Die Flamme der Öllampe brannte schwach. Auf dem breiten Kastenbett lag
ein hagerer Mann mit geschlossenen Augen. Sein Mund war aufgerissen. Er rang
nach Luft. Neben dem Bett stand eine knochige Frau und betrachtete
ungerührt den Kranken. Das ging der kleinen rundlichen Magd nicht in
den Kopf. Sie drehte sich abrupt um und riß das Fenster auf. Mit drei
Schritten war die Frau bei ihr und schlug das Fenster wieder zu. Willst
du ihn töten?« schrie sie. »Aber er erstickt«, flehte
die Junge. »Soll ich nicht Doktor Gutfried holen?« »Damit
er ihn umbringt?« fauchte die Frau. »Scher dich in die Küche
Mach die Kräuter zurecht!« Die Magd entfernte sich und ließ
die Tür hinter sich offen stehen. Die Frau sah ihr nach. Dann holte
sie langsam aus dem viereckigen Halsausschnitt einen winzigen Lederbeutel,
öffnete ihn und führte ihn zur Nase. Sie zog den Duft ein und war
zufrieden. Den geschlossenen Beutel nahm sie in die linke Hand, die sie zur
Faust schloß. Sie sah durch die Tür, daß die Magd Kräuter
auf den Tisch legte und zum Herd ging. Die Frau verließ die Kammer,
weil die Magd mit einer Kelle heißes Wasser in eine Schüssel
füllen wollte.