Silber-Grusel-Krimi Nr. 291: Satans grausiges Experiment
Silber-Grusel-Krimi Nr. 291: Satans grausiges Experiment


Brausender Lärm füllte Londons verkehrsreichsten Platz, den Piccadilly Circus. Leuchtreklame zuckte von den Hauswänden. Auf den Gehsteigen drängte sich die Menschenmenge. Steven Horn stoppte mitten im Schritt, als sei er gegen unsichtbares Panzerglas geprallt. Er wurde von hinten gestoßen. Jemand murmelte eine Entschuldigung. Zwei Teenager, dicht vor ihm sahen in sein Gesicht und kicherten. Er bemerkte nichts davon. Sekundenlang schien sein Kopf wie blutleer. Seine Augen waren auf einen Punkt weit vor ihm gerichtet. Es war Sandra. Jetzt beschleunigte sie den Schritt und bog in die Shaftesbury Avenue ein. "Sandra!" Er spürte nicht, wie sein Mund ihren Namen formte, wie er rief. Eine Passantin drehte sich um und ging dann weiter. Endlich gelang es Steven Horn, die Lähmung abzustreifen. Rücksichtslos stieß er die Menschen beiseite und eilte hinter Sandra her. Nein, es war keine Täuschung, keine Halluzination! Dort drüben lief das Mädchen, das seit sechs Wochen tot war!


von Rolf Kalmuczak, erschienen am 15.04.1980, Titelbild: ???

Rezension von Adee:


Kurzbeschreibung:
Rennfahrer Steven Horn hat eine schlimme Zeit hinter sich. Eine schwere Krankheit hat ihn beinahe das Leben gekostet, seine schöne Verlobte Sandra Hellcat ist bei einem Autounfall gestorben. Da sieht er sie bei einem Spaziergang durch London. Jeder Mensch hat einen Doppelgänger, aber diese Ähnlichkeit ist unheimlich. Steven verfolgt sie in eine üble Kneipe. Der Wirt des BLACK DEVIL behauptet, sie nicht gesehen zu haben. Steven lässt nicht locker. Ein Gast, der ihm bestätigt, dass die Frau tatsächlich dort war, wird kurz darauf erschossen. Und noch andere seltsame Dinge gehen in London vor. Menschen verschwinden spurlos, eine Zeugin glaubt einen sprechenden Gorilla gesehen zu haben.
Mithilfe eines Freundes stellt Steven eigene Nachforschungen an. Sandra kam gerade vom Kontinent und hatte eine Beifahrerin namens Fanny, die ebenfalls bei dem Unfall starb. Die Spur führt in die Klinik des aalglatten Dr. Fiend. Kurz darauf entgeht Steven einem Mordanschlag. Eine schöne rothaarige Frau verfolgt ihn. Ist es tatsächlich Fanny, die ebenfalls von den Toten auferstanden ist? Steven weiß nicht mehr, was er glauben soll. Dann kommt der Abend, an dem ihn ein sprechender Gorilla töten will ...


Meinung:
Das ist der zweite und letzte VHR von Jens Orlik alias Rolf Kalmuczak, der später mit den TKKG-Jugendbüchern berühmt und beliebt wurde. Auch wenn es letztlich mal wieder um einen irren Arzt geht, der in seiner Freizeit Gehirne verpflanzt, ist das ein spannender und lesenswerter Roman, der vor allem durch seine Charakterisierung und sorgfältige Erzählweise auffällt. Mehr Gruselkrimi als Horrorroman, der klassischen Erzählmustern folgt. Steven Horn ist ein glaubwürdiger Held, der hart arbeiten muss, bis er das Rätsel gelöst hat. Das ist noch ein Gruselroman aus der Zeit, in der Helden tatsächlich noch überrascht waren, wenn sie mit dem Unheimlichen konfrontiert wurden, und sich nicht mal eben im Ramschladen an der Ecke ein magisches Schwert mit dem dazugehörigen Kreuz besorgten. Die Geschichte weist für einen Roman dieser Art sehr viele teilweise auch überraschende Wendungen auf; aus dem Stoff hätten andere Autoren vermutlich drei Hefte gemacht. Das Ende ist etwas lahm, hat aber immerhin eine witzige bizarre Wendung. Ein guter Roman, der zwar seinem Thema im Grunde nichts Neues abgewinnen kann, der es aber ernst nimmt. Was einmal eine interessante Abwechslung ist.


Besonderheiten:
Der Roman wurde erstmals unter dem Titel "Dr. Satans grausiges Experiment" als Nr. 122 in der Reihe "Vampir-Horror-Roman" veröffentlicht.


3 von 5 möglichen Kreuzen:
3 Kreuze


Kommentare zum Cover:

Als Cover der Serie "The Avenger" ist das Bild besser geeignet. Hier auf dem SGK ist es völlig beliebig.


Coverbewertung:
1 Kreuz

Zusatzhinweise zu dem Cover kommen von Michael Schick:
Auf den Titelbildern des Silber-Grusel-Krimis Nr. 291 und des Gordon Black-Romans Nr. 7 ist offensichtlich der selbe Mann dargestellt. Zwar hat er eine andere Körperhaltung, aber er sieht definitiv genauso aus. Er trägt sogar die gleiche graue Lederjacke und hat den selben Dolch in der Hand:

Gordon Black Nr. 7: Die Schatten mit den Würgerhänden


Und weil auf dem amerikanischen Roman "Demon Island" das selbe Titelbild wie auf dem Gordon Black-Heft verwendet wurde, war der Mann dort natürlich ebenfalls noch einmal abgebildet. Bei diesem Roman handelte es sich übrigens um die Nr. 36 der in den 40er Jahren des vorigen Jahrhunderts vor allem in den USA sehr populären Pulp-Fiction Serie "The Avenger" vom Doc Savage-Schöpfer Kenneth Robeson:

The Avenger Nr. 36


Auch auf der Ausgabe Nr. 28 der Avenger-Serie mit dem Titel "Dr. Time" war der Mann zu sehen und zwar in der selben Pose wie auf obigem Gordon Black-Roman:

The Avenger Nr. 28


Und um den Kreis zu schließen: Auf der Ausgabe Nr. 29 "The Nightwitch Devil" war dann nicht nur selbe Mann, sondern sogar exakt das selbe Titelbild wie auf dem Silber-Grusel-Krimi Nr. 291 verwendet worden:

The Avenger Nr. 29