Professor Zamorra Nr. 885: Die Kralle des Jaguars

Professor Zamorra Nr. 885: Die Kralle des Jaguars


Auszug aus dem Tagebuch von Connor McArdbeg Puerto Cortes, Honduras, 7. Juli 1837
Ich habe noch nicht das Gefühl, in Sicherheit zu sein. In einem Hafen zwar, weit weg von Copán, aber längst nicht weit genug. Doch ich danke Gott selbst für diese kurze Entfernung. Hier in Puerto Cortés kennt mich niemand, und so muss ich auch nicht erklären, warum ich allein in dieser düsteren Hafenschänke sitze und mein Cachaca mit niemandem teile. Ich könnte es auch nur sehr unzureichend. Was ist nur passiert? Wäre ich bloß wieder in Blairgomrie. Um diese Jahreszeit ist das Hochland kühl und frisch... und hier an der Golfküste ist es heiß. Die Luft ist so schwül, dass sie greifbar wirkt. Kein Lufthauch geht, nichts scheint sich je zu bewegen, dennoch ist alles von einer wuchernden, erstickenden Fruchtbarkeit. Ich kann kaum einen klaren Gedanken fassen. Was hat mich nur dazu getrieben, hierher zu kommen?


von Simon Borner, erschienen am 29.04.2008, Titelbild: Arndt Drechsler

Rezension von Wolfgang Trubshaw:


Kurzbeschreibung:
Zamorra und Nicole sind in Mexiko, um an einer Tagung teilzunehmen. Dort bekommen sie von einem Kollegen ein altes Tagebuch zugesteckt, in welchem ein schottischer Forscher aus dem 19. Jahrhundert seine schrecklichen Erlebnisse in der Maya-Stätte Copán niederschrieb.
Das Team begibt sich zwecks Nachforschung nach Honduras, wo Zamorra sich in einen Voodoo-Zirkel einschmuggelt. Die Voodoo-Priesterin ist eine Wiedergängerin, die mit einem Maya-Jaguargeist im Bunde steht, die schon dem schottischen Forscher das Leben schwergemacht hatte und nun auch Zammy und Nicole an den Kragen will.
In letztem Moment kommt in Gestalt eines jungen Expeditionsteilnehmers, der sich als moderner Maya-Priester entpuppt, die Errettung.


Meinung:
Der erste Roman des neuen Zamorra-Autors Simon Borner nimmt für mich leider mit zunehmender Dauer stetig ab, von 2-3 Kreuzen fürs erste Drittel, über 1-2 Kreuzen fürs zweite, hin bis zu 0-1 Kreuzen fürs Enddrittel, das wenigstens mit einem gelungenen (siehe Cover von Band 850) Pierce-Brosnan-Gag leidlich versöhnlich ausklingt.
Das Heft nimmt als Einzelband keinerlei konkreten Bezug zu serienrelevanten Themen, was mich an sich nicht wirklich stört. Leider wirkt für mich aber auch Zamorra nicht wiedererkennbar, zu generisch und auch irgendwie antiquiert, fast wie ein Protagonist aus alten Gespenster-Krimis, der sich obendrein mit all seiner einschlägigen Erfahrung bei der Voodoo-Zeremonie nicht so kindlich staunend geben würde.
Leider nehmen die verschiedenen "Takes" der Figur des Professors, die in der jüngsten Vergangenheit in der Serie auftauchten, der früher so unverkennbaren Figur des Professors sämtliche Einzigartigkeit und ersetzen sie mit generischer Verschwommenheit. Spät-Giesas Dirty-Zammy hier, Krämers Alibi-Zammy dort, Gastautoren Unverbindlich-Professor dazwischen. Borners Interpretation reiht sich hier in diese traurige Tendenz ein.
Die Story selbst wird fast beiläufig erzählt, nur um am Ende tolldreist auszuarten. Anfangs sind es noch die Passagen aus dem Tagebuch, die Stimmung erzeugen, aber sobald diese enden, endet auch die Stimmung. Die Verquickung der alten Maya-Kulte in Copán mit Voodoo (der erst mindestens 500 Jahre nach Aufgabe Copáns in die neue Welt gelangte) wird trotz der sonst auffällig dargereichten Recherche nie wirklich erklärt und macht für mich daher auch keinen Sinn.
Guten Willen braucht man ebenfalls, sonst versteht man nämlich nicht, weshalb weder Zammy noch Nicole (die beide das Tagebuch gelesen haben) die Voodoo-Mutter als die aus dem Tagebuch identifizieren können, oder aufgrund ihres exotischen Haustiers eigentlich erkennen sollten, zumindest stutzig werden müssten.
Das Ende mit dem jungen Maya-Priester Elian, der bis dahin eigentlich nur blasse Nebenfigur ist, weiß mich leider auch nicht zu überzeugen.
Sorry. Netter Versuch, aber mehr nicht. Bekkers Debüt-Heft um den Affengott hat mir wesentlich mehr zugesagt. Der Co-Autor des Cluanie-Vampirbandes ebenso.


Besonderheiten:
Erster Roman von Simon Borner für Professor Zamorra.
Erster Auftritt des jungen Maya-Priesters Elian Rodrigo


1 von 5 möglichen Kreuzen:
1 Kreuz


Kommentare zum Cover:
Arndt Drechsler liefert hier ein solides Bild ab, das mich doch irgendwie an Lonati erinnert, was nicht das Schlechteste ist, das ein Bild tun kann. Die Maya-Stätte Copán und auch die kristalline Grobkörnigkeit des dort verbauten Vulkangesteins (vorne rechts im Bild) sind authentisch dargestellt.
Farbtonal vielleicht eine Spur zu eng gehalten, und das Leuchten der Jaguaraugen etwas überzogen dargestellt, aber trotz allem ein sehr ordentliches Cover!


Coverbewertung:
4 Kreuze

Rezension von Tom:


Kurzbeschreibung:
In Mexiko wird Zamorra von einem Kollegen gebeten ein altes Tagebuch zu lesen, in dem steht, das der Schreiber, ein Forscher namens Connor McArdbeg, ein unheimliches Erlebnis in der alten Maya-Stadt Copan hatte. Zamorra, Nicole und der Kollege versuchen dem Geheimnis auf die Spur zu kommen und werden mit einer Voodoo-Priesterin konfrontiert, der sie leichtgläubig in die Falle gehen...


Meinung:
Wie man aus meiner kurzen Beschreibung erkennen kann, war der Roman nicht gerade ein Meisterstück. Die Story war eher langweilig und uninteressant. Dabei hätte die Thematik sehr interessant werden können. Der neue Autor Simon Borner schafft es gekonnt uns Lesern einen ganz neuen Zamorra zu präsentieren, der so gar nicht viel mit dem Zamorra zu tun hat, den wir bisher kennen und wirkt meines Erachtens nach total fremd. Das Thema war gut, die Umsetzung leider misslungen. Mit seinem ersten Roman hat Borner bei mir leider einen schlechten Eindruck hinterlassen. Ich kann nur hoffen, das es künftig besser wird. In diesem Sinne: 1 Kreuz.


1 von 5 möglichen Kreuzen:
1 Kreuz


Kommentare zum Cover:
Im Gegensatz zum Inhalt des Romans gefällt mir das Cover sehr gut. 4 Kreuze.


Coverbewertung:
4 Kreuze