Silber-Grusel-Krimi Nr. 68 (NA): Der Unheimliche aus dem Sarkophag
Silber-Grusel-Krimi Nr. 68 (NA): Der Unheimliche aus dem Sarkophag


"Sie wird sterben", flüsterte man sich im Palast zu. Nafri, die schöne Tochter des Pharaos, lag seit Tagen im Fieber. Die Ärzte konnten ihr nicht helfen, die Gebete der Priester blieben unerhört. Nafri war dreiundzwanzig Jahre alt. Jeder am Nil kannte sie. Sie war zart und schön wie eine Blume. Man sagte, daß sie einer Göttin glich. Nafri war schon immer von zarter Gesundheit gewesen. Nun lag sie im Sterben. Das Zimmer mit dem kostbaren Bett war abgedunkelt, schwere Vorhänge wiesen Licht und Sonne zurück. Der Atem des Todes schwebte durch die Hallen und Gänge des Palastes. Man unterhielt sich nur flüsternd oder schwieg und warf sich nur vielsagende Blicke zu. Wie war es zu der Krankheit gekommen? Niemand wußte eine Erklärung dafür. Das Fieber hatte plötzlich und stark eingesetzt. Eine gewöhnliche Infektion schlossen die Ärzte aus. Hatte Nafri sich den Unmut der Götter zugezogen? Dann kam plötzlich das Gerücht auf. Es verbreitete sich in Windeseile. Jedermann im Palast hatte es geahnt, doch niemand hatte zunächst gewagt. die Dinge beim Namen zu nennen.


von Dan Shocker, erschienen am 02.03.1976, Titelbild: R.S. Lonati

Rezension von Bloemsemann:


Kurzbeschreibung:
Im alten Ägypten kommt es zu einigen schwerwiegenden Ereignissen, die erst viertausend Jahre später ihre grausigen Folgen haben sollen. Der ausgestoßene Hohepriester Ak-Hom hat sich mit der grausamen Gottheit Orus verbündet. Er benutzt seine Macht, um Nafri, die Tochter des Pharaos für sich gewinnen - sie erliegt einer seltsamen Krankheit, und der verräterische Priester schleicht sich als angeblicher Wunderheiler an ihrer Totenstätte ein. Sein Plan ist es, die Seele und den Körper Nafris in späterer Zukunft zu erwecken und an sich zu binden. Dasselbe will er auch mit sich selbst in die Tat umsetzen. Dennoch wird Ak-Hom von einem anderen Hohepriester enttarnt und schließlich von der Wache des Pharaos getötet. Leider wird der Leichnam Ak-Homs gestohlen, bevor man den Fluch, mit dem er sich selbst belegt hat, abwenden kann. In der Tat erwacht die Mumie Ak-Homs viertausend Jahre später zu einem unseligen Leben, nachdem sein verschollener Sarkophag über mehrere Umwege schließlich in Paris gelandet ist. Auch der Sarkophag mit der Mumie Nafris befindet sich mittlerweile in Paris. Der Sammler Jean Mercier hat ihn erworben und führt zusammen mit einem Kumpanen einige sehr ominöse Zellversuche an der Mumie durch. Er will die wahre Nafri wieder zu blühendem Leben erwecken. Der wiedererwachte Ak-Hom macht den beiden aber einen blutigen Strich durch die Rechnung. Brutal mordend zieht die widerlich entstellte Mumie durch die Pariser Viertel und holt die ebenso verweste Leiche seiner Geliebten zurück. Um dem ganzen die Krone aufzusetzen verwandelt sich Ak-Hom mit der verstreichenden Zeit zusehends in den grausamen achtarmigen Gott Orus. Larry und Morna sind mittlerweile auch in Paris eingetroffen und gehen den scheußlichen Morden nach. Mehr und mehr decken sie ein Teilchen nach dem anderen auf und stoßen schließlich auf die wahren Hintergründen dieser Taten. Dabei müssen sie sich aber noch mit einigen alten ägyptischen Aufzeichnungen, wüsten Experimenten und mehreren Leichen herumschlagen, bis sie am Ende dem unheimlichen Mörder selbst gegenüber stehen ...


Meinung:
Ein wirklich gelungenes Abenteuer mit Larry Brent. Schon auf den ersten beiden Seiten war ich in der Handlung gefangen, und ich hatte schon das Gefühl, dass sich hier Großartiges aufbaut. Die Spannung sackt nie wirklich ab, sondern hält den Leser bei der Stange, bis es dann ohne Schwächen zur Vernichtung Ak-Homs kommt. Das war mein einziger Knackpunkt: Die beiden Mumien sind mir etwas zu schnell und zu einfach vernichtet worden, da hätte DS vielleicht noch einen kleinen Gimmick einbauen können, denn so eine Gottheit sollte schon mehr aushalten können als den obligatorische Smith&Wesson-Laserstrahl, auch wenn sie sich nur in einer verrotteten Mumie zeigt. Die Morde werden sehr äußerst brutal geschildert, da kennt DS keine Gnade, der Ekelfaktor wurde in dieser Geschichte sehr hoch gehandelt. Eine junge Frau, die sich mit einer verwesten Mumie bespaßt, und das gnadenlose Gemetzel Ak-Homs, der sein Opfer buchstäblich auseinander nimmt. Aber auch die dichte Atmosphäre lässt nichts zu wünschen übrig - ein rundum gelungenes Werk ...


