Silber-Grusel-Krimi Nr. 229: Die gelben Dämonen kommen
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Die Zweige peitschten dem Mann das Gesicht, Kratzspuren machten ihm zu schaffen,
in seinem Rücken drohte Gefahr. Er hörte die Schritte, die unaufhaltsam
näherkamen. Gleich mußte der Verfolger ihn erreicht haben. Er
hatte ihm nie getraut und damit gerechnet, daß er ihn betrog. Doch,
daß er ihm aus Habgier nach dem Leben trachtete, war für ihn neu
und überraschend zugleich. Fest preßte er die etwa einen Fuß
hohe Figur an die Brust, als könnte sie ihn beschützen. Der Pfad
wurde immer schlechter. Das Wasser quoll aus dem Boden und machte das Laufen
zur Tortur. Wie zähflüssiger Leim bremste es seine Schritte. Der
Mann hinter ihm war schlanker und leichter. Er wurde durch den Sumpf weniger
behindert. Deshalb war es nur noch eine Frage von Minuten, bis er ihn eingeholt
hatte. Wenig später tauchte der andere auf. Er hatte einen verschlagenen
Gesichtsausdruck. Als er den Flüchtigen entdeckte, blieb er lauernd
stehen. Wie eine Hyäne beobachtete er sein Opfer. Offensichtlich hielt
er eine Falle für möglich. »Gib auf!« schrie er keuchend.
»Du kommst hier nicht heraus.«
von Wolfgang Rahn, erschienen am 06.02.1979, Titelbild: ???
Rezension von
Wondina:
Kurzbeschreibung:
Der junge Engländer Samuel Reynolds und sein deutscher Freund Claus
Kayser sind nach Paraguay gereist um dort nach Samuels Onkel zu forschen,
einem Professor für Völkerkunde, dessen Spur sich während
einer Expedition verlor. In einem winzigen Nest am Rande des Dschungels versuchen
die beiden ein Team für die Suche zusammenzustellen. Die Einheimischen
meiden jedoch den Dschungel wegen sogenannter "gelber Dämonen", die
dort herrschen und angeblich jeden verschwinden lassen, der ihr Territorium
betritt. Nach einigen Verwicklungen und sogar Todesfällen brechen Samuel
und Claus zusammen mit dem Besitzer der einzigen Kneipe des Ortes in den
Dschungel auf, verfolgt von zwei Polizisten und einem Freudenmädchen.
Schon bald treffen sie auf die Dämonen und geraten in deren unterirdisches
Reich. Dort finden sie nicht nur Samuels Onkel, sondern auch den Vater des
Kneipenwirtes. Beide stehen als lebende Tote unter der Macht goldener Statuen,
den "gelben Dämonen", die unfassbare Schätze bewachen. Auch die
drei Eindringlinge sollen nun deren Reich nicht mehr verlassen
dürfen.
Meinung:
Der Autor dieses Romanes, Wolfgang Rahn, schrieb zunächst wie sein Kollege
Theodor Dombrowski unter dem Zauberkreis-Verlagspseudonym Marcos Mongo (auf
so einen Namen muss man erst mal kommen), später dann unter dem nicht
weniger exotischen eigenen Pseudonym Mortimer Mortmain. Exotisch geht es
auch in diesem Heft zu, eigentlich hat man es hier eher mit einer Simpel-Version
eines fantastischen Abenteuerromanes a la Edgar Rice Burroughs zu tun als
mit einem Gruselroman. Zumindest gruselig ist er ganz bestimmt nicht. Die
lebenden Goldstatuen und ihr unterirdisches Reich werden von Rahn ganz
märchenhaft geschildert, während die erste Hälfte des Heftes
noch als leidlich realistische Abenteuerstory durchgeht. Langweilig wird
es zwar nie, dafür achtet Rahn zu sehr auf zügiges Tempo, aber
wer sich diesen Silber-Grusel-Krimi damals zum Gruseln gekauft hat, wird
sich gefragt haben: was war denn das jetzt?
3 von 5 möglichen Kreuzen:
Kommentare zum Cover:
Mal wieder ein Agenturbild, vermutlich spanischer Herkunft. Wie so oft
skizzenhaft elegant, aber bis auf die gelben Schemen gibt es keine
Übereinstimmungen mit der Romanhandlung. Der spielt nun mal im Dschungel
und nicht im All, und die Barbarella-artige Dame kommt auch nicht vor.
Dafür kann der begabte Zeichner natürlich nichts, deshalb gibt
es trotzdem 3 Kreuze.
Coverbewertung: