Silber-Grusel Krimi Nr. 88: Aufstand der Mutanten
Silber-Grusel Krimi Nr. 88: Aufstand der Mutanten


Forscherdrang, der in Besessenheit ausartet, steuert unweigerlich auf eine Katastrophe zu. Doch selbst als Menschen sterben müssen, weil seine Schöpfung ihm über den Kopf gewachsen ist, will Dr. Y das Scheitern seines ehrgeizigen Unternehmens nicht eingestehen. Er glaubt, weiterhin uneingeschränkte Macht auf die von ihm gezüchteten Mutanten ausüben zu können, allen Warnungen und Alarmzeichen zum Trotz. Doch er hat etwas übersehen, das Menschen und Tiere gleichermaßen beherrscht, sie zu Rebellen, Aufrührern oder sogar zu zähnefletschenden Bestien macht: der ungestüme Drang zur Freiheit im allgemeinen und zum anderen Geschlecht im besonderen...


von Robert F. Atkinson, erschienen am 08.04.1975, Titelbild: ???

Rezension von Wolfgang Trubshaw:


Kurzbeschreibung:
Doktor Gillesbee Yawmouth, genannt "Dr Y", ist Wissenschafter im Bereich Gentechnik und baut sich über zehn Jahre lang eine geheime Forschungseinrichtung in England auf, wo unter dem Deckmantel der Krebsforschung in Wahrheit halbintelligente Mensch/Affen-Hybride herangezüchtet werden, die im Heft "Hombies" genannt werden. Zwar sind Dr. Y's Absichten keine bösen (er will diese Mutanten als Arbeitskräfte für die Menschheit einsetzen), aber durch seine Besessenheit verliert er zusehends Kontakt mit der Realität, und als zuerst eine der fehlgeschlagenen Mutationen und darauf sogar ein gelungener Hombie entkommen können, richten diese in der Umgebung so viel Chaos an, dass New Scotland Yard's Ghost Squad auf den Fall aufmerksam wird...


Meinung:
Einer der frühen Romane, deren Gruselstimmung noch durch das Bemühen abartiger Experimente zu erreichen versucht wird. Der Roman ist für einen Heftroman erstaunlich komplex strukturiert, mit einer ohne Peinlichkeit lesbaren Beinahe-Vergewaltigung einer Frau durch einen entlaufenen Hombie als recht heftige Einleitung, gefolgt von paralleler Erzählweise unterschiedlicher Handlungsfäden und mehreren teils überlappenden Rückblenden aus unterschiedlicher Sicht, aber alles ohne verwirrend zu sein. Und bis Seite 37, wo die Passage des Vergewaltigungsversuchs aus Hombie-Sicht endet, hat man eine sehr gute Vorstellung von diesen Mutanten und ihren Empfindungen und Gedanken. Man muss bei Lektüre dieses Romans jegliches wissenschaftliche oder sonstige Hinterfragen abstellen, da man das Heft sonst früher oder später mit den eigenen Lachtränen durchtränkt, etwa durch den Umstand, dass ein vom Wärter vergessenes Pornoheft die (durchwegs männlichen) Mutanten erst über ihren eigenen Sexualtrieb stolpern lässt. Gelingt einem das Aufbringen von genügend suspension of disbelief allerdings - und immerhin handelt es sich ja um einen Gruselroman, keine Science Fiction, also wen schert hanebüchene Pseudo-Wissenschaft schon? - bekommt man einen sehr emotional zu lesenden Roman präsentiert, in welchem für mich die Hombies eigentlich die tragischen Helden der Erzählung sind. Ob das wirklich auch damals vom Autor so beabsichtigt war, oder ob sich der Zeitgeist dahingehend in 35 Jahren einfach zu sehr verändert hat, weiß ich nicht. Es bleibt ein teils derber Roman, der aber gut geschrieben daherkommt, ein recht hartes Ende findet, aber leider auch ein etwas überschnelles - es ist dem Autor am Ende überdeutlich der Platz ausgegangen. Trotz der Betagtheit des Heftes wirkt der Roman auch heute noch frisch, auch sämtliche Technik wird oberflächlich genug beschrieben, um auch heute noch glaubhaft genug zu wirken. Einzig die Personenbeschreibung "Er trug eine Schirmmütze, eine buntkarierte Jagdjacke und Knickerbocker." verrät so richtig die Entstehungszeit, und lässt eher altes Edgar Wallace Film-Feeling aufkommen. Aber das stört ja eigentlich auch nicht, oder?


Besonderheiten:
- 11. NEBELGEISTER-Roman um Inspektor John McAllister und sein Team der Ghost Squad.
- Hirnriss auf Seite 57, als Gaby O'Connors ihrem Chef die Bezeichnung "Hombie" mit den Worten "Vermutlich eine aus Homo Sapiens und Monkie zusammengesetzte Bezeichnung." zu erklären versucht.


3 von 5 möglichen Kreuzen:
3 Kreuze


Kommentare zum Cover:
Dem Autor dürfte das Bild bereits vor Verfassen des Romans vorgelegen haben. Dargestellt ist M-48, der gleich zu Beginn ausbrechende Hombie. Im Heft werden die Hombies zwar als noch etwas behaarter beschrieben, aber ich finde das Cover ganz in Ordnung.


Coverbewertung:
2 Kreuze