5 von 5 möglichen Kreuzen:
5 Kreuze


Kommentare zum Cover:

Hier sehen wir eine kleinere Seltenheit, die aber nicht einmalig auf den Larry Brent-Covern ist - so eine Art Mini-Comic. Dargestellt wird die Auferstehung Ak-Homs im Keller des alten Pariser Hauses. Auf dem Sarkophag-Deckel das Abbild der Gottheit Orus´ , wobei ich mir dessen Aussehen etwas gruseliger vorgestellt habe, als das eines achtarmigen Kastenteufels mit einem Schniedelwutz ... Dafür ist die Mumie prima getroffen und die Stimmung stimmt


Coverbewertung:
4 Kreuze
Rezension von Florian Hilleberg:


Kurzbeschreibung:
Im alten Ägypten stirbt die Pharaonen-Tochter Nafri auf unerklärliche Weise. Der Hohepriester Ka-Chem vermutet, dass der verstoßene Priester Ak-Hom hinter diesem Anschlag steckt. Ak-Hom dient dem Dämonengott Orus und schafft es in der Verkleidung eines Wunderheilers den Leichnam Nafris zu präparieren. Bevor der verstoßene Priester sein Werk vollenden kann stürmen Ka-Chem und die Soldaten die Leichenkammer. Ak-Hom wird getötet, doch sein Leichnam verschwindet bald darauf spurlos. Viertausend Jahre später tauchen die Sarkophage Nafris und Ak-Homs in Paris wieder auf, wohin sie auf Umwegen gelangt sind. Die Magie des Dämons Orus hat dafür gesorgt, dass die Mumien der beiden Liebenden zusammen am Ort ihrer Wiederkehr eintrafen. Doch während Nafris Mumie dem ehrgeizigen Ägyptologen Jean Mercier als Forschungsobjekt dient, mit dem er einen Klon der Pharaonen-Tochter erschafft, verbleibt der Sarkophag Ak-Homs im Keller eines leerstehenden Hauses. Die Kunststudentin Mireille findet die Mumie und befreit sie unwissentlich zusammen mit ihrem Freund Claude, der dem wiedergekehrten Ak-Hom sogleich als Opfer dient. Fortan ist Ak-Hom auf der Suche nach Nafri und zieht eine blutige Spur durch Paris. Und mit jedem Opfer verwandelt sich die Mumie Ak-Homs mehr und mehr in den grässlichen, achtarmigen Dämonengott Orus. Kommissar Marcel Tolbiac wird bei seinen Ermittlungen von den beiden Top-Agenten der PSA unterstützt: Larry Brent und Morna Ulbrandson ...


Meinung:
Einmal mehr nimmt einer der unheimlichen Fälle der PSA in tiefer Vergangenheit ihren Anfang. Der Rückblick wird sehr plastisch geschildert. Der gegenwärtige Schauplatz Paris ist für einen Roman mit ägyptischem Einschlag sehr ungewöhnlich, funktioniert aber hervorragend. Die Handlung fußt auf Magie und wird durch das Wirken eines echten Dämons erklärt, nicht wie so oft mit einem pseudowissenschaftlichen Hintergrund. So ganz konnte der Autor aber das fabulieren in jene Richtung aber nicht sein lassen und erschuf die Nebenhandlung um den Klon Nafris. Ein Aspekt, der für die eigentliche Geschichte eher unbedeutend ist und wohl dazu dienen sollte, das Element des Rätselhaften zu verstärken. Dan Shocker hat mit diesem Roman keine "gewöhnliche" Geschichte um eine zum Leben erweckte Mumie geschaffen, sondern darüber hinaus einen Gruselkrimi mit einem Hauch Wahnsinn. Die geistige Abhängigkeit Mireilles von dem wiedererweckten Leichnam Ak-Homs wurde gekonnt in Szene gesetzt. Während Außenstehende in der Mumie das sehen, was sie wirklich ist, nämlich eine ausgetrocknete, schaurig anzusehende Hülle, so sieht die hypnotisierte Mireille einen attraktiven Mann, mit dem sie sogar das Bett teilt. Auch wenn der sexuelle Akt nicht direkt beschrieben oder erwähnt wird, schwingt dennoch eine offensichtlich erotische Spannung zwischen der jungen Kunststudentin und der Mumie mit. Die Andeutung der Nekrophilie erzeugt beim Leser eine Gänsehaut ohne die Grenze des Erträglichen zu überschreiten. Die Morde Ak-Homs fallen sehr drastisch aus, werden in letzter Konsequenz aber einmal mehr der Fantasie des Lesers überlassen. Dan Shocker schafft es auf einmalige Weise einen kurzweiligen und spannenden Grusel-Krimi zu fabrizieren, in dem der sympathische Kommissar Marcel Tolbiac erneut einen Auftritt hat, den der Leser bereits aus dem Roman "Im Würgegriff des Nachtmahrs" kennt.


4 von 5 möglichen Kreuzen:
4 Kreuze


Kommentare zum Cover:

Das Titelbild zeigt, wie die Mumie Ak-Homs zum Leben erwacht. Auf der Innenseite des Sarkophagdeckels ist deutlich die Darstellung des Dämons Orus zu sehen. Das angstverzerrte Antlitz der Frau wirkt dagegen eher deplaziert und durch die unnatürliche Größe störend.


Coverbewertung:
2 Kreuze

Ein Zusatzhinweis zu dem Cover kommt von Michael Schick:
Das Titelbild dieses Silber-Grusel-Krimis wurde auch noch für den Silber-Grusel-Krimi Nr. 222 "Die Monsterküche des Dr. M." von Bob Fisher verwendet:

Silber-Grusel-Krimi Nr. 222: Die Monsterküche des Dr. M.