Ende Asmodis plötzlich auftaucht, erfährt man eine ganz andere Breitseite dieser Geschichte, und lässt alles ganz anders im Licht erscheinen. Die Geschichte ist wirklich sehr gut durchdacht, wenn am Ende Asmodis seine Version des ganzen erzählt. Aber davon möchte ich nichts verraten. Ich für meinen Teil würde diesen Roman echt weiterempfehlen. 4 Kreuze hat er von meiner Seite aus verdient.


4 von 5 möglichen Kreuzen:
4 Kreuze


Kommentare zum Cover:
Die Szene hat zwar nix mit dem Roman zu tun, außer das man da ein Schiff sieht, gefällt mir aber trotzdem recht gut.


Coverbewertung:
3 Kreuze

Zusatzhinweise zu dem Cover kommen von Michael Schick:
Fast das gleiche Motiv wie auf dem Professor Zamorra Roman Nr. 833 wurde auch schon seitenverkehrt auch dem Cover des spanischen Comic-Magazins CIMOC Nr. 74 verwendet. Eine archaische Kriegerin steht auf dem Deck eines Wkinger-Drachenboots, während im Hintergrund eine brennende Insel zu sehen ist. Der geschnitzte Drachenkopf ist sogar 1:1 identisch, die Kriegerin sieht auf beiden Bildern dagegen ganz anders aus:

Cimoc Nr. 74


Das gleiche gilt auch für das Cover des schwedischen Comic-Magazins TUNG METALL Nr. 7 (1990), auf welchem dieses Motiv noch einmal abgebildet war:

TUNG METALL Nr. 7 (1990)