Ron Kelly Nr. 22: Die fliegende Piraten-Dschunke
Ron Kelly Nr. 22: Die fliegende Piraten-Dschunke


Die ganze Familie schlief. Jana Cheng, Dave und Wang, ihre beiden Brüder, sowie der alte Vater teilten sich die enge Kabine des kleinen Bootes, das auf dem leicht bewegten Wasser in Richtung Bucht glitt. Der Sampan, wie die Wohnboote in der Bucht von Hongkong hießen, in denen Tausende von Menschen auf engstem Raum ihr Dasein fristeten, war verhältnismäßig gut in Schuß und sogar mit einem Außenbordmotor ausgestattet, der den Chengs die Möglichkeit bot, sogar bis zur Insel Kowloon hinauszufahren, wo sie bei einer Sammelstelle selbstgefertigte Waren ablieferten.Gesteuert wurde das Boot von Li. Der dreiunddreißigjährige Chinese war der Freund der schönen Jana und lebte seit einiger Zeit mit auf dem Boot. Li war der erste, der es sah. Der sternenklare Himmel über ihm verdunkelte sich, als würde plötzlich ein schwarzer Schleier zwischen ihn und dem Beobachter gezogen. Der "Schleier" war massiv, nahm sein Blickfeld ein und hatte die Form einer riesigen, plumpen Dschunke, die mit gehißtem Hauptsegel auf ihn zukam. Aber nicht auf dem Wasser - sondern durch die Luft! Die massige Dschunke bewegte sich rasend schnell und vollkommen lautlos. Nicht mal der Wind war zu hören, der das Segel blähte. Li sprang auf. Seine Augen weiteten sich vor Entsetzen, als er sah, daß mehrere wild aussehende Gestalten an der Reling auftauchten.


von Dan Shocker, erschienen  am 22.07.1986, Titelbild: R.S. Lonati