Silber-Grusel-Krimi Nr. 270: Das Böse kam immer nachts
Silber-Grusel-Krimi Nr. 270: Das Böse kam immer nachts


Kalt und unwirklich warfen die nackten Kerkerwände das Licht der Fackeln zurück. Sie beleuchteten mit ihrem schwachen Schein eine gespenstige Szene. In den Augen der Frau, die in der Mitte des Gewölbes stand, spiegelten sich Angst, Abscheu und Schrecken. Sie zitterte am ganzen Körper, als sie mit heiserer Stimme schrie: "Wehe Euch, Richard von Cullingham, versündigt Euch nicht!" Der Angesprochene, ein bulliger Hüne, über dessen Gesicht sich eine feuerrote Narbe zog, die seinem Antlitz einen grausamen Ausdruck verlieh, lachte rüde. Seine maskierten Begleiter stimmten In das Gelächter ein. In Ihren Augen, die die Masken freigaben, funkelte Kälte und Mordlust. Plötzlich gefror das Lachen des Adeligen. Die Lippen verengten sich zu einem schmalen Schlitz. "Du sollst für den Mord an meiner Familie furchtbar büßen, Hexe!" fauchte er außer sich vor Wut. Schaum bildete sich vor seinem Mund. An die Henkersknechte gewandt, befahl er kalt: . "Waltet eures Amtes! Kerkert sie ein!" Ein irrsinniger Schrei hallte durch die Gewölbe, die schon viel Leid und Blut gesehen hatten.


von Klaus Schmidt, erschienen am 20.11.1979, Titelbild: Mehmet